Kommunalpolitik

Einhausen müsste einen Ersatz für die Heldenbrücke wohl alleine bezahlen

Bibliser Gemeindevertreter wollen nicht in eine neue Weschnitzquerung zwischen den Kommunen investieren

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kel/cid
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Die Heldenbrücke zwischen Einhausen und Biblis ist mit einem Drahtgitter verschlossen, weil sie nicht mehr sicher ist. Einen Ersatz im Zuge der geplanten Weichnitzdeichsanierung will Biblis nicht mitfinanzieren. © Chrstine Dirigo

Einhausen/Biblis. Eine erhoffte neue Querung im Bereich der gesperrten Heldenbrücke müsste Einhausen wohl alleine bezahlen. Die Bibliser Gemeindevertreter erteilten dem Projekt, das im Zuge der mit der Weschnitzdeichsanierung geplanten Renaturierung verwirklicht werden sollte, in der vergangenen Woche eine Absage.

Die schmale Heldenbrücke steht an der Gemarkungsgrenze zwischen Einhausen und Biblis auf Bibliser Seite. Sie ist aufgrund von massiven Korrosionsschäden an dem Geländer seit März 2021 gesperrt. Die Verkehrssicherheit ist nach Einschätzung der Verantwortlichen nicht mehr gewährleistet. Der Steg ist daher mit einem Drahtgitter auf beiden Seiten verschlossen, so dass sie von Fußgängern und Radfahrern nicht mehr passiert werden kann.

Die Kosten für eine Sanierung des Bauwerks wurden zuletzt auf einen sechsstelligen Betrag geschätzt. Das empfanden alle Beteiligten zu teuer. Schließlich muss die Brücke im Rahmen der geplanten Deichsanierung ohnehin abgerissen werden.

Helmut Glanzner: „Ein Schlag ins Gesicht“

„Das ist ein Schlag ins Gesicht und keine gute Werbung für die interkommunale Zusammenarbeit“, kommentierte der Einhäuser Bürgermeister Helmut Glanzner am Freitagabend auf Nachfrage dieser Zeitung den Rückzieher aus Biblis beim geplanten Neubau eines Weschnitzstegs als Ersatz für die Heldenbrücke. Obwohl die aktuelle Brücke auf Bibliser Gemarkung steht, habe die Einhäuser Gemeindevertretung Bereitschaft signalisiert, sich zur Hälfte an den Kosten zu beteiligen. Jetzt werde man mit dem Regierungspräsidium Kontakt aufnehmen, um Alternativen zur bisherigen Planung prüfen. Klar sei, dass Einhausen keinesfalls eine Brücke an der gleichen Stelle, also auf Bibliser Gemarkung, alleine bezahlen werde. Überlegt werden müsse, wo ein näher Richtung Einhausen gelegener Standort sinnvoll und realisierbar ist. Um Biblis ganz außen vor zu lassen, müsste ein Bauwerk jedoch weit nach Osten versetzt werden. Denn die Gemarkungsgrenze verläuft von der jetzigen Heldenbrücke Richtung Einhausen rund einen Kilometer innerhalb des Flüsschens. Eine Brücke würde dort also von Einhausen auf der Südseite nach Biblis auf der Nordseite führen. kel

Im Zuge der Baumaßnahme werden die Schutzwälle um einige Meter rückversetzt. Eine neue Radfahrer- und Fußgängerbrücke müsste voraussichtlich deutlich länger werden als die bestehende. Bei der Vorstellung der Vorzugsvariante des Gewässerverbandes zur Deichsanierung im April in Einhausen wurde deutlich, dass ein Brückenneubau wohl nicht vom Land finanziert wird. Die Gemeinden müssten dafür selbst aufkommen. Dennoch signalisierten die Einhäuser Gemeindevertreter, dass sie bereit wären, gemeinsam mit der Nachbarkommune eine solche Investition zu tätigen – und das, obwohl die Brücke auf Bibliser Gemarkung steht.

Teil des Natura-Trails

Die einzige Weschnitzquerung zwischen den beiden Kommunen wird aus Einhäuser Sicht als wichtig angesehen. Zahlreiche Wanderer oder Radausflügler nutzten die Heldenbrücke vor der Schließung beispielsweise für Rundkurse beiderseits des Flüsschens. Und nicht zuletzt führt auch der Natura-Trail „Einhausen – das Ried südlich von Jägersburg“ darüber.

Auch der Bibliser Bürgermeister Volker Scheib hatte noch einmal für einen Ersatz der Heldenbrücke an der dann renaturierten Weschnitz geworben. Eigentlich war eine gemeinsame Finanzierung durch beide Kommunen angedacht. Erneut stieß er bei den Bibliser Parlamentariern auf Ablehnung. Die Enttäuschung stand ihm nach dieser Entscheidung ins Gesicht geschrieben.

Scheib sprach von einer „Naturerfahrung auf höchstem Niveau“, die man auf der Heldenbrücke machen könne. Und jetzt verbanne man Bürger und Gäste auf eine Seite. Das Flüsschen soll im Zuge der Deichsanierung streckenweise wieder in natürliche Schlingen gelegt werden. An dieser Stelle sei unter anderem eine pädagogische Betreuung angedacht, es gebe Rückzugsgebiete für Tiere, aber auch Räume, in denen sich Tier und Mensch begegnen können.

„An der Brücke ist schon sehr lange nichts mehr gemacht worden, die Geländer sind verrostet, und sie ist nicht mehr sicher. Wenn wir sie regelmäßig gewartet hätten, würden wir jetzt vom Land eine größere Summe erhalten, denn es hätte sie uns im Zuge der Sanierung abgekauft“, sagte Scheib voller Bedauern.

Ungefähr auf Höhe der Heldenbrücke soll auch die Renaturierung stattfinden. Der Bibliser Bürgermeister bat vor allem die CDU in seiner Kommune darum, Gründe für ihr Nein zu nennen. „Ich möchte meinen Kollegen aus Einhausen das erklären“, brachte Scheib vor. Die Heldenbrücke bringe wenig Nutzen und Vorteile für Biblis, findet CDU-Mitglied Johanna Iovine: „Wir haben einen defizitären Haushalt, müssen aber unsere Pflichten erfüllen und die liegen unter anderem bei einer neuen Kita.

Wir können es uns derzeit nicht leisten.“ Hans-Peter Fischer, Fraktionsvorsitzender der Freien Liste Biblis, glaubt, dass die veranschlagten 75 000 Euro angesichts der Preissteigerungen nicht reichen, zudem sieht er in der Brücke keinen großen Nutzen. Der Bibliser SPD-Fraktionschef Sven Vollrath tat es leid, dass die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Biblis und Einhausen beschädigt werden könnte. Vollrath betonte aber noch einmal, für die Bibliser habe diese Brücke keinen Nutzen, und die Kosten seien zu hoch.

Bürgermeister Scheib verwies auf die interne Vorstellung des Projekts der Deichsanierung im letzten Herbst. Da sei die Stimmung eher positiv gewesen. Diese Art der Präsentation kritisierte Gerhard Becker (CDU Biblis): „Wir wissen nicht, ob das eine Brücke oder ein Steg geben soll. Da ist im Vorfeld zu wenig kommuniziert worden. Für Biblis spielt der ‚Steg‘ keine Rolle.“

Radfahrer und Spaziergänger müssen sich jetzt für eine Weschnitzseite entscheiden – entweder in Einhausen oder erst wieder kurz vor Biblis an der Bruchbrücke, die am Werrtor zum Hähnchenlokal Bruchweiher führt. kel/cid

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