Reichenbach. Eine denkwürdige Jahreshauptversammlung erlebten die Mitglieder des Männergesangvereins „Eintracht“ Reichenbach, auf deren Tagesordnung die Auflösung des Vereins zum Thema stand.
Vor dem historischen Beschluss gab Vorsitzender Peter Kaffenberger einen kurzen Rückblick auf die vergangenen 60 Jahre des Vereins. Ganz besondere Erlebnisse seien die Oper- oder Operettenkonzerte in Bensheim gewesen, die der damalige Dirigent Volker Seitz zusammen mit dem Frauenchor Reichenbach und dem Singkreis Schwanheim mit bis zu 100 Sängerinnen und Sängern auf die Bühne gebracht habe.
Ausflüge in die Nachbarländer
Weit über die Ortsgrenzen hinaus berühmt seien die Elferratssitzung gewesen, die von Jahr zu Jahr schöner, besser und perfekter geworden seien. Fester Bestandteil des Vereinslebens seien die Jahresausflüge gewesen, die außer zu Zielen in Deutschland auch nach Österreich, Italien und Frankreich geführt hatten.
Erfolge habe man unter anderem beim Pokalsingen beim Hessentag in Bensheim 1976 erzielt. Beim Kreiswertungssingen habe man mit Dirigent Björn Karg zweimal das Prädikat „Leistungschor des Sängerkreises Bergstraße“ erreicht, worauf man heute noch stolz sei. Immer wieder schön seien Vatertags- und Jahresabschlusswanderungen, gut besuchte Sommerfeste sowie die gelungenen Familienabende, das Matinée- und Freundschaftssingen gewesen, die alle jetzt nur noch Erinnerungen seien, so Kaffenberger abschließend sichtlich bewegt.
Keine Nachrücker gefunden
In den vergangenen Jahren habe man durch Tod oder aus Altersgründen immer mehr Sänger verloren. Mit Werbeaktionen wurde versucht, neue Sänger zu werben. Allerdings sei dadurch nur ein förderndes Mitglied der Eintracht beigetreten. Der Frauenchor Reichenbach habe eine Fusion abgelehnt und anderen Männerchören sei die Entfernung zu Reichenbach zu groß gewesen. Ferner habe man keine Nachrücker für die Vorstandsarbeit gefunden, sodass eine Weiterarbeit als Verein ohne Chor keinen Sinn mehr gemacht habe und die Auflösung nur ein konsequenter Schritt sei.
Der Auflösungsbeschluss erfolgte einstimmig. Damit ist die Eintracht zwar noch nicht Geschichte, da erst die Liquidation unter der Aufsicht durch das Finanzamt erfolgen muss. Das Vereinsvermögen soll laut Vorstandsbeschluss an den Kindergarten in Reichenbach, die Jugendfeuerwehr Reichenbach, die Kinderkrebshilfe und die Jugendgruppe der Reichenbacher Vogelschützer aufgeteilt werden.
Nachdem der Vorsitzende allen Mitgliedern für ihre Treue zum Verein gedankt hatte, würdigte der zweite Vorsitzende Ronald Müller das langjährige Engagement von Peter Kaffenberger, der die Eintracht seit 2005 führte. Als Vorsitzender des Sport-, Kultur- und Werbeausschusses dankte Erich Sauer für die jahrzehntelange Vereinsarbeit der Eintracht, die an den Volkstrauertagen an die Opfer der Kriege mit Liedbeiträgen gedachte sowie für die Auftritte der Sänger bei den TSV-Weihnachtsfeiern und -märkten.
Für die Reichenbacher Kulturszene sei der Männergesangverein Eintracht eine große Bereicherung gewesen. Leider sei momentan ein Ausbluten der kulturellen Szene zu beobachten, dabei lebe Demokratie nur von Menschen, die sich engagierten und Verantwortung übernehmen. koe
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