Einhausen. Die Bibel – Richtschur für alle Christen – ist das meist gedruckte Buch der Welt, und war das Thema des ersten Frauenfrühstücks im neuen Jahr. Die Sprecherin der Organisationsteams, Ulrike Peter, begrüßte eine große Anzahl von Teilnehmerinnen, die sich für die Thematik interessierten.
Pfarrerin Katrin Hildenbrand begann ihren Vortrag mit einigen Quizfragen zur Bibel, von denen die Besucherinnen die meisten beantworten konnten. Sie berichtete über den Anfang der Bibel, der Schöpfungsgeschichte im ersten Buch Mose, und vom Ende mit den Offenbarungen des Johannes.
Die Einhäuser Pfarrerin erläuterte, dass das Wort Bibel nichts anderes bedeute wie der Begriff „Bücher“. Bücher, die aus vielen verschiedenen Texten zusammengetragen wurden. Die 180 Psalmen seien ebenfalls nichts anderes als Lieder, die zur Ehre Gottes gesungen wurden. Sie seien die ältesten Textstücke der Bibel, mit Texten und Sprüchen, die den Menschen nahegegangen waren. Die ursprünglichen Texte seien auf Hebräisch, Aramäisch und Griechisch niedergeschrieben worden, später sei noch Latein dazugekommen.
Zu Beginn wurden die Geschichten noch mündlich weitergegeben. Später seien Versatzstücke über lange Zeiträume hinweg notiert worden – in Stein gemeißelt, mit Stäbchen in Ton gedrückt, auf Papyrus oder Leder geschrieben.
Natürlich hätten sich die Inhalte durch wiederholtes Erzählen immer wieder ein wenig verändert. Das verdeutlichte Hildenbrand mit einem Spiel mit drei Personen, die einen Witz als „Stille Post“ weitererzählen mussten. Am Ende gab es unterschiedliche Versionen, deren grundsätzlicher Inhalt jedoch gleich geblieben war.
Schriftrollen von Qumran
Das Alte Testament sei so über einen Zeitraum von 1000 Jahren entstanden und erstmals 900 Jahre vor Christus aufgeschrieben worden. Die Originalschriften stammten aus Israel, Ägypten, und Griechenland. Allerdings wisse man nichts über die Schreiber und viele Originaltexte seien verlorengegangen.
Zwischen 1947 und 1956 sind in elf Felshöhlen nahe der Ruinenstätte Khirbet Qumran im Westjordanland Schriftrollen entdeckt worden. Diese umfassten ursprünglich rund 15 000 Fragmente von etwa 850 Rollen aus dem antiken Judentum, die von mindestens 500 verschiedenen Schreibern zwischen 250 v. Chr. und 40 n. Chr. beschriftet wurden. Darunter sind etwa 200 Texte des späteren Tanach, der bislang ältesten bekannten Bibelhandschriften.
Später wurden noch weitere antike Schriftrollen in Höhlen nahe dem Westufer des Toten Meeres gefunden. Nur einige der in Tonkrügen gelagerten Rollen aus den Höhlen seien gut erhalten. Darunter sind die 7,3 Meter lange, nahezu unbeschädigte Große Jesajarolle, eine neun Meter lange Tempelrolle, Teile der Psalmen, Teile des Buches Daniel und ein Kommentar zu Habakuk.
Im Neuen Testament seien die ältesten Handschriften, von denen es nur sieben als Originale gebe, die Texte der Paulusbriefe an die Thessalonicher, die etwa 50 Jahre nach Christus geschrieben wurden. Danach entstanden die Texte der Apostel. Diese hätten nach der Kreuzigung geglaubt, dass Jesus schon bald wiederkommt. Daher hätten sie erst später begonnen, ihre Erfahrungen aufzuschreiben.
Die Offenbarungen des Johannes seien schließlich erst 100 Jahre später entstanden und inhaltlich stärker gedeutet worden. Es handele sich übrigens nicht um Johannes den Täufer, betonte Katrin HIldenbrand, denn dieser hätte dann weit über 100 Jahre alt sein müssen. Im Laufe der Jahrzehnte seien von verschiedenen Autoren unter den ihnen bekannten Apostelnamen Texte verfasst (Pseudepigraphen).
Katrin Hildenbrand stellte zum Abschluss die Frage: „Was macht die Bibel mit unserer Glaubensperpektive?“ Es gibt Gruppierungen, die den Bibeltext eins zu eins als verbindliche Vorgabe ansehen. Das ist ihres Erachtens jedoch keine Haltung, um heutzutage mit Vorschriften aus historischen Zeiten umzugehen. Nach fast 2000 Jahren und angesichts von Kühlschränken und modernen Pflegemitteln seien beispielsweise alte Vorschriften zu Speisen und zur Hygiene nicht mehr sinnvoll.
Die Bibel gebe kein wissenschaftliches Weltbild ab – aber ein ewiges. Trotz mancher Widersprüche und der vielen verschiedenen Bibelfassungen sei sie ein Buch, das alle menschlichen Gefühle – die positiven und negativen – anspreche. Entscheidend sei, dass dahinter Gottes Wort stehe, das die die Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten soll.
Geld wird gespendet
Ulrike Peter, Sprecherin des Organisationsteams, berichtete beim Frauenfrühstück auch über den finanziellen Abschluss des vergangenen Jahres. Aufgrund von Spenden wurde ein Plus in der Kasse verbucht.
Das Geld werde aufgeteilt und an das Hospiz in Bensheim, die Niederramstädter Heime, die Notfallseelsorge und an die eigene Kirchengemeinde weitergegeben. par
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