Tipps - Wie die Krabbeltiere vertrieben werden können - auch ohne Chemiekeule / Einhäuser Landschaftsgärtner verrät wirksame Hausmittel

Mittel gegen Ameisenplage im Garten

Von 
Dieter Helmling
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Lorsch/Einhausen. Bestes Sommerwetter, ein Liegestuhl auf der Terrasse: Das wäre das perfekte Rezept für Entspannung, wenn da nicht eine Armee kleiner Krabbeltiere wäre, die sich ihren Weg über das Gestell des Liegestuhls bahnen und schließlich den Darinliegenden - wie jedes andere Hindernis - als Teil ihrer Wegstrecke überwinden.

Die ansonsten nützlichen, sechsbeinigen Ameisen, die unterirdisch mit ihrem Volk den Gartenboden mit neuer Biomasse auflockern, neue Nährstoffe einbringen und im Allgemeinen andere Garten-Schädlinge auf den Pflanzen in Schach halten, sind auf Futtersuche. Wie man mit den kleinen Gartenmitbewohnern umgeht, ist hier erklärt.

Woran erkennt man eine Ameisenkolonie im Garten?

Eine Ameisenkolonie im Garten erkennt man leicht an kleinen Erdkegeln oder Sandhäufchen im Rasen, an Wegrändern und Gehwegplatten. "Solche Anzeichen deuten auf ein Ameisennest hin", sagt Landschaftsgärtner Thomas Kleis aus Einhausen, der einige Tipps zur Bekämpfung der Ameisenplage parat hat.

Die meisten Ameisen im Garten bevorzugen zum Nestbau sonnige und trockene Stellen unter Steinen, in Mauerspalten oder in Sandböden. Hier fühlen sich Ameisen vor Fressfeinden und Witterungseinflüssen geschützt. Ein unterirdischer Ameisenbau hat viele Gänge und Kammern für die Brut, Königin oder für das Futter. Vor den Nesteingängen zu den Korridoren stehen Soldaten-Ameisen, die zwischen Freund und Feind unterscheiden und entsprechend agieren. Ameisensäure, die im Hinterteil der kleinen Bodenbewohner gebildet wird, dient als äußerst effiziente Waffe, um Angreifer abzuwehren, weiß Thomas Kleis.

Wann werden Ameisen zu Plagegeistern?

Eine Ameisenplage im Garten erkennt man daran, dass sich die Fugen von Terrassen- und Gehwegplatten auflösen und die entstehenden Hohlräume plötzlich von Ameisen bevölkert werden. Das Problem: Treten zum Beispiel Rasenameisen oder schwarzgraue Wegameisen in zu großer Zahl auf, werden diese Ameisen im Garten schnell zur Plage.

"Die Ameisen schützen die Pflanzenschädlinge wie Blattläuse, Flöhe, Zikaden oder Schildläuse vor ihren Fressfeinden wie dem Marienkäfer oder Schweb- und Florfliegen, um sich am Honigtau zu laben", erklärt die Lorscher Biologin Beate Löffelholz. "Ameisen sind Allesfresser. Sie beseitigen Tierkadaver, die vier Mal so groß sind wie sie selbst. Auch fauliges Obst steht auf ihrem Speisezettel", sagt Beate Löffelholz.

Manche Menschen reagieren auf Ameisensäure allergisch

"Manch einer reagiert gegen die Armeisensäure, die die nicht gerade besonders angriffslustigen Tierchen verspritzen können, allergisch, dann gibt es Probleme", sagt der Mediziner Karl-Josef Schmitt aus Lorsch. Ameisensäure ist eine farblose, ätzende und in Wasser lösliche Flüssigkeit, die in der Natur vielfach auch von anderen Lebewesen zu Verteidigungszwecken genutzt wird.

Ameisensäure - auch unter dem Namen Buttersäure bekannt - riecht stark und stechend. Die Säure ist auch im Tabakrauch zu finden. So manche Laufkäfer-, Skorpion- und viele Bienenarten benutzen Ameisensäuremischungen auch zu Angriffszwecken. "Beim Kontakt mit der Methansäure kann das Immunsystem überreagieren - mit einer eher harmlosen Rötung bis zum lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruch", so der Lorscher Mediziner.

Allergiker reagierten oft sehr stark. In der homöopathischen Therapie wird Acidum formicicum als sogenanntes "Umstimmungsmittel" vor allem bei rheumatischen und allergischen Erkrankungen eingesetzt. Es stimmt die Bereitschaft oder Veranlagung des Körpers für allergische oder entzündliche Reaktionen um, schwächt sie ab.

Wie wird man die Krabbeltiere ohne Chemiekeule wieder los?

Es gibt viele Hausmittelchen, die Oma noch kannte. Man muss also nicht unbedingt zur chemischen Keule greifen, um die Ameisenplage loszuwerden. Einige durchaus wirksame Methoden und sanfte Mittelchen, um Ameisen im Rasen und auf den Blumenbeeten zu vertreiben, kennt Landschaftsgärtner Kleis.

"Den Ameisenbau kann man schon mit sehr viel gießen oder wässern mit dem Gartenschlauch zerstören", erklärt er. Ist der von Ameisen aufgeworfene Erdhaufen oder Sandkegel im Rasen trocken, kann man mit den ausgestreckten Fingern einer Hand den Erdhügel in alle Richtungen zerstreuen. Das stört die Ameisen und sie ziehen um.

Zuckerwasser schmeckt den Fliegengewichten besonders gut

Auf Zuckerwasser sind Ameisen besonders scharf, schildert Kleis weiter. Ein tiefer Suppenteller wird mit schalem, abgestandenem Bier gefüllt, dann kommen, der Flüssigkeitsmenge entsprechend angepasst, drei bis vier Esslöffel Zucker hinzu. Das Ganze umrühren und fertig.

Der Teller wird neben den im Garten erkennbaren Ameisenhaufen gestellt. Über Nacht hat sich die Bier-Zucker-Lösung in der Regel schwarz verfärbt, weil die kleinen Krabbeltierchen unwiderstehlich vom süßlichen Geruch angezogen den Schüsselrand überqueren, hineinfallen und ertrinken. Gleiches gelingt auch mit Honigwasser, Himbeerwasser, verdünntem süßen Likör und Sirup.

Wie kann ein Ameisenvolk umgesiedelt werden?

Ein umgestülpter Blumentopf mit Holzwolle befüllt über dem Ameisennest wird gerne als neue Bleibe für das sechsbeinige Bodenvolk angenommen. Sie bauen darin ein neues Nest. Die Ameisen ziehen in der Regel gerne mit dem gesamten Gefolge in den dunklen erdfeuchten Topf um. Der Ameisenstaat kann so mitsamt der neuen Brutstätte komplett - mit Blumentopf oder der Holzwolle - umziehen. Das Volk wird sanft an einer anderen Stelle außerhalb des eigenen Gartens neu beheimatet. Das sollte jedoch nicht gerade die Gartenanlage des Nachbarn sein, dem man etwas Gutes hinterlassen möchte.

Ameisen mögen keine intensiven Gerüche

Ameisen haben einen sehr ausgeprägten Geruchssinn. Sie meiden intensive Gerüche, weiß der Einhäuser Landschaftsgärtner. Sie suchen das Weite, wenn man die Blütenstängel der Lavendelpflanze oder frische gepflückte Tomatenblätter rund um den oberflächlich erkennbaren Ameisenbau auslegt.

Auch duftende Zitronenschalen sind hilfreich, um das emsig arbeitende Ameisenvolk zu vertreiben. Generell mögen Ameisen die Gerüche von aromatischen Pflanzen wie Kerbel, Thymian und Knoblauch nicht. Auch die Petersilie gehört dazu. Sind solche Pflanzen im Gemüsebeet, dann ist die Gefahr sehr gering, dass sich dort ein Ameisenvolk niederlässt. Auch anderes Ungeziefer mag diese intensiven Düfte nicht, sagt der Gartenexperte.

Das Ameisenvolk zieht um, wenn man Backpulver auf ihre Schlupflöcher und Ameisenstraßen streut. Die Schlupfwinkel der kleinen Krabbler können auch mit Bäckerhefe durchnässt werden, die vorher in etwas Wasser aufgelöst wurde. Das vertreibt sie ebenfalls. Ameisen vermehren sich prächtig bei feuchtwarmem Sommerwetter. "Aus dem Garten sollten unnütz platzierte Holzhaufen und Blätter entfernt werden. Sie sind eine gute potenzielle Nistmöglichkeit", so Kleis.

Was tun gegen Ameisen-Karawanen an Hauswänden?

Zieht die Karawane der Ameisen an Hauswänden hoch, rät Thomas Kleis zur Schlämmkreide, die entlang der Scheuerleisten gestreut wird. Man kann auch einen dicken Kreidestrich unten am Sockel ziehen. Bei Ameisen auf Balkonen oder Terrassen sollte grundsätzlich Ausschau nach Ameisenstraßen gehalten werden.

Entdeckt man eine solche Laufstraße, gilt es, die Quelle und damit das Nest ausfindig zu machen, um zielgerichtete Maßnahmen zur Ameisenbekämpfung einzuleiten. Das Nest kann dabei auch weiter entfernt liegen, da Ameisen auch über mehrere Etagen von Gebäuden klettern, um auf Balkon oder Terrasse zu gelangen - solange die Nahrungsquelle attraktiv genug ist.

Gibt es sanfte Mittel auch in Gartengeschäften?

Ein gut sortierter Gartenfachmarkt hält eine ganze Reihe an ökologisch unbedenklichen Bekämpfungsmitteln gegen Ameisen bereit. Es sollte kein Gefahrensymbol auf der Verpackung aufgedruckt sichtbar sein, denn nur dann ist man auf der sicheren Seite, auch ein sanftes Mittelchen gegen Ameisen zum Einsatz zu bringen. Diese sogenannten "Vertreibungsmittel" töten das Ameisenvolk nicht. Sie arbeiten biologisch mit Geruchsstoffen, die im Labor auf ihre Wirksamkeit hin getestet wurden. Die meisten im Fachhandel erhältlichen aromatisch wirkenden Mittel gegen Ameisen wirken in der Regel auf Zierpflanzenbeeten gut. Für Gemüsebeete sind diese Mittel nicht ausgerichtet.

Ameisen züchten und melken Blattläuse

Die gemeine Blattlaus zapft Pflanzen wie Rosen und Tomaten an, um an saftige Nährstoffe zu kommen. Ameisen hegen und pflegen Blattläuse und das nicht ohne Eigennutz. "Die kleinen Allesfresser ernähren sich gerne von Honigtau, den sie durch trommeln auf den Hinterleib bei Blattläusen regelmäßig abzapfen", so Lorscher Biologin Löffelholz.

Um ihre süße Speisekammer zu schützen, vertreiben die Ameisen die Fressfeinde der Blattläuse, wie den Marienkäfer und andere nützliche Insekten. Der heimische Siebenpunkt-Marienkäfer frisst täglich bis zu 50 Blattläuse. Gewissermaßen als Gegenleistung verteidigen Ameisen Blattläuse vor Fressfeinden. Die Folge: Die Pflanzenschädlinge nehmen Überhand und zerstören Pflanzen im Haus und Garten. Auch hier kann daher eine Ameisenbekämpfung nötig werden.

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