Schulprojekt

Wie Kinder in Einhausen mit "Franzis" Hilfe schwimmen lernen

Von 
Jörg Keller
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Offizielle Spendenübergabe bei der ersten Schwimmstunde für Erstklässler in Zusammenarbeit mit der Franziska-van-Almisick-Stiftung: (v.l.) Bürgermeister Helmut Glanzner, Stiftungsmanagerin Melanie Magin, Schulleiterin Sandra Aust, Konrektorin Christina Schmidt, Dieter Becher (Vorstandsmitglied der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim), Birgit Kissel (Sparkasse Bensheim) sowie – im Becken – die Kinder mit den Schwimmlehrerinnen der SSG Bensheim. © Sparkasse

Einhausen. „Viele unserer aktuellen Schulanfänger können nicht schwimmen“, sagt Sandra Aust. Die Leiterin der Grundschule an der Weschnitz führt dies insbesondere auf die Pandemie zurück. Ihrer Erfahrung nach besuchen die meisten Einhäuser Kinder in normalen Zeiten bereits vor der Einschulung einen Schwimmkurs. Doch während des Lockdowns waren das Einhäuser Hallenbad und auch die umliegenden Bäder lange Zeit geschlossen oder nur eingeschränkt nutzbar. In der Folge fehlt es bei zwei Jahrgängen an den lebensnotwendigen Kenntnissen, sich im Becken über Wasser zu halten.

Ab der zweiten Klasse steht für die Einhäuser Grundschüler dann zwar regelmäßiger Schwimmunterricht auf dem Stundenplan. Über 20 Kindern in kürzester Zeit von Grund auf Armzüge und Beinschläge beizubringen, ist jedoch schwierig – selbst bei einer Doppelbesetzung mit zwei Lehrkräften während der regulären Schulstunden im Hallenbad.

Umso mehr freute sich Sandra Aust über einen Anruf der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim. In Zusammenarbeit mit der in Heidelberg ansässigen Franziska-van-Almsick-Stiftung hatte diese 4000 Euro zu vergeben, um abseits des regulären Unterrichts zusätzliche Schwimmkurse zu organisieren.

Kooperation mit SSG Bensheim

Bei der Grundschule an der Weschnitz ließ man sich nicht lange bitten. Sandra Aust machte sich auf die Suche nach kompetenten Partnern für den Schwimmunterricht und fand diese bei der SSG Bensheim, die normalerweise im Bensheimer Basinusbad Schwimmkurse anbietet.

Bis zu den kommenden Sommerferien werden die SSG-Schwimmlehrerinnen Tatjana Schmitt, Brigitte Zimmermann-Petrullat und Sarah Dächert den Einhäuser Erstklässlern jeweils sonntags zeigen, wie man sich im Wasser richtig bewegt, um nicht unterzugehen. 45 Mädchen und Jungen haben sich dazu angemeldet. Eingeteilt in drei Gruppen absolvieren sie jeweils einen zehnstündigen Kurs. Auftakt war am vergangenen Sonntag.

Zum Auftakt übergab die Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim zusammen mit der Franziska-van-Almsick-Stiftung im Hallenbad die 4000 -Euro-Spende an den Förderverein der Grundschule, der damit im Rahmen des Projekts anfallende Kosten begleicht.

Für die Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim ist die Kooperation mit der Franziska-van-Almsick-Stiftung die erste Zusammenarbeit dieser Art. Involviert in die Planungen war auch die Stiftungsmanagerin Melanie Magin, die sich zusammen Birgit Kissel (Sparkasse Bensheim) und Dieter Becher (Vorstandsmitglied der Jubiläumsstiftung) vor Ort ein Bild machte, mit wie viel Spaß die Kinder am ersten Kurstag teilnahmen. Die Spende stammt aus den jährlichen Ausschüttungen der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim. Vier weitere Einhäuser Vereine hatten – wie berichtet – in diesem Jahr ebenfalls schon profitiert und insgesamt 23 500 Euro als Spende erhalten. Die bei diesem Projekt kooperierende Stiftung der ehemaligen Weltklasse-Schwimmerin Franziska-van-Almsick-Stiftung verfolgt ein ambitioniertes Ziel: „Jedes Kind in Deutschland soll eine Schwimmart sicher beherrschen, wenn es die Grundschule verlässt.“

Insgesamt unterstützt die Stiftung nach eigenen Angaben Schwimmprojekte in 38 Städten im gesamten Bundesgebiet mit 19 251 Kindern.

Wie sich die frühere Welt- und Europameisterin Franziska van Almsick engagiert



Die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick engagiert sich mit der nach ihr benannten Stiftung für eine bessere Schwimmausbildung.

„Ich wollte vorantreiben, dass Kinder schwimmen lernen. Das ist ein Thema, das nie vorbeigeht, denn Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern“, erklärte sie bei einer Online-Konferenz der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein Neckar Nord in diesem Frühjahr.

Dazu baue man vor Ort Kooperationen mit den Schulen auf und sichern bestehende Projekte. „Kinder sollten ein Recht darauf haben, Schwimmen zu lernen“, sagt Almsick. Gerade in Zeiten der Pandemie sei der Ausfall des Schwimmunterrichts eine Katastrophe. Bereits vor Corona konnten etwa 60 Prozent der Kinder nicht schwimmen, wenn sie die Grundschule verließen. Durch die pandemiebedingten Schließungen der Schwimmbäder würden viele Schüler in einer Art Warteschleife landen. Die nächsten Klassen rücken nach, die Defizite im Schwimmen häufen sich. „Hier stellt sich nicht die Frage nach der Finanzierung, sondern, wie man nach der Pandemie helfen und den ausgefallenen Schwimmunterricht organisieren kann“, sagte van Almsick.

Die 1978 in Ost-Berlin geborene Franziska van Almsick machte selbst mit fünf Jahren ihre ersten Schwimmzüge. Im Laufe ihrer Karriere errang die von Fans und Medien „Franzi“ genannte Sportlerin auf europäischer Ebene 18 Goldmedaillen, zwei Titel bei Weltmeisterschaften und sechs olympische Bronzemedaillen. Seit Jahren lebt Franziska van Almsick mit ihrer Familie in Heidelberg. red

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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