Politik

Im Fahrradsattel erkundet, was im Süden Einhausens gerade neu entsteht

CDU hatte zur jährlichen Radtour mit Bürgermeister Helmut Glanzner eingeladen / Parteimitglieder und interessierte Einhäuser fuhren sechs Bauprojekte an, die dieses und kommendes Jahr fertig werden

Von 
Janine Ak
Lesedauer: 

Einhausen. Die Radtour an einem Sommerabend zu Beginn der großen Ferien, organisiert von der CDU-Fraktion der Gemeindevertretung und begleitet von Bürgermeister Helmut Glanzner, hat in Einhausen schon Tradition. Im Süden Einhausens werden Bauprojekte der Gemeinde angefahren, die Glanzner erläutert und Fragen der Mitfahrenden beantwortet. Anschließen kann sich jeder, der Interesse hat.

Er sehe viele bekannte Gesichter, aber auch neue, was ihn freue, sagte Glanzner. Kristof Glanzner, Vorsitzender der CDU-Fraktion, beschrieb die Tour als eine Art Bürgermeister-Sprechstunde, nur außerhalb der Rathausmauern. Die Teilnehmer hätten Gelegenheit, die Bauprojekte vor Ort live zu sehen, anstatt auf Plänen der Ausschuss- und Gemeindevertretersitzungen.

Die erste Station lag nur wenige Pedaltritte vom Startpunkt am Rathaus entfernt. Vom Weschnitzufer aus blickten die Teilnehmer auf den abgesperrten Spielplatz am Hallenbad und das rechts angrenzende, derzeit noch dicht bewachsene Grundstück, das die Gemeinde erworben hat. Dort soll bis Ende des Jahres die sogenannte Weschnitzrast mit einem von Vereinen betriebenen Kiosk, Sitzgelegenheiten und öffentlichen barrierefreien Toiletten entstehen, die es in Einhausen bisher noch nicht gibt, wie Glanzner erläuterte. Die Zeit drängt, damit Fördergelder in Höhe von 279 000 Euro abgerufen werden können. Das Gesamtprojekt kostet etwa eine halbe Million Euro, der Eigenanteil der Gemeinde knapp 350 000 Euro.

Der Spielplatz soll im Zuge der Neugestaltung des Geländes neu angelegt werden. Der Belag aus Mikroplastik sei in den vergangenen eineinhalb Jahren mehrmals mutwillig zerstört worden, sagte Glanzner. Ihn zu erneuern, hätte allein 7500 Euro gekostet. Daher hat man darauf verzichtet und setzt künftig auf einen naturnahen Bodenbelag. Eine Mauer als Sitzgelegenheit, eine Lade- und Reparaturstation für Fahrräder, eine Wasserstation für Kleinkinder, eine Boulebahn und ein Schachtisch für den Schachclub sind zudem geplant. Glanzner wies darauf hin, dass die oft kritisierte massive Bauweise des Kiosks und der Toiletten nicht viel teurer als Toiletten in Containerform seien, die in Lampertheim, Bensheim und Lorsch rund 220 000 Euro gekostet hätten.

Im September kann im Hallenbad wieder geschwommen werden

Ein Teilnehmer fragte, warum es beim Hallenbad schon im zweiten Sommer Probleme gebe und wann es wieder geöffnet wird. Glanzner antwortete, die Raumlufttechnik ziehe bei einer Außentemperatur von über 20 Grad Celsius die Feuchtigkeit aus dem Bad nicht ab. Um Schimmelbildung zu vermeiden, müsse das Bad dann geschlossen werden. Auf eine Ausschreibung hätten nur zwei Firmen ein Angebot abgegeben, die schnellere von ihnen könne in acht Wochen liefern, so dass mit einer Öffnung des Bades im September gerechnet werden könne. Er sei zuversichtlich, dass es Fördergelder für die neue Anlage gebe, die dann 25 bis 30 Jahre halte.

Weiter ging es über den neuen Steg auf die gegenüberliegende Seite der Weschnitz. Das dortige Gelände soll, wenn der Wasserstand des Flusses gesunken ist, in einer Bauzeit von sechs Wochen neu gestaltet werden und im September fertig sein. Auf dem von der Gemeinde erworbenen Grundstück, das dem Parkplatz gegenüber liegt, sollen Sitzgelegenheiten rund um den Baum, eine Hängematte, ein Barfußpfad, ein Gerät zum Balancieren für Kinder und ein Hochbeet für die Kinder der benachbarten Grundschule entstehen. Das grün-blaue Klassenzimmer, bestehend aus Granitsteinen zum Sitzen an der Weschnitz, soll Unterricht im Freien ermöglichen.

Unmittelbar angrenzend wird das alte Gebäude, in dem derzeit Geflüchtete untergebracht sind, abgerissen und ein Neubau mit 14 Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen gebaut. Die Frage einer Teilnehmerin der Radtour, ob die Stellplätze auf dem bestehenden Parkplatz künftig den Wohnungen fest zugeteilt werden, verneinte Bürgermeister Glanzner. Beim Sozialwohnungsbau rechne man mit einem Schlüssel von 0,5 Stellplätzen pro Haushalt, außerdem sei der Parkplatz bisher tagsüber oft nur mit zwei bis drei Fahrzeugen belegt. Der Parkplatz bleibe weiter öffentlich und solle neben den künftigen Bewohnern auch von den Lehrern der Grundschule am Morgen und den Besuchern der Mehrzweckhalle am Abend genutzt werden.

Mini-Parkhaus wird vermutlich nicht umgesetzt

Glanzner ging auch auf das mögliche Mini-Parkhaus ein, das in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung vorgestellt wurde und für viele Diskussionen unter den Einhäusern gesorgt hat. Glanzner sagte, es sei zwar in den Bebauungsplan mit aufgenommen worden, werde aber sehr wahrscheinlich nicht umgesetzt werden. Aus einem einfachen Grund: „Das Geld ist nicht da.“

Dritte Station der abendlichen Radtour war die dem Eingang gegenüberliegende Seite des Friedhofs. Auch hier hat die Gemeinde das angrenzende, knapp 2500 Quadratmeter große Grundstück von einer Einhäuser Familie erworben. „Viele haben sich hier neuen Wohnraum erhofft“, berichtete der Bürgermeister. Wohnbau sei an dieser Stelle im Flächennutzungsplan, der die Grundlage für die Entwicklung einer Gemeinde darstelle, nicht vorgesehen. Stattdessen soll eine Hundewiese entstehen. Glanzner ging darauf ein, dass in diesem Bereich „viele ihre Hunde frei laufen lassen“, wodurch sich Spaziergänger gestört fühlten. Zudem falle Einhausen neuerdings durch den Fund eines mit der afrikanischen Schweinepest infizierten Wildschweins in Eich am Rhein in die Restriktionszone I. Hunde dürften derzeit nur an der maximal fünf Meter langen Schleppleine geführt werden. Auch, dass vor vier Jahren in Bensheim-Auerbach zwei Hunde von einem Jagdpächter erschossen wurden, nachdem sie wohl ein Reh gejagt hatten, ließ er nicht unerwähnt. „Hier haben Hunde eine wunderschöne Auslauffläche“, warb er für das Projekt. Das Thema der Pietät wegen der Nähe zum Friedhof sei in den Gremien diskutiert worden. Aber Friedhöfe entwickelten sich immer mehr zu parkähnlichen Anlagen, in denen man sich zum Beispiel auch unterhalten dürfe. Das Projekt solle im kommenden Jahr umgesetzt werden, in der Goethestraße soll zusätzlich eine Badestelle für Hunde entstehen.

Auf die Frage eines Mitfahrers, ob die Friedhöfe künftig zusammengelegt würden, antwortete Glanzner: „Ein Friedhof ist leichter zu erhalten als zwei.“ Das sei aber eine „schwerwiegende politische Entscheidung“, von der man derzeit nicht wisse, wann sie getroffen werde.

An der Baustelle des neuen Bürgerhauses, das Anfang des Jahres 2026 eröffnet werden soll, fiel allen Radfahrern sofort das andauernde laute Geräusch auf. Es kommt von den Pumpen, die seit vergangener Woche das Grundwasser von der Baustelle pumpen. Glanzner räumte ein, dass das „nicht angenehm“ sei, dankte den Nachbarn für ihr Verständnis und kündigte an, dass man eine „Lösung finden“ müsse.

Nur für einen Neubau habe man Fördergelder in Höhe von sechs Millionen Euro erhalten können, erinnerte er. Für das Projekt sind Gesamtkosten von 7,5 Millionen Euro veranschlagt. Alle Vereine seien mit ins Boot genommen worden. Im August werde noch ein offizieller „erster Spatenstich“ erfolgen, bevor der Keller ausgebaggert wird. Wenn das Bürgerhaus in voraussichtlich eineinhalb Jahren in Betrieb genommen wird, soll wegen der zu schaffenden Parkplätze die Friedensstraße zur Einbahnstraße werden, in die man von der Mathildenstraße aus einfahren kann.

Lange Warteliste für sozialen Wohnraum

Durch wenige Straßenzüge ging es zur fünften und vorletzten Station, dem neuen Sozialwohnungsbau in der Peterstraße. In dem zweistöckigen Gebäude sind zehn Wohnungen mit Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen entstanden, die ab Oktober von ihren Mietern bezogen werden. Es sind Einhäuser, die über einen Wohnungsberechtigungsschein verfügen. Die Miete der geförderten Wohnungen habe 20 Prozent unter dem ortsüblichen Mietzins zu liegen, erläuterte Helmut Glanzner, wodurch sich eine Miete von 7,20 Euro pro Quadratmeter ergebe. Der Bedarf an Sozialwohnungen sei in der Gemeinde aber noch lange nicht abgedeckt, im Rathaus liege eine lange Warteliste. Schwindelfreie Teilnehmer der Radtour konnten sich über die Treppe ohne Geländer in die Etagen begeben und einen Eindruck von den Wohnungen verschaffen. Sie waren überrascht von den großzügigen Schnitten und der zeitgemäßen Ausstattung, die sich von anderen Neubauten kaum unterscheidet, etwa mit bodenebenen Duschen. Einen Keller hat das Gebäude nicht, denn „das ist das Teuerste“ so Glanzner. Dafür gibt es im Erdgeschoss einen Abstellraum für Fahrräder. Es habe sich herausgestellt, dass vor allem Einzelpersonen Bedarf an sozialem Wohnraum hätten, berichtete Glanzner. Daher werde es im Neubau in der Goethestraße mehr Einzimmerwohnungen geben.

Der würdige Abschluss der diesjährigen Sommertour fand am neuen Ärztehaus am Marktplatz statt, das vor drei Wochen Richtfest hatte. Die ärztliche Versorgung sei neben der Gastronomie und der Parksituation von den Einhäusern am häufigsten genannt worden, als sie im Dezember und Januar im Rahmen der Zukunftswerkstatt zu den Problemen in der Gemeinde befragt wurden, sagte Glanzner. Im Erdgeschoss des Gebäudes werden Arztpraxen einziehen und auch ein Physiotherapeut. In den beiden darüberliegenden Stockwerken befinden sich elf Eigentumswohnungen, die in wenigen Monaten verkauft waren. Im ersten Quartal des kommenden Jahres sollen sie einziehen. In der Tiefgarage sind für sie 23 Stellplätze untergebracht, die oberirdischen Parkplätze sind für die Patienten gedacht. Die Fassade soll noch begrünt werden, auch Fachärzte werden noch gesucht. Das Gebäude gehört zum Stadtumbau-Gebiet Marktplatz, für das die Gemeinde Einhausen eine Fördersumme von zehn Millionen Euro bekommen kann. Sechs Millionen davon wurden für das Bürgerhaus schon abgerufen.

Redaktion

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke