Einhausen. Die Volksbank Darmstadt-Südhessen wird ihre Filiale in der Einhäuser Kirchstraße 2 am 1. April schließen. Künftig soll es vor Ort nur noch ein Selbstbedienungsangebot (SB) geben.
Voba-Vorstand Jörg Lindemann begründet den Schritt mit einer „zu geringen Kundenfrequenz“. Die sei in den vergangenen Jahren noch weiter zurückgegangen. Mittlerweile würden im Schnitt nur noch drei Kunden pro Stunde die Schalter in der Filiale aufsuchen. Das seien einfach zu wenige. Eigentlich liege die Grenze bereits bei einer Frequenz von fünf Kunden pro Stunde.
Schon in den vergangenen Jahren habe man über die Wirtschaftlichkeit der Einhäuser Filiale immer wieder nachgedacht. Mit aktuell 1536 Kunden liege die Weschnitzgemeinde nahe dem Grenzwert von 1500, bei dem es für ein „personenbesetztes Angebot“ in einem Ort kritisch werde.
„Erfahrungsgemäß nehmen mittlerweile nur zehn bis 15 Prozent der Kunden die Filiale in Anspruch“, sagt Jörg Lindemann. Immer mehr Menschen nutzten die digitalen Angebote. Daher geht man bei der Volksbank Darmstadt-Südhessen auch nicht davon aus, dass sich die Frequenz durch den zu erwartenden Einwohnerzuwachs im großen Neubaugebiet Im Knippel nachhaltig verbessern wird.
Ab April werden Voba-Kunden nur noch in einem kleinen SB-Bereich Bankgeschäfte erledigen und Geld abheben können. „Wir werden uns also nicht ganz zurückziehen“, sagt Jörg Lindemann. Die Automaten sollen zunächst am gewohnten Ort in der Kirchstraße zu finden sein. Ein mittelfristiger Umzug in eine andere Räumlichkeit sei aber nicht ausgeschlossen.
Noch völlig unklar ist nämlich nach Auskunft des Vorstands, was mit dem markanten Gebäude im Eingangsbereich zum Juxplatz passiert. Das Haus gehört der Volksbank. Außer dem Foyer mit den Bankautomaten und der Schalterhalle im Untergeschoss beherbergt es im Obergeschoss vermietete Wohnungen. Bei der Volksbank denkt man über eine Umwidmung des gesamten Gebäudes in Wohnraum und einen Verkauf nach. Doch noch sei nichts beschlossen, betont Lindemann. Hellhörig wurde man bei der Volksbank auch angesichts von vagen Überlegungen innerhalb der Gemeinde, ein Ärztehaus zu schaffen.
Keine Härten soll es durch die Filialschließung für die bislang in Einhausen beschäftigten Mitarbeiter geben. Eine Servicekraft werde an anderer Stelle innerhalb des Unternehmens weiterbeschäftigt. Der bisherige örtliche Bankberater habe die Volksbank Darmstadt–Südhessen unabhängig von der Entwicklung in Einhausen verlassen.
Daher hätten die Voba-Kunden in der Weschnitzgemeinde ohnehin einen neuen Ansprechpartner bekommen, so Lindemann. Jetzt werde ihnen ein persönlicher Berater in einer der umliegenden Filialen in Lorsch, Bensheim oder Heppenheim zugeteilt. Der Vorstand verweist zudem auf das digitale Banking und die Möglichkeit, telefonisch mit dem Kundenservicecenter Kontakt aufzunehmen. Einfache Beratungsgespräche könnten auch per Telefon oder Videokonferenz geführt werden.
Gemeinde bedauert Entwicklung
Für die Einhäuser Kunden der Volksbank dürfte die am vergangenen Donnerstag in Lampertheim bekanntgegebene Filialschließung keine Überraschung gewesen sein. „Wir haben bereits am 9. Dezember schriftlich darüber informiert“, sagt Jörg Lindemann.
Auch mit der Gemeinde hatte die Volksbank im Vorfeld gesprochen. Bürgermeister Helmut Glanzner bedauert die Entwicklung. Die Gemeinde habe auf die Entscheidung jedoch keinen Einfluss. Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Ingo Bettels, hätte sich dennoch mehr Dialog gewünscht. Er verweist auf das große Wachstum der „prosperierenden“ Kommune. Seiner Ansicht nach hätte die Volksbank zunächst abwarten sollen, wo sich Einhausen in den kommenden Jahren hinentwickelt.
Schalter der Sparkasse bleiben offen
Die Schalter der Sparkasse Bensheim in Einhausen sollen offen bleiben. „„Es bestehen bei uns aktuell keine Überlegungen, den Standort in Frage zu stellen. Dies gilt auch für die derzeitige Mitarbeiterzahl in der Filiale Einhausen“, sagt Pressesprecher Axel Noé auf Nachfrage. Die Sparkasse Bensheim beschäftigt vier Mitarbeiter in Einhausen.
Andernorts kooperieren bereits Sparkassen und Volksbanken, um gemeinsam „personenbesetzte Filialen“ erhalten zu können, berichtet Voba-Vorstand Jörg Lindemann über neue Konzepte. Konkret sei beispielsweise eine Zusammenarbeit der Volksbank Darmstadt-Südhessen mit der Sparkasse Darmstadt geplant. kel
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