Einhausen. Als sich einige Mitglieder der Wirtschaftsvereinigung Einhausen, darunter der komplette Vorstand, am vergangenen Donnerstag zur Jahreshauptversammlung in der Gaststätte „Zum Engel“ versammelten, schwebte über den Teilnehmern rein sprichwörtlich das berühmte Damokles-Schwert. Im Vorfeld hatte nämlich der Vorstand beschlossen, die Vereinigung mangels Interesse der Mitglieder und auch der Bevölkerung bei Veranstaltungen aufzulösen.
Die Vorsitzende Ingeborg Kude, seit 18 Jahren im Amt, nannte die Anwesenheit aller Vorstandsmitglieder „eine Sensation“. Sie bedauerte, dass zu der Versammlung nicht noch mehr der 60 Mitglieder gekommen seien. In ihrem kurzen Bericht erinnerte sie daran, dass es ihr gesundheitlich nicht gut gegangen sei, was ihr Fehlen bei Veranstaltungen entschuldigen möge. Viel zu berichten gebe es nicht mehr. Sie dankte aber allen Helfern und dem Vorstand für ihr Engagement. Man habe gute Vorstandsarbeit geleistet, sei aber auf immer weniger Teilnahme gestoßen und habe deshalb für eine Auflösung der Vereinigung gestimmt. Vom Vorstand wolle niemand den Verein weiterführen.
Der Bericht des Rechners war finanziell positiv. Die beiden Prüfer Marc Jakob und Patrick Pajatsch bescheinigten ihm eine einwandfreie Kassenführung. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet. Einstimmig war auch der Beschluss, für dieses Jahr keinen Mitgliedsbeitrag zu erheben.
Lebhafte Diskussion der Teilnehmer nach dem „Warum“
Bevor die Frage der Auflösung behandelt wurde, kam es zu einer lebhaften Diskussion der Teilnehmer. Es erhob sich die Frage, woran das mangelnde Interesse gelegen habe, ob es am Wandel im Handel gelegen habe, an einer unattraktiven Gewerbeschau. Lediglich bei einem Vortrag der Polizei zum Thema Einbruchschutz sei der Besuch gut gewesen. „Das Interesse geht nahezu gegen Null, da habe ich auch keine Lust mehr weiterzumachen“, meinte ein Teilnehmer. „Auch anderswo wird es schlimmer, man merkt es im eigenen Beruf.
Als Ur-Einwohnerin finde ich das ärgerlich. Ich kann verstehen, wenn jemand keinen Bock mehr hat, Verantwortung zu übernehmen“. „Die Zeiten haben sich geändert“, man habe keine guten Erfahrungen gemacht, klagte ein Mitglied. „Bevor man jetzt krampfhaft weitermacht, sollte man lieber aufhören, der Zeitaufwand ist zu schade“, kam ein weiterer Einwand. Es folgte der Verweis, dass auch in Lorsch die Wirtschaftsvereinigung ihre Tätigkeit beendet habe. Diese hatte sich Ende Januar 2025 aufgelöst (wir berichteten). Um die Belebung des Zentrums und das Stadtmarketing kümmert sich jetzt die Entwicklungsgesellschaft Lorsch.
Die Teilnehmer berichteten von negativen Erfahrungen, von viel betriebenem Aufwand und keiner Resonanz. Es wurde überlegt, was noch gemacht werden könnte, ohne Ergebnis. „Ich habe auch keine Ideen mehr, was man noch machen könnte. Es gibt keine Anerkennung für das, was die Gewerbetreibenden alles geleistet haben“, schloss Ingeborg Kude die Diskussion ab.
Vereinsvermögen kommt der Feuerwehr und dem DRK-Ortsverein zugute
Der Antrag, die Vereinigung aufzulösen, wurde dann einstimmig beschlossen. Die Wirtschaftsvereinigung war 1992 gegründet worden unter dem Namen „Interessenvertretung für Handel, Handwerk, Gewerbe und Dienstleistungen“. „Helmut Seibel vom Schwimmbadkiosk ist damals Gründungsmitglied gewesen“, erinnerte sich Ingeborg Kude. Das Vereinsvermögen kommt sowohl der Freiwilligen Feuerwehr als auch dem Einhäuser DRK-Ortsverein zugute.
Bürgermeister Helmut Glanzner, der aus Termingründen ein wenig später gekommen war, bedauerte die Auflösung des Vereins. Es sei immer das Ziel gewesen, das Gewerbe in der Gemeinde zu halten, „die Perle des Rieds attraktiv zu machen“. Er dankte dem Vorstand mit Ingeborg Kude an der Spitze für das gezeigte Engagement. Die Idee, etwas gemeinsam zu veranstalten, werde nicht aufgegeben.
Im Namen des Vorstands bedankte sich der stellvertretende Vorsitzende Frank Deselaers mit einem Strauß Blumen bei Ingeborg Kude. Sie habe in ihrem 18-jährigen Wirken viel erreicht, habe vieles alleine gemacht, den Vorstand nicht immer belastet. Unter dem Beifall der Mitglieder lobte er: „Du warst eine gute Chefin.“ Nach einem letzten gemeinsamen Abendessen auf Kosten des aufgelösten Vereins, mit den dazugehörigen Getränken, verabschiedeten sich die Mitglieder.
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