Einhausen. Heute gibt es in Einhausen nur noch eine Handvoll Gaststätten. Früher waren es knapp 20. Das älteste Gasthaus im Ort, das zugleich heute noch existiert, ist „Zum Engel“ am Marktplatz 6.
Im Jahr 1865 steht es in der Obergasse 25 und ist im Besitz von Sebastian Grieser. Zu diesem Zeitpunkt existiert die Gastwirtschaft bereits 80 bis 90 Jahre. Sie ist auch damals schon die älteste Wirtschaft im Ort. 1907 übernimmt sie Philipp Dieter. Er lässt den alten Tanzsaal abreißen und einen neuen mit Kegelbahn bauen. 1934 werden Jakob Schumacher und seine Frau Christina, geborene Ochsenschläger, die neuen Eigentümer. Das Glück ist von kurzer Dauer: Bei einem Streit im Tanzsaal wird Jakob Schumacher tödlich verletzt. Seine Witwe führt den „Engel“ alleine weiter, bis das Gasthaus am 26. März 1945 bei einem Bombenangriff völlig zerstört wird. Doch Einhausen will den „Engel“ nicht aufgeben: In zwei Jahren, 1948 bis 1950, wird das Haus wiederaufgebaut.
Im Jahr 2000 tritt Adam Schumacher, unter dem Namen Adi bekannt, mit seiner Frau Liesel, geborene Hiemenz, die Nachfolge an. Er verstirbt im Jahr 2014. Bereits 2008 hat er das Gasthaus „Zum Engel“ an seinen Sohn Bernhard Schumacher übergeben, ein gelernter Koch, der die Wirtschaft seither als Speiselokal betreibt. Das Nebenzimmer ist für mehrere Vereine in Einhausen ihr Vereinslokal.
Eines der ältesten Gasthäuser in der Gemeinde war neben dem „Engel“ die Gastwirtschaft mit Tanzsaal „Zum Römer“. 1846 übernahm sie Anton Grün. Sie stand in der Untergasse 139 und war zum damaligen Zeitpunkt nicht neu an dieser Stelle. 1870 übergab Anton Grün die Wirtschaft an seinen Sohn Jakob, der jedoch ein Jahr später in Frankreich fiel. Dessen Witwe Magdalena führte den Betrieb weiter, gab ihm 1881 die Bezeichnung „Auf dem Römer“ und ließ 1899 einen Tanzsaal bauen.
Bereits vier Jahre zuvor war Ludwig Göcking mit in das Haus gezogen. Dessen Sohn Wilhelm und seine Frau Lisa kamen um 1900 in den Besitz des Anwesens in der Ludwigstraße 2. Sie richteten die Gaststätte dort ein und verpachteten sie 1912 an Adam Bohrer.
1936 übernimmt sie Karl Weigand aus Hüttenfeld als Pächter der in Bonn lebenden Elisabeth Göcking. Im Tanzsaal ist bereits seit 1928 ein Kino eingerichtet. 1950 verkaufen ihre Erben Liesel, Hildegard und Georg Göcking, der selbst promovierter Mediziner ist, das Gebäude für 14 500 D-Mark an Walter Döll, der sich als erster Hausarzt in Einhausen niedergelassen hat.
Um die Jahrhundertwende existieren in Einhausen zahlreiche weitere Gastwirtschaften. Etwa der „Rheinische Hof“ in der Rheinstraße 41, im Volksmund „Zur Gemütlichkeit“ genannt, der 1884 mit dem Betreiber Konrad Zöller in der Hintergasse 91 zum ersten Mal erwähnt wird und bis 1949 existiert. Oder das Wirtshaus mit Gartenwirtschaft und Tanzsaal „Zum grünen Wald“ in der Waldstraße 26, das Valentin Thoma ab 1889 betreibt, und das bis 1972 besteht. Und auch die Wirtschaft und Metzgerei „Riedperle“ in der Mathildenstraße 22, die Philipp Forell wohl um 1900 gründet und sein Enkel Valentin „Chief“ bis in die 1980er Jahre führt.
1926 eröffnen Konrad und Juliana Gärtner der „Boxheimer Hof“ in der Ernst-Ludwig-Straße 3, den sie 1963 aus Altersgründen aufgeben. 1927 macht sich Georg Eberlein selbstständig mit dem „Schützenhof“, der 1945 mit einem Kolonialwarenladen wiedereröffnet. jak
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/einhausen_artikel,-einhausen-in-einhausen-gab-es-anfang-des-20-jahrhunderts-knapp-20-wirtshaeuser-_arid,2112662.html