Einst in Einhausen

Hebamme Maria Herrmann hat einst 2200 Kleinhäusern auf die Welt geholfen

Maria Herrmann war 42 Jahre Hebamme

Von 
red
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Hebamme Maria Herrmann hat vielen Babys auf die Welt geholfen. © VfH

Einhausen. In den 1950er und 60er Jahren kannte noch jedes Kind in Einhausen die „alt Ammefraa“ – die Hebamme der Gemeinde Klein-Hausen.

Maria Glanzner kam am 27. Dezember 1873 in der Waldstraße 10 zur Welt. Der Vater hatte eine kleine Landwirtschaft. Da er die Familie mit sieben Kindern aber davon allein nicht ernähren konnte, arbeitete er nebenbei in der Zigarrenfabrik. Auch die Kinder mussten schon früh ihren Teil zum Auskommen der Familie beitragen.

Die kleine Maria ging oft mit ihrem Vater in den Wald, um Grassamen zu rupfen, der dann an Samenhandlungen verkauft wurde. Nachdem sie die Schule beendet hatte, fing sie wie fast alle Mädchen in der Zigarrenfabrik als Wickelmacherin an.

Im Jahr 1896, im Alter von 23 Jahren, heiratete sie den Zigarrenarbeiter Philipp Jakob Herrmann, der aber ein Jahr später starb. Kurz zuvor hatte Maria Herrmann ihren gemeinsamen Sohn Valentin zur Welt gebracht.

Weiterer Schicksalsschlag

Die damalige Gemeinde Klein-Hausen bot der nun alleinerziehenden jungen Mutter die Stelle als Gemeindehebamme an. Bevor sie jedoch starten konnte, musste sie noch eine Ausbildung in Gießen absolvieren. Anschließend wurde der Beruf für sie zur Lebensaufgabe.

In 42 Jahren soll Maria Herrmann 2200 Einhäusern zum ersten Schritt ins Leben verholfen haben, bevor sie 1940 mit 67 Jahren in den Ruhestand versetzt wurde – gegen ihren Willen: Am liebsten hätte sie noch weitergemacht – fit genug fühlte sie sich.

Mitten in die Jahre der erfüllenden Berufstätigkeit fiel der zweite Schicksalsschlag in ihrem Leben: Denn 1918 fiel ihr Sohn im Alter von 21 Jahren im Ersten Weltkrieg in Frankreich. Ihr Gottvertrauen half ihr, auch darüber hinweg zu kommen.

Geheiratet hat sie nicht mehr. Im Alter nahm ihre Großnichte Maria Georgi, geb. Schilling, sie in ihre Familie in der Ernst-Ludwig-Straße 21 auf, wo sie sich wohl und gut aufgehoben fühlte.

Tapfere „Storchentante“ geehrt

Dort feierte die ehemalige „Storchentante“ im Dezember 1963 – körperlich und geistig fit – ihren 90. Geburtstag, worüber auch die Heimatzeitung berichtete. Sie würdigte in der Berichterstattung „diese tapfere Frau, die sich trotz aller Lebensstürme nicht beugen ließ und von allen verehrt wird.“ red

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