Einhausen. Das Virus fuhr gestern für alle sichtbar beim Einhäuser Kerweumzug mit. Allerdings war es groß, grün und aus Pappmaché. Ansonsten blieb die „Hoffnung, dass alles gut geht“, wie die Vorsitzende des veranstaltenden Traditionsvereins (VzEdT) vor dem Start über die Lautsprecheranlage am Marktplatz verkündete. Aufgrund der weiter andauernden Pandemie hatte man die Großveranstaltung kräftig abgespeckt. Das Corona-Ansteckungsrisiko sollte so klein wie möglich gehalten werden. Das komplette Kerwetreiben spielte sich – bis auf den abendlichen Kerwetanz unter 3G-Bedingungen – unter freiem Himmel ab. Im Vorfeld des Umzugs hatten die Organisatoren zudem etwas tiefgestapelt, um nicht zu viele Zuschauer anzulocken.
Doch die Einhäuser und auch einige Besucher freuten sich, endlich wieder feiern zu dürfen. Zahlreiche Kerwefans säumten um kurz vor 14 Uhr den Weg des Umzugs, der letztlich doch noch von den ursprünglich angekündigten zehn bis 15 auf letztlich 23 Zugnummern angewachsen war. Neben den Motiv- und Prunkwagen der Kerwegruppen und des VzEdT hatten es sich beispielsweise auch die Grundschule und die „sieben Leute“ der „Musikkultur“ nicht nehmen lassen, sich in das bunte Minispektakel einzureihen. Und neben dem Musikcorps der Einhäuser Feuerwehr sorgten auch die Bensemer Roabdigalle mit ihren Instrumenten für Stimmung.
Alles in allem war der Umzug natürlich deutlich kleiner ausgefallen als in normalen Zeiten, wenn sich über 60 Zugnummern durch den Ort schlängeln. Komprimiert gab es aber alles zu erleben, was zur Einhäuser Kerwe dazugehört.
Die Kerwegruppen Adi, Chief, Ladännsche und Adi AH hatten sich erneut jede Menge Mühe gegeben, Lokal-, Bundes- und Weltgeschehen auf humorvolle Weise abzubilden. Seit August werkelten sie – unter Beachtung eines strengen Hygienekonzeptes – an ihren vielgerühmten Motivwagen, die sich auch diesmal sehen lassen konnten. Der Abschied von Kanzlerin Merkel war ebenso Thema wie die Weltraumabenteuer von Amazon-Gründer Jeff Bezos und Tesla-Chef Elon Musk. Mit Blick auf die ablehnende Haltung der Uefa beim Thema Regenbogenfarben während der Europameisterschaft hatte man auf einem Wagen Einhausen einfach auf eine Regenbogenbrücke gestellt. „Was sich die Uefa nicht traut, wird in Einhausen gern gebaut“, lautete das Motto. Und Christiane Hiemenz ergänzte in ihrer Moderation: „In Einhausen ist jeder willkommen.“ Zur Pandemie reimten die Wagenbauer unter das große, grüne Virus: „Es nützt kein protestier’n un’ schimpfe, es nutzt nur eins, impfe, impfe ...“ Den VzEdT-Oldtimer Hugo hatte man in diesem Jahr im Zeichen der Klimakrise ausstaffiert.
In eigener Sache thematisierten die Kerwegruppen, dass aus der versprochenen neuen VzEdT-Bauhalle noch nichts geworden ist. Und angesichts der zahlreichen im Ort aufgestellten Sitzgelegenheiten, wurde an Bürgermeister Helmut Glanzner die die Frage gerichtet : „Helle, ist es ein Banküberfall?“
Jede Menge Applaus gab es für den jüngsten VzEdT-Nachwuchs im Planwagen. „Da ist bestimmt so manche künftige Begleitdame dabei“, freute sich Christiane Hiemenz. Derweil strahlten die aktuellen Begleitdamen Ciara Benedikt, Maya Böhm, Marie Fillauer, Anna Gundolf, Leonie Jäger und Emilia Weis von ihrem Wagen in die Menge. Höhepunkt des Umzugs war natürlich der Prunkwagen von Kerwekönigin Lina Lulai. Der von Jochen Diehl gestaltete Aufbau erinnerte diesmal an ein stilisiertes Märchenschloss mit Kuppel.
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