Handel - Am 23. Januar 2012 stellte das bundesweite Unternehmen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens

Seit dem Schlecker-Aus gibt’s in Einhausen keinen Drogeriemarkt

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Jörg Keller
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Vor zehn Jahren musste die Schlecker-Filiale in der Mathildenstraße 30 schließen. Seitdem gibt es in Einhausen keinen Drogeriemarkt mehr. © Lotz

Einhausen. Morgen, am 23. Januar, ist es zehn Jahre her, dass die Drogeriemarktkette Schlecker beim Amtsgericht Ulm Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellte. Knapp zwei Monate später, am 14. März, war klar, dass die Filiale in der Einhäuser Mathildenstraße 30 schließen muss. Das Unternehmen hatte seinerzeit zunächst angekündigt, bundesweit rund 2000 Geschäfte zu schließen. Die Filiale in der Weschnitzgemeinde war auf der Liste der betroffenen Standorte aufgeführt.

Und dann ging alles ganz schnell. Noch eine Woche lang machte der Drogeriemarkt Räumungsverkauf. „30 Prozent auf alles“ hieß es, dann war endgültig Schluss. Vier Mitarbeiter verloren in Einhausen ihren Arbeitsplatz. Am 27. Juni 2012 schlossen mit Ausnahme der großen XL-Märkte und der Ihr-Platz-Filialen sämtliche Schlecker-Filialen. Am 28. Juni 2012 verkündete der Insolvenzverwalter das Aus für die Schlecker XL GmbH.

Die Handelskette war in den Jahren zuvor in der Weschnitzgemeinde sehr präsent. Zunächst konnten die Einhäuser sich in der zentral gelegenen Filiale in der Ludwigstraße mit Shampoo, Cremes, Deos und Putzmitteln versorgen. Später gab es sogar gleich zwei Standorte. Außer in der Mathildenstraße hatte auch ein Markt im Norden der Gemeinde am Dreispitzgelände geöffnet.

Seit zehn Jahren gibt es in Einhausen hingegen keinen eigenständigen Drogeriemarkt mehr. Das Thema beschäftigt die Verwaltung und die Politik seit Jahren. Schon bei einer Fragebogen-Aktion zur Zukunftswerkstatt im Jahr 2015 wurde die Ansiedlung eines Drogeriemarktes besonders häufig als wünschenswerte Verbesserung für den Ort genannt.

Pläne für Standort im Norden

Seitdem gab es zahlreiche Überlegungen und mehrere Anläufe, eine der großen Ketten zur Ansiedlung zu bewegen. Doch Einhausen scheint trotz des Wachstums der letzten Jahre noch zu klein zu sein. „Die größeren Drogeriemärkte siedeln sich normalerweise in Kommunen ab 10 000 Einwohnern oder an vielbefahrenen Hauptverkehrsstraßen an“, sagt Bürgermeister Helmut Glanzner auf Nachfrage dieser Zeitung. Einhausen liegt noch unter 7000 Einwohnern. Abgeschrieben hat der Rathauschef das Thema dennoch nicht. Im Gegenteil. „Ich stehe regelmäßig mit einer Drogeriemarktkette in Kontakt“, sagt er.

Zuletzt im Gespräch war ein Standort im Einhäuser Norden gebündelt mit einem vergrößerten Penny-Markt an der K65 in direkter Nähe zum großen Neubaugebiet Im Knippel. Doch das Projekt scheint aktuell ins Stocken geraten zu sein. „Wir warten auf Penny“, sagt Glanzner. Zwei Gesprächstermine, bei denen es um die geplante Markterweiterung gehen sollte, seien zuletzt wegen Corona abgesagt worden. Zudem sind noch Grundstücksverhandlungen notwendig.

Die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), die im Jahr 2017 mit der Erarbeitung eines umfassenden Entwicklungskonzeptes zur langfristigen Sicherung der Grundversorgung in Einhausen beauftragt worden war, kam seinerzeit zu dem Ergebnis: In den meisten Nonfood-Branchen werden Angebotslücken aufgezeigt, obwohl die Rahmenbedingungen am Standort Einhausen als gut bewertet werden. In Folge dessen fließe die Kaufkraft in die umliegenden Mittelzentren ab. Dies betreffe vor allem auch Waren des kurzfristigen Bedarfs aus den Bereichen Nahrung, Genussmittel und Drogerie. Mit der Eröffnung des neuen Knupfer-Supermarktes in der Waldstraße im Jahr 2019 dürfte sich die Situation jedoch schon deutlich verbessert haben.

Die früheren Schlecker-Räumlichkeiten in der Mathildenstraße stehen mittlerweile wieder leer. Zwischenzeitlich hatte dort ein auf Handball spezialisiertes Sportartikel-Geschäft seinen Sitz. Vor Schlecker war an dem Standort eine „Kik“Filiale zu finden. 2008 zog es den Textildiscounter jedoch über die Brücke hinweg in das damals neu errichtete Geschäftszentrum im Lorscher Gewerbegebiet Daubhart auf der anderen Seite der Autobahn. Auf dem Gelände der Nachbarstadt findet sich auch der derzeit für Einhäuser nächstgelegene Drogeriemarkt.

Kurz nach der Schlecker-Schließung im Jahr 2012 und noch einmal 2015 sorgten Anfragen zur Ansiedlung von Spielhallen in den Räumlichkeiten für Aufregung. Der Gemeindevorstand stimmte jedoch den Anträgen auf Nutzungsänderung für die die Gewerbehalle nicht zu.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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