Einhausen/Lorsch. 127 Millionen Euro würde es kosten, würden die Gleise der geplanten Bahn-Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim schon nördlich vor Einhausen in Höhe der K 65-Autobahn-Brücke unter der Erde verschwinden. Das ist einer Präsentation zu entnehmen, die die DB Netz AG bei der jüngsten Projektbeiratssitzung vorgestellt hat. Die Berechnung wurde im Nachgang auf eine entsprechende Anfrage aus dem Projektbeirat erstellt und ist zunächst einmal kein Hinweis dafür, dass ein solcher Tunnel auch tatsächlich gebaut werden soll.
Weiterhin plant die Bahn bekanntlich mit einem erst unmittelbar vor Lorsch beginnenden Tunnel unter der A 67 hindurch. Dem gegenüber steht die Forderung nach einem langen bergmännischen Tunnel von Langwaden bis hinter Lorsch. Dieser ist ein Grundpfeiler der sogenannten Konsenstrasse, auf die sich die Kommunen und Beteiligten aus der Region geeinigt hatten.
Kürzere Variante für 97 Millionen
Und daran werde man auch weiter festhalten, betont Reimund Strauch, einer der Sprecher des Umweltverbandes Mensch vor Verkehr (MvV) auf Nachfrage dieser Zeitung. Für die unter anderem von den Bergsträßer Kommunen, vom Kreis und von MvV geforderte lange Tunnellösung hat die Bahn bereits 2017 Kosten in Höhe von 330 Millionen Euro errechnet. Eine weitere Variante, die bereits im Sommer vorgestellt wurde, ist ein kurz vor der nördlichen Einhäuser Bebauungsgrenze beginnender 1,7 Kilometer langer Tunnel: Die geschätzten Kosten hierfür belaufen sich auf 97 Millionen Euro.
Wie schon bei der jetzt neu präsentierten Variante (ab der K 65-Brücke) würde es sich dabei jedoch um einen Tunnel in offener Bauweise handeln. Im Gegensatz zu einer bergmännischen Bauweise, bei der unterirdisch ein Loch gebohrt wird, wird dabei ein breiter Graben ausgehoben, der später wieder mit einem Deckel verschlossen wird. Dieses Verfahren wird aber von Mensch vor Verkehr und den betroffenen Kommunen unter anderem wegen der damit verbundenen Großbaustelle und den Auswirkungen auf die Natur abgelehnt.
Nur 12 bis 13 Millionen Euro würde es nach den Berechnungen der Bahn hingegen kosten, eine neue überirdisch östlich der A 67 und damit der Einhäuser Gemarkung verlaufende Bahntrasse mit einer sechs Meter hohen Schallschutzwand auszustatten. Nach Angaben der Bahn wären auch hier keine Wohngebiete von übermäßigem Bahnlärm betroffen. Mit Ausnahme von einigen Gewerbeflächen entlang der Autobahn werde nachts in der Zeit zwischen 22 bis 6 Uhr der gesetzliche vorgeschriebene Maximal-Lärmpegel von 49 dB nicht überschritten. Eine Lautstärke von 50 dB entspricht laut verschiedener Quellen etwa Kühlschrankgeräuschen, leisem Radio oder Vogelgezwitscher.
Östlich der Bahnlinie und auch in Teilen des Lorscher Gewerbegebiets Daubhart, wo die Gleise über einen Trog im Tunnel verschwinden sollen, würde es hingegen merklich lauter.
Bei den beiden von der Bahn vorgestellten kurzen Tunnellösungen bei Einhausen würden die Lautstärkewerte ab Beginn der unterirdischen Streckenführung im ganzen Umfeld auf unter 49 dB sinken.
Unter 47 dB am Johanniterhaus
In Lorsch bereitet auch die befürchtete Lärmbelastung in südlichen Stadtbereichen Kopfzerbrechen. Nach den aktuellen Planungen der Bahn sollen die Gleise nämlich bereits kurz hinter der A 67-Untertunnelung über einen 730 Meter langen Trog in Höhe der Autobahnraststätte an die Oberfläche geführt werden. Über weitere 800 Meter soll eine drei Meter hohe Schallschutzwand vor Geräuschbelastung schützen. In Lorsch befürchtete man nun eine zusätzliche Lärmbelastung für das besonders schützenswerte Johanniterhaus. Für die Seniorenwohnanlage gilt ein gesetzlicher Lautstärke-Grenzwert von maximal 47 dB. Und der wird nach den Berechnungen der Bahn eingehalten. Erst ein Stückchen weiter westlich erhöht sich dann laut der Bahnpräsentation die Lautstärke auf 47 bis 49 dB.
13 Meter hoher Schallschutz
Um in Langwaden ohne den von der Region geforderten langen bergmännischen Tunnel die Grenzwerte für alle Bewohner ohne passiven Schallschutz (beispielsweise Lärmschutzfenster) einhalten zu können, werden Schallschutzwände auf 2,4 Kilometern Länge mit bis zu 13 Metern Höhe benötigt, hat die Bahn auf Anfrage berechnet. Die Kosten dafür werden auf 23 Millionen Euro geschätzt.
In den bisherigen Planungen waren sechs Meter hohe Schallschutzwände auf 2,9 Kilometern vorgesehen. Dabei würde es jedoch in einer „noch nicht ermittelten“ Anzahl von Häusern nachts zu laut. Diese müssten dann einen passiven Schallschutz erhalten.
Unabhängig der Präsentation im Projektbeirat sieht Reimund Strauch aktuell eine steigende Zahl an Unabwägbarkeiten rund um die geplante Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim. So habe das Regierungspräsidium eine zusätzliche Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben, zu der auch die Umweltverbände – darunter Mensch vor Verkehr – eine Stellungnahme abgegeben hätten. Ungeklärt seien auch noch Grundstücksfragen. Entlang der von der Bahn geplanten überirdischen Trasse gebe es zahlreiche Eigentümer von benötigten Flächen. Und letztlich stellt sich Strauch angesichts der finanziellen Situation im Bund die Frage: „Ist überhaupt noch genügend Geld für das Bauprojekt da?“
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