Gartenbauverein

Rekordbesuch beim Baumschnittkurs in Einhausen

Von 
ml
Lesedauer: 

Einhausen. Erfreut über den zahlreichen Besuch von Frauen und Männern, die sich für einen Obstbaumschnitt interessierten, zeigte sich Stephan Spahl, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Einhausen, bei der Begrüßung auf dem Vereinsgelände „Am Glockenacker“. 35 Personen hatten sich angemeldet, so Spahl, meistens aus Einhausen aber auch aus Mannheim, Lampertheim, Heppenheim und dem Odenwald. Vorstandsmitglieder sprachen von einem Rekordbesuch mit 45 Gartenfreunden, darunter auch jüngere Interessierte.

Gekommen waren auch Florian Schumacher von den Streuobstwiesenrettern und Volker Schneider, Vorsitzender des Bergsträßer Gartenbauvereins. Er ist Rentner, 75 Jahre alt, war Industriemeister Metallbau und hatte in einem vierwöchigen Kurs, plus Weiterbildung, auf der Weinbauakademie Geisenheim die Kenntnisse als Baumfachwart erworben. Die Werkzeuge, die für einen Obstbaumschnitt benötigt werden, hatte er auf einem langen Tisch vor dem Vereinsheim ausgebreitet. Die Besucher saßen auf Bänken und Stühlen, genossen das sonnige Frühlingswetter und lauschten den Ausführungen des Fachmanns.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Er tauschte sich dabei hin und wieder mit Florian Schumacher aus, der sich mit dem Schnitt von Obstbäumen auskennt. Das demonstrierte er später auch mit einer kleinen Gruppe an jungen Bäumen. Die vielen Geräte, die auf dem Tisch lagen und am Walnussbaum standen, kosteten, grob geschätzt durch den Referenten, etwa 1000 Euro.

Es handelte sich unter anderem um kleine Bypass-Scheren deren Schneiden nebeneinander verlaufen und dadurch einen scharfen Schnitt ergeben. Bei den Amboss-Scheren stoßen die Schneiden aufeinander und die Äste werden gequetscht.

Beide Arten gibt es auch mit langen Handgriffen mit denen weiter entfernte Zweige erreicht werden können. Das gilt auch für Baumscheren mit Teleskopstangen, mit denen Zweige auch in fünf Meter Höhe geschnitten werden können. Es gibt auch Baumsägen mit Teleskopstangen. Scheren müssen scharf sein. Sie können mit einem Diamantschleifer nachgeschärft werden. Das gilt auch bei einigen der unterschiedlichen Baumsägen, erfuhren die Zuhörer.

Im Gebrauch sind Sägen mit unterschiedlicher Zahnstruktur. Wie Schneider demonstrierte, schneidet eine Säge mit verschränkten Zähnen nicht glatt. Andere Sägen mit geradem Verlauf, sind nur zum Ziehen geeignet, also nicht zum Schieben. Dabei hat eine besondere Säge die Eigenart, dass sie nicht geschärft werden kann. Da muss immer ein neues Sägeblatt gekauft werden.

Der Trick mit der Schere

Die Zuhörer konnten Fragen stellen, die der Referent fachkundig beantwortete. Er ging auch direkt ins Publikum und ließ ausprobieren, wie eine Schere sinnvoll benutzt werden sollte. Ein Ast, gekrümmt wie ein Bogen an einer Brücke, ließ er von einer Zuhörerin mit einer Schere trennen. Das funktionierte deshalb einfach, weil der Bogen die Schere nicht einklemmt. Als er einen nach unten gebogenen Ast von einem Mann schneiden ließ, tat der sich schwer. Grund: die Schere wird bei dieser Biegung eingeklemmt.

Der Fachmann wies auch auf Gefahren hin beim Bäumeschneiden. Leitern sollten deshalb an beiden Enden mit Spanngurten befestigt werden, damit sie nicht wackeln oder sogar umfallen und die Person, die darauf steht, abstürzt und sich eventuell verletzt. Das gilt auch für die Eigensicherung in einem hohen Baum. Dazu könne ein Gurt angelegt werden. Der Experte zeigte als Beispiel einen ausgemusterten Gurt der Feuerwehr. Das ermögliche, mit beiden Händen zu arbeiten.

An unterschiedlich gewachsenen Zweigen demonstrierte Volker Schneider, wie und was daran geschnitten, Fachleute sprechen von „wegnehmen“ oder „einkürzen“, werden sollte. Nach oben strebende Schösslinge müssten abgeschnitten werden, ebenso wie Äste, die sich überdeckten oder die nach unten wüchsen, da sie kaum Früchte brächten.

Damit der Baum nicht blutet

Wer einen Baum beschneide, müsse auf Fruchtknospen achten. Die sollten möglichst geschont werden. Schädlich für einen Baum seien Misteln. Solche Äste müssten weggenommen werden. Nicht schädlich sei Schorf, der durch Feuchtigkeit entstehe. Was nicht gemacht werden darf, wie er an einem Walnussbaum demonstrierte, jetzt einen Ast abzuschneiden. Dann beginne er zu bluten, Wasser lief auch sofort, weil der Baum in vollem Saft stehe.

Mehr zum Thema

Politik

Ist Carsharing auch in Einhausen sinnvoll?

Veröffentlicht
Von
sch
Mehr erfahren
Umwelt

Kühlere Städte durch grüne Dächer

Veröffentlicht
Von
Dorothée Waechter
Mehr erfahren

Ein Schnitt könne etwa im Mai erfolgen. Nach gut einer Stunde Theorie folgte die Praxis direkt an den Bäumen. Zuvor durften die Teilnehmer sich aber mit kühle Getränken und belegten Broten erfrischen. Dabei gab es zahlreiche Gruppengespräche. Florian Schumacher zeigte einer Gruppe an einem jungen Obstbaum, wie man ihn so schneidet, dass er gerade wachsen kann. Er hatte auch eine Rolle aus Kokosfasern mitgebracht. Damit können Zweige so gebunden werden, dass sie möglichst schräg nach außen wachsen.

Schneider hatte sich einen alten Apfelbaum am Gartentor vorgenommen. Dabei erklärte er, dass es nicht nur auf den alten Grundsatz ankommen, Licht und Luft in den Baum zu lassen, damit Vögel hindurchfliegen könnten, sondern dass auf ein gutes Wachstum geachtet werden müsse. Die Interessenten, die teils Werkzeug mitgebracht hatten, durften auch selbst Hand anlegen. Das diente der Erfahrung, um im eigenen Garten Obstbäume fachgerecht schneiden zu können. Es war zu bemerken, dass es den Gästen Freude machte, sich in Theorie und Praxis zu informieren. ml

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger