Einhausen. In Einhausen stand das Wochenende vollends im Zeichen der Jugendfeuerwehr, die in diesem Jahr 50 Jahre alt wurde. Jugendfeuerwehrwart Florian Röll betonte, dass das Ereignis würdig und ausgiebig gefeiert werden muss. Und die Feiergemeinde gab ihm dabei mehr als Recht.
Eingeläutet wurden die Feierlichkeiten am Freitag mit der „Hüttengaudi“. Die Stimmung auf der Aprés-Ski-Mottoparty mit Fassbieranstich war nach Einschätzung der Feiernden ausgezeichnet. Entsprechend stimmungsvoll und ausgelassen wurde das Jubiläum eingeläutet.
Spenden und mitmachen
Wer die Einhäuser Jugendfeuerwehr fördern wollte, konnte am Wochenende an einer aufgebauten Spendenbox Geld einwerfen. Spenden sind auch per Paypal (spende@feuerwehr-einhausen.de) möglich.
Und wer selbst Lust auf die Teilnahme bei der Jugendfeuerwehr bekommen hat, hat die Möglichkeit sich das kostenlose Angebot einmal unverbindlich anzuschauen.
Jeden Dienstag um 18 Uhr trifft sich die Jugendfeuerwehr im Feuerwehrhaus in der Sepp-Herberger Straße. Ab acht Jahren ist die kostenfreie Mitgliedschaft möglich.
Wer sich dafür interessiert, kann einfach vorbeikommen oder eine Mail an jugend@ feuerwehr-einhausen.de schicken. fw
Der zweite Tag stand dann ganz im Zeichen der Nachwuchsbrandschützer. Am als „Tag der Jugendfeuerwehr“ deklarierten Samstag begann das Programm schon um 14 Uhr. Es wurde für alle Altersklassen, aber besonders für die jüngeren Besucher Einiges geboten. So etwa eine enorme Hüpfburg in Form eines Feuerwehrautos. Begeistert stürzten sich Kinder und Mitglieder der Jugendfeuerwehr die Rutsche der Hüpfburg hinunter und erklommen sie wider unter tosendem Gelächter. Neben diesem Spaß mit kindlicher Unbeschwertheit ging’s an diesem Nachmittag aber auch praxisnah um die Tätigkeit der Feuerwehr. Ein bunt aufgestelltes Programm ließ den gesamten Tag über keine Langeweile aufkommen.
Zwei Höhepunkte waren definitiv eine spektakuläre Fettexplosion und die Feuershow. Gezeigt wurde etwa, wie lange und hell Magnesium brennen kann. Aber auch die Demonstration der Kräfte, die in einer herkömmlichen Deo-Dose schlummern, hatte einen eindrucksvollen Effekt beim Publikum. Die Dose wurde in eine eigens dafür konstruierte Vorrichtung gelegt: ein langer Zylinder, der an einem Ende dicht verschlossen und am anderen mit einer querlaufenden Schraube abgeschlossen war. Die Dose wurde ans untere Ende des senkrechtstehenden Zylinders gelegt, der Schraube gegenüber. Nach dem Erhitzen der Dose schoss diese mit einem Knall durch den Zylinder nach oben und wurde dort von der Schraube am Weiterfliegen gehindert. Allerdings sorgte der enorme Druck, mit dem die Dose auf die Schraube traf, dafür, dass die Schraube sich unter der Kollision verbog. So konnte die Gefahr, die beim Erhitzen einer Spray-Dose entsteht, eindrucksvoll verdeutlicht werden.
Ebenfalls ins Bewusstsein der Besucherinnen und Besucher rufen wollte die Jugendfeuerwehr, dass es keine gute Idee ist, einen Fettbrand mit Wasser löschen zu wollen. Und wie ließe sich das besser zeigen, als einmal vorzuführen, wie man es auf keinen Fall tun soll. In dem Moment, in dem Wasser auf das brennende Fett traf, schoss eine riesige Stichflamme in den Himmel: eine sogenannte Fettexplosion. Die Ursache dafür: Ein Liter Wasser wandelt sich bei dieser Hitze schlagartig in 1700 Liter Wasserdampf um. Diese riesige Menge Dampf strömt nach oben und reißt dabei das brennende Fett mit in die Luft. In der Luft kommt jetzt das fein zerstäubte Fett schlagartig mit Sauerstoff auf einer sehr großen Oberfläche in Berührung. Die kleinen Fetttröpfchen erhitzen und entzünden sich und weiten sich auf die umherliegenden Fetttröpfchen aus, was zu dem Ausbreiten der Feuersäule führt. Wohl kaum ein Zuschauer vom Samstag kommt jetzt wohl noch auf die Idee, brennendes Fett mit Wasser zu löschen. Stattdessen sollte ein spezieller Fettbrandlöscher mit Spezialschaum verwendet werden. Da aber nicht jeder Haushalt darüber verfügt, kann der Brand auch erstickt werden: zum Beispiel mithilfe eines Topfdeckels oder eines Backbleches. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass es sich um keinen Deckel aus Glas handelt, da das Glas der enormen Hitze eventuell nicht standhalten kann und deshalb platzen könnte. Und natürlich gilt: Sicherheit ist das oberste Gebot. Wenn sich der Brand nicht gefahrlos löschen lässt oder eine gewisse Größe angenommen hat oder droht anzunehmen, sollte spätestens die Feuerwehr gerufen werden.
Erste Einblicke in die Tätigkeit der Einsatzkräfte erhielt das Publikum bei der Schauübung der Jugendfeuerwehr. Über die Mikrofonanlage gab ein mutiges Mitglied der Jugendfeuerwehr einen Notruf ab und meldete ein brennendes Haus auf dem Gelände der Einhäuser Feuerwehr. So konnten die Anwesenden direkt lernen, auf welche Punkte es beim Absetzen eines Notrufes ankommt und welche Fragen beantwortet werden müssen. Wo ist der Notfall? Was ist passiert? Sind Menschen in Gefahr?
Mit Blaulicht und Martinshorn
Nach dem Absetzen des Notrufes schallte auch schon das Martinshorn des Feuerwehrautos über das Gelände. Ein kleines Holzhaus wurde mit einem Strohballen versehen, der angezündet wurde. Der entstehende Rauch wehte sogar über die Absperrung des Übungsgeländes hinweg. Als dann das Feuerwehrauto mit lauter Sirene und Blaulicht um die Ecke bog, bekamen alle Kinder strahlende Augen. Die Feuerwehr nutzte die Gelegenheit, um zu erklären, weshalb das Martinshorn auch nachts eingeschaltet wird und manche Bürger daher aus dem Schlaf gerissen werden. Der Fahrer des Feuerwehrfahrzeuges ist nämlich nur dann vollständig versichert, wenn der Einsatz im Wagen sowohl durch Blaulicht als auch durch Erklingen des Martinshorns begleitet ist. Nächtliche Sirenen sind also keinesfalls ein Zeichen böswilliger Ruhestörung, sondern verweisen auf gut informierte und sicherheitsbewusste Brandschützer.
Bei der Vorführung am Samstag sprangen die Mitglieder der Jugendfeuerwehr aus dem Auto. Routiniert stellten sie sich auf, erfassten die Lage und machten sich, nach dem Erhalten der Befehle ihrer Gruppenführerin, ans Werk. Schnell waren die Schläuche ausgerollt und an die Pumpe am Fahrzeug angeschlossen, Verteiler gelegt und kleinere Angriffsschläuche zur Brandbekämpfung angeschlossen. Doch nicht immer läuft alles wie vorhergesehen: In dem brennenden Häuschen befanden sich – so das Übungsszenario – Personen. Ein Rettungswagen musste daher alarmiert werden. Die Menschenrettung steht über dem Löschen des Feuers. In einem Notfall, in dem kein Rettungswagen rechtzeitig eintreffen kann, sind auch Einsatzkräfte der Feuerwehr dazu ausgebildet, lebensrettende Maßnahmen einzuleiten.
Nachdem die Person erfolgreich dem Rettungsdienst übergeben worden war, widmeten sich die jungen Brandschützer dem Löschen des Brandes. Kurz nach dem Ruf „Wasser Marsch!“ waren die Flammen dann auch schon aus. Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr zeigten, dass sie in Sachen Effizienz und Schnelligkeit beim Einsatz auf gutem Weg sind, später einmal die wichtigen Aufgaben auch bei den „Großen“ zu meistern.
Die Übungen der Jugendfeuerwehr sollen so realitätsnah wie möglich sein, schließlich sollen die Jugendlichen auf die Arbeit der Einsatzfeuerwehr vorbereitet werden, damit der Brandschutz der Gemeinde auch für die Zukunft gesichert ist. Finden sich in einem Ort nicht genügend Mitglieder für die Freiwillige Feuerwehr, muss die Kommune eine Pflichtfeuerwehr ausrufen. Doch davon ist man in Einhausen weit entfernt. 52 aktive Mitglieder kann die Einsatzabteilung in Einhausen verzeichnen, 28 Mitglieder die Jugendfeuerwehr. Ein Großteil der heute aktiven Feuerwehrmitglieder war früher selbst Mitglieder der Jugendfeuerwehr.
Nach dem Löschen eines Brandes ist dann allerdings noch nicht alles erledigt. In einem Haus, in dem es gebrannt hat, können sich Glutnester verbergen, die dafür sorgen können, dass das Feuer erneut ausbricht. Daher muss nach dem Löschen die Wohnung ausgeräumt und durchsucht werden, damit ein erneutes Anrücken nicht nötig ist. Auch das Fahrzeug muss wieder einsatzbereit gemacht werden. Schließlich kann es sein, dass kurz nach dem ersten Einsatz ein weiterer Notruf eingeht. Doch auch das haben die Mitglieder der Jugendfeuerwehr bestens drauf. Sie rollten die Schläuche zusammen und verstauten sie sachgemäß.
Feuerlöscher selbst ausprobieren
Kurz nach der Übung stand auch schon der nächste Programmpunkt in den Startlöchern. Dieser richtete sich zwar an erwachsene Besucher, bot aber auch für die anwesenden Kinder durchaus Schauwert. Im Mittelpunkt stand der Feuerlöscher. Obwohl fast in jedem Haushalt vorhanden, haben ihn die wenigsten tatsächlich schon einmal benutzt. Daher boten die Brandschützer ein Feuerlöschertraining an, bei dem die unkomplizierte Handhabung des Gerätes erklärt wurde. Wer wollte, durfte unverbindlich selbst ausprobieren, wie man die Kraft des Löschers einschätzen muss.
Doch auch abseits des Programms gab es für angehende Feuerwehrleute und solche, die es werden wollen, Einiges zu entdecken. Neben der Hüpfburg konnten beispielsweise auch Leinensäcke zielsicher auf Ziele geworfen werden. Um die technischen Einsatzgeräte der Feuerwehr kennenzulernen, gab es die Möglichkeit, einen sogenannten Spreizer selbst auszuprobieren. Eigentlich wird dieses Gerät genutzt, um Autotüren, die sich nach einem Unfall verzogen und verklemmt habe aufzuhebeln. Doch am Tag der Jugendfeuerwehr stand der spielerische Einsatz des Geräts im Vordergrund. So galt es, mit dem voluminösen Gerät einen Tennisball so sanft zu packen, ohne ihn dabei zu zerdrücken. Ein Vorhaben, das angesichts der enormen Kraft des Spreizers gar nicht mal so einfach umzusetzen ist, wie sich herausstellte.
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