Reichenbach. Ein glühender Brocken rast durch die Atmosphäre, zerreißt die Luft mit einem Knall und hinterlässt eine leuchtende Spur am Himmel. Solche Erscheinungen haben Menschen zu allen Zeiten beschäftigt. Im Felsenmeer-Informationszentrum sprach Werner Michel über Asteroiden und Meteoriten, über ihre Entstehung, ihre Zusammensetzung und ihre Bedeutung für die Erde.
Zu Beginn erklärte Michel, das Sonnensystem sei vor etwa 4,6 Milliarden Jahren aus einer großen Wolke aus Gas und Staub entstanden. Durch die Schwerkraft hätten sich die Teilchen nach und nach zusammengezogen, bis größere Körper entstanden sind. Auf diese Weise seien Planeten, Monde und Asteroiden gebildet worden. Generell sei die Gravitation die bestimmende Kraft im gesamten Sonnensystem. Sie lasse sich nicht abschirmen und wirke selbst auf kleinste Teilchen. Dadurch würden auch winzige Staubkörner im Weltall zusammenhaften und die Grundlage für größere Gebilde bilden.
Unter dem Mikroskop werden typische Strukturen sichtbar
Um diesen Prozess zu veranschaulichen, beschrieb Michel Experimente, bei denen feines Granulat unter Weltraumbedingungen untersucht wurde. Dabei habe man beobachten können, wie sich Teilchen allein durch ihre Anziehungskraft zusammengeschlossen haben. Solche Vorgänge könnten die frühen Phasen der Planetenbildung widerspiegeln, so Michel.
Ein großer Teil seines Vortrags widmete sich den Meteoriten selbst. Michel hatte Exemplare aus seiner Sammlung mitgebracht: Eisenmeteoriten, Steinmeteoriten und Mischformen, sogenannte Steineisenmeteoriten. Unter dem Mikroskop zeigten diese typische Strukturen, die nur durch extrem langsames Abkühlen im All entstehen. Besonders Eisenmeteoriten wiesen die charakteristischen Widmanstätten-Muster auf – feine Linien aus Nickel und Eisen, die sich beim Erstarren des Metalls bilden.
Michel erläuterte, dass Meteoriten deshalb wichtige Informationen über die Frühzeit des Sonnensystems lieferten. Viele von ihnen seien älter als die Erde selbst. In manchen Meteoriten habe man organische Moleküle gefunden, darunter Aminosäuren, die als Grundbausteine des Lebens gelten. Dies könne ein Hinweis darauf sein, dass die Voraussetzungen für Leben im All weit verbreitet seien.
2029 zieht ein Asteroid nahe an der Erde vorbei
Täglich gehe eine beträchtliche Menge an Mikrometeoriten auf die Erde nieder – winzige Teilchen, die meist unbemerkt zu Boden fallen. Sie stammten aus dem Asteroidengürtel oder von Kometen, die bei ihrer Annäherung an die Sonne Material verlieren. Mit einem Magneten lasse sich solcher Staub sogar in Regenwasser nachweisen, da er oft feine metallische Bestandteile enthalte.
Anschließend kamen auch größere Himmelskörper zur Sprache, die auf erdnahen Bahnen unterwegs sind. Michel erwähnte den Asteroiden Apophis, der im Jahr 2029 in einer Entfernung von rund 31.000 Kilometern an der Erde vorbeifliegen wird. Nach aktuellen Berechnungen sei kein Einschlag zu erwarten, doch das Ereignis werde gut sichtbar sein. Er hob hervor, dass der Planet Jupiter durch seine enorme Masse viele Asteroiden anziehe und so verhindere, dass sie die inneren Planeten gefährden. Ohne diese Schutzwirkung sehe das Sonnensystem möglicherweise ganz anders aus.
Michel erinnerte an frühe Forscher wie Alexander von Humboldt und Ernst Chladni, die im 18. Jahrhundert zu den Ersten gehörten, die Meteoriten als außerirdischen Ursprungs erkannten. Zuvor habe man geglaubt, Steine könnten nicht vom Himmel fallen. Erst durch systematische Untersuchungen und chemische Analysen sei klar geworden, dass es sich um Material aus dem All handelt.
Überreste aus der Frühzeit des Sonnensystems
Die enorme Energie, die beim Einschlag eines größeren Meteoriten frei wird, sei ein entscheidender Aspekt. Schon ein wenige Meter großer Körper könne eine gewaltige Druckwelle erzeugen. Als Beispiel nannte Werner Michel den Vorfall von Tscheljabinsk im Jahr 2013, bei dem ein etwa 20 Meter großer Meteorit über Russland explodierte und zahlreiche Fenster zerstörte.
Zum Abschluss präsentierte Michel Dünnschliffe von Meteoriten, hauchdünne Scheiben, die unter polarisiertem Licht betrachtet werden. Die unterschiedlichen Farben und Strukturen verrieten, welche Mineralien in den Proben enthalten waren und welche Temperaturen und Druckverhältnisse sie erlebt hatten. Auf diese Weise könne man nachvollziehen, welchen Weg ein Meteorit im All zurückgelegt habe, bevor er auf die Erde fiel. Damit zeigte der Vortrag, wie eng die Geschichte der Erde mit den Vorgängen im Weltall verbunden ist. Meteoriten und Asteroiden sind nicht nur Überreste aus der Frühzeit des Sonnensystems, sondern zugleich Boten, die Einblick in Prozesse geben, die vor Milliarden Jahren begannen und bis heute andauern.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lautertal_artikel,-lautertal-asteroiden-meteoriten-weltall-_arid,2340483.html
