Jubiläum

Einhäuser Schreinerei Hiemenz feiert 100-jähriges Bestehen

1925 gründete Nikolaus Hiemenz den Familienbetrieb als einzige Schreinerei im Ort. Heute steht die fünfte Generation bereits in den Startlöchern.

Von 
Janine Ak
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Inhaberin Christiane Hiemenz am Donnerstag in der Werkstatt in der Waldstraße 30 mit ihrem Sohn Christopher, der den Betrieb bald übernehmen wird, und dem Mitarbeiter Christian Lulei (rechts). © Thomas Zelinger

Einhausen. Christiane Hiemenz ist viel beschäftigt, obwohl die 66-Jährige seit diesem Jahr Rente bezieht. So auch am Donnerstag: morgens ein Kundengespräch im Büro, nachmittags eine Bestattung und abends noch schnell die Dekoration für die Feier holen. Denn am Freitag (17.) ab 14 Uhr wird in der Einhäuser Waldstraße 30 ganz offiziell ein Betriebsjubiläum gefeiert, das runder nicht sein könnte: Die Schreinerei Hiemenz besteht seit 100 Jahren.

Auch wenn in der Familie der Schmerz über den Tod von Christianes Mann Richard Anfang des Jahres, mit dem sie den Betrieb seit 1992 geführt hat, noch tief sitzt: „Nach langen Überlegungen fanden wir doch, dass 100 Jahre einfach gut sind und gefeiert werden müssen.“

Gegründet hat den Betrieb im Januar 1925 Richards Großvater Nikolaus Hiemenz. „Es gab noch keinen Schreiner in Einhausen zu dieser Zeit“, berichtet Christiane Hiemenz. Im Jahr 1962 übernahm dessen Sohn Walter, 1992 der Enkel Richard. Derzeit ist Christiane Hiemenz die alleinige Inhaberin. Ihr Sohn Christopher ist Werkstattleiter, der Betrieb soll bald auf ihn übertragen werden. „Die fünfte Generation steht schon in den Startlöchern“, freut sich Christiane. Der 16-jährige Paul, Sohn von Christopher, helfe in den Ferien in der Werkstatt aus und wolle ebenfalls Schreiner lernen.

Christiane und Richard hatten sich bei der Kerwe 1975 kennengelernt. Der 19-jährige Schreinerlehrling war Kerwevadder, die 16-jährige Auszubildende zur Bankkauffrau, Tochter des „Engel“-Wirts Adi Schumacher, eine der Begleitdamen. Auch wenn beide vielfältig ehrenamtlich engagiert sind, „der Verein zur Erhaltung der Tradition war von Anfang an unser Herzensverein“. 1978 wird geheiratet, 1979 kommt Sohn Christopher auf die Welt. Tochter Judith Florl, gelernte Industriekauffrau, ist heute Bürochefin. Mit ihr betreibt Christiane die Bestattungs-Sparte der Schreinerei. Die zweite Tochter Isabel ist Friseurmeisterin, hat ihren Salon im Nachbarhaus, hilft aber auch im Büro mit. Ihr Partner Michael Wiegandt ist Elektromeister und für die Elektrik im Betrieb zuständig, packt auch in der Schreinerei mit an.

Anfang der 2000er-Jahre blieben Aufträge und Zahlungen aus

„Die Familie stand und steht bei uns immer an erster Stelle“, sagt Christiane. Wenn sie erzählt, wird deutlich, dass der Begriff Familienbetrieb bei der Einhäuser Schreinerei Hiemenz nicht nur auf dem Papier steht, sondern dass die Familie mit all ihren Angehörigen die Arbeit und das Leben in guten und in schlechten Zeiten teilt. Anfang der 2000er-Jahre sei der Umsatz eingebrochen. Aufträge blieben aus und mehrere Kunden bezahlten ihre Rechnungen nicht. „Irgendwie haben wir uns da wieder herausgewurschtelt“, sagt Hiemenz. Insolvent sei der Betrieb nie gewesen.

Derzeit hat die Schreinerei drei Mitarbeiter. Die höchste Mitarbeiterzahl waren 1992 vier Mitarbeiter und drei Auszubildende. „Wir hatten auch Mitarbeiter aus dem Ausland: Ungarn und Polen. Ebenso hat mein Mann 2015 Flüchtlinge beschäftigt, wir haben da sehr gute Erfahrungen gemacht. Da wir zusammen gegessen haben, haben die Jungs besser Deutsch gelernt als in den Sprachkursen. Wir sind ein offenes Haus – Herkunft, Hautfarbe und Religion spielen bei uns keine Rolle, wichtig sind der Mensch und seine Fähigkeiten, und natürlich muss die Chemie stimmen.“

Die bisherigen vier Generationen hätten sich nie auf ein bestimmtes Produkt spezialisiert, sondern Fenster, Türen und Möbel angefertigt. „Auch für Reparaturen sind wir uns nicht zu schade. Unsere Werte sind ein ehrlicher und fairer Umgang mit Mitarbeitern und Kunden. Für diese haben wir immer ein offenes Ohr, und Gespräche gehen oft über das Fachliche hinaus. Da die ganze Familie im Ort ehrenamtlich tätig ist oder war, kennen wir natürlich auch viele Menschen und sind im Ort unterwegs.“ Der größte Teil der Kunden seien Privatpersonen. „Im öffentlichen Bereich sind wir gerne für die Gemeinde Einhausen tätig und schon jahrzehntelang ist die Caritas ein sehr guter Partner.“

Nach dem Festakt am Freitag mit offiziellen Vertretern feiert die Familie Hiemenz am Samstag (18.) mit geladenen Gästen im Gasthaus „Zum Engel“.

Redaktion

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