Lautertal. Mit einem Festakt ist am Donnerstag Bürgermeister Jürgen Kaltwasser aus dem Amt verabschiedet worden. Kaltwasser ist bereits seit dem 1. August Pensionär, aber wegen der Sommerferien wurde die Abschiedsfeier erst jetzt gehalten.
Grund für Kaltwassers Rückzug waren die Fehlbuchungen im Haushaltsplan der Gemeinde in den Jahren 2013 bis 2017. Der Bürgermeister hatte eingeräumt, die Tragweite des Problems zunächst nicht erkannt zu haben. Nachdem LBL und CDU mit einer Abwahl gedroht hatten, hatte er um die Versetzung in den Ruhestand gebeten.
Die offizielle Abschiedsrede der Gemeinde hielt Dr. Günter Haas, der Vorsitzende der Gemeindevertretung. Er bescheinigte Kaltwasser eine "respektable Leistung" als Bürgermeister und erinnerte auch daran, dass dessen Familie über Jahre die Belastungen mitgetragen habe.
Kreisbeigeordneter Karsten Krug ließ kurz Kaltwassers berufliche Stationen Revue passieren. Der bisherige Verwaltungschef hatte zunächst bei der Stadt Bensheim gearbeitet und war 1979 ins Lautertaler Rathaus gewechselt. 1995 war er zum Bürgermeister gewählt worden. Krug sagte, das Arbeitspensum in solchen Positionen sei hoch, aber nicht immer nur belastend. Schließlich könne man durch seine Arbeit auch zahlreichen Menschen helfen.
Für die SPD-Fraktion stellte Beate Dechnig fest, Kaltwasser habe mit seinem freiwilligen Rückzug vom Amt in der Finanzkrise im Sommer Größe gezeigt und Schaden von der Gemeinde abgewendet. Er habe seinen Weggefährten gerne vertraut, auch wenn das Vertrauen im Nachhinein nicht immer gerechtfertigt gewesen sei.
Standing Ovations zum Schluss
Kaltwasser sie "ein Bürgermeister für alle" gewesen und ein "Macher und Denker", der immer den Kontakt zu seinen Bürgern gesucht und gefunden habe. Er habe "die Gemeinde in schwierigen Zeiten gut geführt". Wie engagiert Kaltwasser seine Aufgabe wahrgenommen habe, zeige sich daran, dass er mit seiner Pensionierung den Anspruch auf über 300 Urlaubstage habe verfallen lassen. Oft habe er auch an Abenden und am Wochenende im Rathaus gesessen.
Frank Maus (GLL) erinnerte daran, dass Jürgen Kaltwasser nicht freiwillig aus dem Amt geschieden sei. Verschiedene Personen hätten lange daran gearbeitet, ihn aus dem Rathaus zu drängen. Er selbst habe gute Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Rathauschef. Er habe dort immer offene Türen und Hilfe vorgefunden - gerade in der Zeit seines Einstiegs in die Politik. Für die Bürger, aber auch für die Mitglieder der gemeindlichen Gremien habe sich Kaltwasser immer Zeit genommen. "Für die Menschen wird er im Herzen der Bürgermeister bleiben."
Erich Sauer (CDU) bezeichnete Jürgen Kaltwasser als "Urgestein" der Politik. Martin Grzebellus von der LBL wünschte dem Neu-Pensionär, dass er nun die Zeit finde, nach den stressigen Jahren im Amt zur Ruhe zu kommen. Glückwünsche kamen auch vom Verschönerungsverein Reichenbach. Die Mitglieder des Spinnkreises traten in Tracht auf und bedankten sich bei Kaltwasser für die gute Zusammenarbeit. Gäste bei der Abschiedsfeier waren auch Kreistags-Vorsitzender Gottfried Schneider, der ehemalige Landrat und Lautertaler Kommunalpolitiker Matthias Wilkes und der Lindenfelser Bürgermeister Michael Helbig.
Jürgen Kaltwasser bedankte sich bei den Bürgern für das Vertrauen in den 21 Jahren seiner Amtszeit und den vier Direktwahlen, die er gewonnen hatte. Er zeigte sich zuversichtlich, dass ihm dieses Vertrauen auch in einer fünften Wahl ausgesprochen worden wäre. Kaltwasser hatte allerdings bereits nach der Wahl 2013 in Aussicht gestellt, nicht noch einmal anzutreten.
"Ich war gerne Bürgermeister der Gemeinde Lautertal", so Kaltwasser. Es habe in dieser Zeit schöne Erfolge gegeben, auch wenn nicht alles gelungen sei.
In seinem letzten offiziellen Auftritt bedankte er sich ausdrücklich bei seinen Wegbegleitern, bei Feuerwehren, Kirchen, Vereinen, aber auch bei seiner Familie für die Unterstützung. Den großen Einsatz, den seine Frau Hildegard Kaltwasser, über die Jahre gezeigt hatte, hatten zuvor schon verschiedene Redner gewürdigt. Mit Standing Ovations verabschiedeten die Gemeindevertreter und die weiteren Gäste Jürgen Kaltwasser aus dem Amt. Aus der Politik wird Kaltwasser aber nicht ganz ausscheiden: Karsten Krug sagte, er sei froh, dass der SPD-Mann sein Mandat im Kreistag behalte.
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