Lautern. Der Ortsbeirat Lautern hat einmal mehr seine wichtige Funktion als kommunalpolitischer „Seismograph“, unter Beweis gestellt, wie Bürgermeister Andreas Heun sich ausdrückte. Das Gremium hatte zu seiner ersten öffentlichen Sitzung im Jahr eingeladen, um ein Stimmungsbild über die Lage im Ortsteil zu erhalten, erklärte Mitglied Peter Weimar – insbesondere bezüglich der Verkehrs- und Parksituation. Längere Diskussionen gab es über die Jahnstraße, in der die Gemeinde eine Verkehrszählung beabsichtigt. Ein weiteres Thema der Sitzung waren ehrenamtliche Pflegearbeiten des Ortsbildes durch Mitglieder des Ortsbeirats.
Der Bürgermeister teilte mit, er höre seit längerem Beschwerden von Anwohnern, die Jahnstraße werde von Pkw-Fahrern illegal zur Durchfahrt nach Beedenkirchen genutzt. Der Wunsch nach verkehrsberuhigenden Maßnahmen sei ihm angetragen worden. Weiterhin habe es Widerstand gegen die Altpapiercontainer in der Jahnstraße gegeben. Die Jahnstraße ist nur im unteren Abschnitt bebaut, die Strecke nach Beedenkirchen nördlich des Sportplatzes ist nur für landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben.
Unterschiedliche Ansichten
Mehrere anwesende Bewohner der Jahnstraße äußerten nun jedoch eine andere Sicht der Dinge: Die Beschwerden und Forderungen ihrer Nachbarn seien überzogen. Von einer hohen Verkehrsbelastung und Behinderungen der Landwirte durch den fließenden Verkehr könne keine Rede sein. Der Papiercontainer „störe niemanden“, meinte eine Teilnehmerin und erhielt mehrfache Zustimmung. Vielmehr fanden einige, das uneinsichtige Verhalten von Teilen der Bewohnerschaft gebe Anlass zur Beschwerde: Gewisse Personen parkten regelmäßig so, dass sie andere, einschließlich landwirtschaftlicher Fahrzeuge, wissentlich behinderten, und seien durch Zureden nicht davon abzubringen.
Heun bat die Betroffenen, wiederholte Fälle mit Fotos zu dokumentieren und diese der Gemeindeverwaltung zukommen zu lassen. Nur wenn Beweise vorlägen, könnten Verstöße geahndet werden. Er bot weiterhin an, persönlich mit den betreffenden Personen in Kontakt zu treten.
Der Bürgermeister bedankte sich für die offenen Meinungsäußerungen. Um angemessene politische Entscheidungen zu treffen, sei es immer wichtig, ein möglichst umfassendes Meinungsbild zur Sache zu haben. Den Bürgern empfahl er, bei Konflikten generell immer zuerst das Gespräch zu suchen.
Endgültige Klarheit über die tatsächliche Verkehrsbelastung in der Jahnstraße soll nun die geplante Verkehrszählung bringen. Abhängig von den Ergebnissen könnten sich Gemeinde und Bewohner über verkehrsberuhigende Maßnahmen verständigen.
Auch die hohe Parkdichte innerhalb Lauterns bereitet dem Ortsbeirat Sorgen. Mit am schwersten betroffen ist nach allgemeiner Ansicht die Hauptstraße. Besonders am Wochenende sei die Sicht durch parkende Autos gefährlich eingeschränkt, hieß es. Der Bürgermeister stellte das Problem in den Kontext „gesellschaftlicher Entwicklungen“, nämlich der Zweckentfremdung von Garagen als Lagerraum und des Trends hin zu mehr Fahrzeugen pro Haushalt.
Er informierte über die Richtlinie der Gemeinde, die auch als Weisung an das Ordnungsamt gelte, dass beim Parken auf Bordsteinen 90 Zentimeter für Fußgänger frei zu halten seien. Gleichzeitig dürften auf der Fahrbahn keine Behinderungen entstehen. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) ist das Parken an „engen oder unübersichtlichen Stellen“ ohnehin verboten. Heun räumte ein, dass die Kontrollen durch Ordnungsbeamte aus Bensheim an zwei Tagen pro Woche eher wenig seien. Stellen für Ordnungsbeamte bei der Gemeinde Lautertal zu schaffen, sei derzeit aber nicht möglich.
Ortsvorsteherin Renate Müller zählte auf, welche Arbeiten die Mitglieder des Ortsbeirats regelmäßig ehrenamtlich leisten. Dabei gehe es ihr nicht um Eigenlob, erklärte sie, sondern darum, die hohe Arbeitsbelastung herauszustellen und um Mithilfe durch die Bürger zu bitten.
Sie nannte unter anderem das Mähen um die Festhalle, den Auf- und Abbau des Weihnachtsbaums, die Pflege öffentlicher Plätze und um das Feuerwehrgerätehaus sowie die Erneuerung der Aushänge im Schaukasten. Seit die Zahl der Mitarbeiter der KMB im Lautertal von 13 auf zehn reduziert wurde, bleibe noch mehr Arbeit an den Ehrenamtlichen hängen. Heun pflichtete bei, dieser Schritt sei „kontraproduktiv“ gewesen. Er werde das Thema gegenüber der Gemeindevertretung wieder zur Diskussion stellen.
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