Einhausen/Lorsch. Für ausgesprochen gute Stimmung sorgte bei den Einhäuser Sportschützen ein Präsidenten-Brief. Heinz-Helmut Fischer, Präsident des Deutschen Schützenbundes (DSB), überbrachte den Mitgliedern die Botschaft, dass das Schützenwesen in Deutschland als immaterielles Kulturerbe offiziell anerkannt wurde. "Es ist ein großer Erfolg, dass unsere Aktivitäten in den Schützenvereinen diese offizielle Wertschätzung und Bestätigung mit Brief und Siegel erfahren haben. Darauf können wir stolz sein", freute sich der Vorsitzende des Einhäuser Schützenvereins, Jürgen Roth (Bild oben: Herrmann). Seine Lorscher Kollegin Marga Rehn stimmte ihm zu.
Die Eintragung in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes, schrieb der DSB-Präsident, sei eine Auszeichnung, die in erster Linie den Vereinsmitgliedern gelte. Diese Anerkennung sei "Ausdruck der gesellschaftlichen Wertschätzung für das Engagement in den Schützenvereinen". Damit, so Fischer, würden alle Aktivitäten gewürdigt, die das Schützenwesen mit seinen unterschiedlichen Bräuchen tragen, ausüben und lebendig erhalten.
1,4 Millionen Mitglieder
Die Deutsche Unesco-Kommission, die das bundesweite Verzeichnis führt, lobe ausdrücklich die vielfältigen Aktivitäten der Schützen, mit denen die Tradition gepflegt und Brauchtum weitergegeben werden sollen, sowie die unterschiedlichen Formen der Jugendarbeit. Darüber hinaus hebe die Kommission die Verpflichtung gegenüber sozialem Engagement und ziviler Kultur im Umgang mit Technik und Gebrauch von Sportwaffen hervor.
Sowohl Jürgen Roth als Marga Rehn sind sich darüber im Klaren, dass die Zugehörigkeit zum Immateriellen Kulturerbe nicht nur eine besondere Ehre, sondern auch eine besondere Verpflichtung darstellt. Ein solches Prädikat müsse ebenso wie ein gutes Image, wie ein positives Erscheinungsbild, immer wieder stabilisiert und bestätigt werden. Doch damit dürfte das Schützenwesen keine Schwierigkeiten haben, sagten die beiden engagierten Vereinsvorsitzenden - schließlich leisteten die Sportschützen in ihren Vereinen eine grundsolide Arbeit. Dazu zählten nicht nur die sportlichen Aktivitäten im Training und im Wettbewerb auf mehreren Ebenen, sondern auch die Förderung von Inklusion, Toleranz, ehrenamtlichem Engagement im sozialen Bereich und die Vermittlung von Fairness.
Das organisierte Schützenwesen reicht in Deutschland bis ins Mittelalter zurück. Die ältesten noch heute bestehenden Schützenvereine sind Hunderte Jahre alt. Ursprünglich erfüllten die Mitglieder wichtige Schutzfunktionen für ihre Städte, im Laufe der Zeit wurden ihre Zusammenkünfte auch zum Bestandteil kommunaler Festkultur. Im 19. Jahrhundert gehörten die Schützen zu den Vorkämpfern eines liberalen geeinten Deutschlands. Mit 1,4 Millionen Mitgliedern liegt der Deutsche Schützenbund in Deutschland an vierter Stelle der Rangliste der größten Verbände - hinter Fußball, Turnen und Tennis, aber vor Wandern, Leichtathletik, Handball und Reiten.
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