Einhausen. Das neue Jahr hat begonnen, und Anfang Februar nehmen die Fachausschüsse der Gemeindevertretung ihre Arbeit wieder auf. Schon jetzt steht fest, womit sich der Bau-, Umwelt- und Gemeindeentwicklungsausschuss demnächst unter anderem beschäftigen wird.
Denn in der letzten Versammlung der Gemeindevertreter 2024 kurz vor der Winterpause stellte die CDU-Fraktion einen Antrag: „Bienenpatenschaften und Einbeziehung eines Bienenlehrpfads in ein Naturpädagogisches Konzept“.
Gestellt hat den Antrag Fraktionsmitglied Marco Bauer, der die Abteilung Baurecht und Denkmalschutz bei der Stadt Mannheim leitet, in Einhausen aufgewachsen ist und dort mit seiner Frau und drei Kindern im Alter von sieben, zehn und zwölf Jahren lebt. Als Ausgleich zum Beruf ist er Hobby-Imker. Das liegt in der Familie: Sein Onkel ist Peter Dengler, der am 3. April 2024 nach 24 Jahren im Vorstand und 18 Jahren als Erster Vorsitzender des Bienenzüchtervereins 1861 Bensheim verabschiedet wurde und seitdem Ehrenvorsitzender des Bensheimer Imkervereins ist (wir berichteten). Dengler gilt als „Motor und Gesicht der Bergsträßer Imkerszene“, hat diese auf zeitgemäße Art und Weise nach außen geöffnet. Dazu gehörte auch, dass im Frühjahr 2018 im Garten des Bensheimer Hospizes auf der dem Kirchberg zugewandten Seite ein Bienenlehrpfad eingerichtet wurde, durch den Kindergarten- und Schulkinder an den Naturschutz, die Bedeutung der Biene und die Imkerei herangeführt werden.
Zusätzlich inspiriert von Urlauben in Österreich, wo es lehrreiche Kinderwanderwege mit Schautafeln gebe, schwebt Marco Bauer nun ein Bienenlehrpfad auch für Einhausen vor. Das geplante „Grüne Klassenzimmer“, das auf der dem Hallenbad gegenüberliegenden Seite der Weschnitz als Ort des naturnahen Lernens vor allem für die Schüler der nahe gelegenen Grundschule entstehen soll, sei durch seine Lage am Wasser ein idealer Standort für ein solches Projekt, erläutert er im Gespräch. Wie in Bensheim soll es dort seiner Idee nach auch einen Bienen-Schaukasten geben, der Kindern und Jugendlichen einen geschützten Blick ins Innere eines Bienenstocks ermöglicht. Die Betreuung des Schaukastens sollen die sechs in Einhausen ansässigen Hobby-Imker im Wechsel übernehmen, die unterschiedlichen Imkervereinen in der Region angehören. Sie will Bauer an einen Tisch holen. Zu ihnen gehört auch seine Gemeindevertreter-Kollegin aus der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, die promovierte Biologin Simone Sartorius-Neef.
Das zweite Projekt, das Marco Bauer vorschlägt, sind „Bienenpatenschaften“, durch die Einhäuser Firmen die örtlichen Imker finanziell oder durch die Bereitstellung von Flächen unterstützten sollen. Schon oft habe er mit seinem Kollegen aus der Freiwilligen Feuerwehr, dem Klimanager der Gemeinde Einhausen Tobias Hübner, darüber gesprochen. Dessen Vater Bernd Hübner ist nämlich nicht nur Vorsitzender des Einhäuser Ortsvereins des sozialistischen Umweltverbands Naturfreunde Deutschlands, sondern auch selbst Imker in Lorsch. Bauer und Hübner seien daher die finanziellen Nöte der Berufs- und Hobbyimker in Deutschland bewusst, berichtet Bauer. Imker im Ausland streckten ihren Honig oft mit billigem Zucker, so dass bekannte handelsübliche Marken ihn hierzulande für Preise wie 3,50 Euro für 500 Gramm verkaufen könnten. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssten dann auch die deutschen Berufs- und Hobbyimker ihren Honig weit unter dem Preis verkaufen, der ihnen Ertrag einbringen beziehungsweise ihr Hobby kostendeckend finanzieren würde. Er selbst müsste seinen selbst produzierten Honig eigentlich für 14 Euro pro Glas verkaufen, so Bauer, gehe aber auf acht Euro herunter.
Unterstützung soll Kriterium bei Grundstücksvergabe werden
Er stellt sich nun vor, dass Einhäuser Firmen helfen, den „ehrlich“ und vor Ort erzeugten Honig zu finanzieren. Etwa, indem sie als Weihnachtsgeschenke für ihre Mitarbeiter und Kunden keine Schokolade, sondern den Einhäuser Honig kaufen. Oder, indem sie einen Teil ihres Firmengeländes für Imkerei zur Verfügung stellen. Unternehmen, die sich neu in Einhausen ansiedeln, wollen Bauer und seine Kollegen aus der CDU-Fraktion quasi dazu zwingen: Etwas für die Imkerschaft zu tun, soll in den Katalog der Kriterien, nach denen Gewerbegrundstücke der Gemeinde Einhausen an Geschäftsleute vergeben werden, aufgenommen werden und dort Punkte bringen.
Hilde Osterhold von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen kommentierte stellvertretend für ihre Fraktion den CDU-Antrag. „Die Idee der Bienenpatenschaften und die Schaffung eines Bienenlehrpfads am Grünen Klassenzimmer finden unsere volle Unterstützung. Diese Initiativen fördern das Bewusstsein für Natur und Biodiversität und passen hervorragend zu dem Bienenfutterautomat, den Familie Sartorius-Neef nach Ablehnung in diesem Gremium privat betreibt. Diese Maßnahmen bieten eine wertvolle Möglichkeit, unsere Kinder und Jugendlichen für den Schutz der Umwelt zu sensibilisieren.“
Allerdings bestünden auch einige Bedenken. Ein Bienenschaukasten stelle „keine artgerechte Haltung für lebende Bienen“ dar, weil sie nicht die „natürlichen Bedingungen vorfinden, die sie für ein gesundes Leben benötigen“. „Bienen mögen es ruhig und dunkel“, erläuterte Osterhold in ihrer Rede. Zudem stelle sich die Frage, „wer die Pflege der Bienen übernimmt und sicherstellt, dass sie artgerecht versorgt werden“.
Zudem üben die Grünen Kritik an der Zuständigkeit: „Wir fragen uns, warum die Verwaltung ein naturpädagogisches Konzept/Bienenlehrpfad ausarbeiten soll. Es wäre sinnvoller, dies in Zusammenarbeit mit pädagogischen Fachkräften und Umweltorganisationen zu tun, die über das notwendige Fachwissen verfügen. Die Expertise von Fachleuten sollte in die Entwicklung eines solchen Konzepts einfließen, um sicherzustellen, dass es sowohl pädagogisch wertvoll als auch praktisch umsetzbar ist.“
„Wichtig, dass die Schule freiwillig über Beteiligung entscheidet“
Die Mitarbeit der Grundschule dürfe „nicht ohne vorherige Rücksprache und Zustimmung vorausgesetzt werden.“ Es sei wichtig, „dass die Schule von Anfang an in die Planungen einbezogen wird und freiwillig entscheidet, ob und wie sie sich beteiligen möchte.“
Weiter weisen die Grünen auf die Gefahr von Vandalismus am Bienenschaukasten hin, „was den Bienen erheblichen Schaden zufügen könnte“, und fordern „geeignete Schutzmaßnahmen“. Auf der anderen Seite sehen sie mögliche Gesundheitsrisiken für Kinder und Jugendliche: „Bienenstiche können bei einigen Schülern schwere allergische Reaktionen auslösen. Es ist daher wichtig, dass entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden und alle Beteiligten, insbesondere die Eltern, über mögliche Risiken informiert werden.“
Zu den geplanten Patenschaften sagen die Grünen: „Um die ortsansässige Imkerschaft zu unterstützen, sind Partnerschaften mit Firmen in Einhausen sicherlich hilfreich. Doch ist die Frage, ob das die Imkerschaft nicht besser eigenständig in die Hand nehmen sollte.“ Die Fraktion bittet daher „um eine gründliche Überprüfung und Anpassung des Konzepts, um die genannten Bedenken ausreichend zu berücksichtigen und eine erfolgreiche und sichere Umsetzung zu gewährleisten“.
Beschlossen wurde, dass beide Vorhaben, also der geplante Bienenlehrpfad mit Schaukasten im „Grünen Klassenzimmer“ und die Bienenpatenschaften mit in Einhausen ansässigen Firmen, nun konzeptionell auszuarbeiten und dann der Gemeindevertretung vorzustellen sind.
Folgende öffentliche Sitzungen sind für das Jahr 2025 anberaumt:
- Bau-, Umwelt- und Gemeindeentwicklungsausschuss: 4. Februar, 18. März, 13. Mai, 2. September, 28. Oktober und 25. November.
- Haupt-, Finanz- und Sozialausschuss: 6. Februar, 20. März, 15. Mai, 4. September, 30. Oktober und 27. November.
- Gemeindevertretung: 18. Februar, 1. April, 17. Juni, 30. September, 11. November und 9. Dezember.
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