Einhausen. Der Haupt-, Finanz- und Sozialausschuss hat sich am Donnerstagabend einstimmig für eine Bewerbung der Gemeinde Einhausen als sogenannte Kompass-Kommune ausgesprochen. Das Gremium empfiehlt der Gemeindevertretung, die am Dienstag, 30. September, wieder zusammentritt, somit einen entsprechenden Beschluss.
Die Abkürzung Kompass steht für Kommunalprogramm Sicherheitssiegel. Dieses erhält eine Kommune, wenn sie bestimmte Schritte durchlaufen hat. Das Programm wurde 2017 vom Hessischen Innenministerium ins Leben gerufen. Das Siegel besagt, dass die Kommune in enger Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Verwaltung und Polizei speziell auf den Ort zugeschnittene Präventionsarbeit betreibt. Diese ist mit dem Erhalt des Siegels nicht beendet, sondern wird fortlaufend betrieben. Dafür sorgt ein Präventionsrat, der dauerhaft eingerichtet wird und die Kommune in Hinblick auf sinnvolle Sicherheitsmaßnahmen berät.
Wer im Präventionsrat sitzt, entscheidet die Kommune. Es sollen darin aber keine Kommunalpolitiker vertreten sein, sondern Bürger, die ihre soziale Gruppe vertreten. Zum Beispiel der Jugendpfleger der Gemeinde für die Kinder und Jugendlichen, weitere Vertreter für die Senioren, die Migranten und die Vereine. So erklärte es Frank Heisel vom Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt, der das Programm erläuterte.
Präventionsrat, Bürgerbefragung und Sicherheitskonferenz vor Ort
Die weiteren ersten Schritte neben der Einrichtung des Präventionsrats sind eine Bürgerbefragung, bei der die Bevölkerung Gelegenheit hat, mitzuteilen, wo ihrer Meinung nach im Ort zum Beispiel sogenannte Angsträume sind. Die anwesende „Schutzfrau vor Ort“ Stephanie Hellermann-von Serkowsky wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Einhausen, wie der gesamte Kreis Bergstraße, zu den sichersten Gegenden in ganz Hessen gehöre. Trotzdem gelte es, das subjektive Sicherheitsgefühl der Einwohner ernst zu nehmen. Die Ergebnisse der Bürgerbefragung werden in einer Sicherheitskonferenz öffentlich vorgestellt. Anschließend entwickeln Bürger, Kommune und Polizei Maßnahmen, um etwa Schmutz, Lärm und Vandalismus Abhilfe zu schaffen. Heisel nannte ein Beispiel aus einer anderen Kommune, wo Pizzakartons einen Park verunstalteten. Diese passten einfach nicht in die bestehenden Mülleimer. Also wurden Pizzakarton-Abfalleimer aufgestellt. Maßnahmen gegen „dunkle Ecken“ können der Rückschnitt von Hecken und mehr Beleuchtung sein. Gegen Vandalismus könne eine Graffiti-abweisende Wandfarbe helfen, berichtete Hellermann-von Serkowsky mit Verweis auf den Bahnhof der Stadt Heppenheim, die sie auch betreut.
Hat die Gemeinde drei solcher Maßnahmen umgesetzt, erhält sie das Sicherheitssiegel. Das sei in etwa zwei Jahren zu schaffen, so Heisel. Er riet dazu, selbstständige Kompass-Kommune zu werden. Denn in dem Verbund einer Kompass-Region müsse man auf den langsamsten Partner warten. Im Anschluss entwickelt der Präventionsrat zusammen mit Kommune und Polizei bei Bedarf weitere Maßnahmen.
Die Leon-Hilfe-Inseln, das sind Geschäfte, die Schulanfängern mit einem Plakat zeigen, wo ihnen „in Not“ geholfen wird, stellen eine Maßnahme für den Bereich Kinder und Jugendliche dar. Die Ausschussmitglieder zweifelten am Ende der Präsentation, ob diese Maßnahme im überschaubaren Einhausen nötig sei. Es werde an Ideen für Präventionsprojekte keinesfalls mangeln, waren sie sich einig.
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