Jubiläum

Einhäuser Schreinerei Hiemenz feierte 100-jähriges Bestehen

Am Freitag waren offizielle Vertreter des Handwerks und der Gemeinde Einhausen in der Werkstatt zu Gast. Die Familie blickte stolz und heiter zurück und voraus.

Von 
Frederik Koch
Lesedauer: 
Mit Ehrenurkunde, von links: Kreishandwerksmeister Jörg Leinekugel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Dietmar Schott, Büroleiterin Judith Florl und ihre Mutter Christiane Hiemenz mit Enkel Tim, Sohn und Werkstattleiter Christopher Hiemenz, Tochter Isabel Hiemenz, Enkel Paul Hiemenz und Bürgermeister Helmut Glanzner. © Thomas Neu

Einhausen. Holzduft, fröhliche Gespräche und ein liebevoll angerichtetes Büfett – in der Werkstatt der Schreinerei Hiemenz war am Freitagnachmittag alles für ein besonderes Jubiläum vorbereitet. Zwischen Werkzeugen, Maschinen und Erinnerungsstücken an den im Januar verstorbenen Richard Hiemenz wurde das 100-jährige Bestehen des Einhäuser Familienbetriebs gefeiert.

Rund 20 Gäste waren gekommen, um diesen außergewöhnlichen Anlass gemeinsam mit Inhaberin Christiane Hiemenz und ihrer Familie zu begehen. Der Festakt war bewusst im kleinen Rahmen gehalten, familiär und herzlich – so, wie der Betrieb seit jeher geführt wird. Neben Freunden und Wegbegleitern nahmen auch Vertreter des Handwerks und der Gemeinde Einhausen teil. Dietmar Schott, Geschäftsführer der Schreiner-Innung Bergstraße, und Jörg Leinekugel, Kreishandwerksmeister sowie Obermeister der Uhrmacher-Innung Bergstraße, überreichten im Namen der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main eine Ehrenurkunde, in der Dank und Anerkennung für ein Jahrhundert handwerklicher Arbeit ausgesprochen wurden. Auch die Gemeinde Einhausen gratulierte zum runden Jubiläum: Bürgermeister Helmut Glanzner übergab im Namen der Gemeinde eine Urkunde zum 100-jährigen Jubiläum, verbunden mit den besten Wünschen für eine erfolgreiche Zukunft. In seiner Ansprache lobte er die Bedeutung solcher Betriebe für das lokale Handwerk: „Es ist unglaublich erfreulich, dass die Schreinerei Hiemenz in fünfter Generation weitergeführt wird – das ist heute alles andere als selbstverständlich.“

Die Werkstatt, sonst ein Ort konzentrierter Arbeit, war an diesem Nachmittag ein Raum voller Erinnerungen. Neben den Urkunden schmückten Bilder von Richard Hiemenz die Wände, und verschiedenste Werkstücke waren zu sehen. Besonders die Bilder erinnerten an die Wurzeln des Unternehmens und an den Mann, der den Familienbetrieb über Jahrzehnte geprägt hat. „Wir sind froh und stolz, dass es so weit gekommen ist“, sagte Christiane Hiemenz, die den Betrieb nach dem Tod ihres Mannes weiterführt. „Nach langen Überlegungen haben wir uns doch spontan entschieden, dass 100 Jahre einfach gefeiert werden müssen.“

In ihrer Ansprache sprach sie offen über die Höhen und Tiefen des Betriebs. „Wir hatten auch mal Zeiten, da hätten wir echt zumachen können, aber wir haben uns anders entschieden“, sagte sie rückblickend. „Dann ist der Christopher zurückgekommen – und da ging‘s wieder aufwärts“, fügte sie mit einem Schmunzeln hinzu, was für herzhaftes Gelächter unter den Gästen sorgte. Auch kleine Anekdoten aus dem Arbeitsalltag durften nicht fehlen. „Ein Kunde hat mal gesagt: ‚Du schickst mir den Christopher, der Richard macht mich so nervös‘“, erzählte Hiemenz lachend. Solche Geschichten, oft mit einem Augenzwinkern, machten deutlich, wie stark die persönliche Verbindung zwischen der Familie und ihren Kunden ist. „Familie war und ist immer wichtig“, betonte Christiane Hiemenz. „Mit vielen Kunden verbindet uns längst mehr als nur das Geschäft – man führt auch mal ein persönliches Gespräch. Und man hat gelernt, dass auch eine gute Streitkultur nötig ist.“

Für die Zukunft sei der Betrieb gut aufgestellt. Sohn Christopher leitet seit einigen Jahren die Werkstatt und soll die Schreinerei bald übernehmen. Mit Paul, seinem 16-jährigen Sohn, steht bereits die nächste Generation bereit. „Er will Schreiner werden“, erzählt die stolze Großmutter. „Und beim siebenjährigen Tim weiß man es zwar noch nicht, aber er hat schon seine eigene kleine Hobelbank in der Werkstatt – wer weiß, was daraus wird.“

Nach den Reden und der Übergabe der Urkunden wurde das Büfett eröffnet, das von der Familie selbst vorbereitet worden war. Es gab Kuchen, Berliner, zwei große Platten mit Fingerfood, dazu Kaffee und Sekt. In geselliger Runde tauschten die Gäste Erinnerungen aus, lachten über alte Geschichten und blickten gemeinsam auf ein Jahrhundert Handwerkstradition zurück.

Viele nutzten die Gelegenheit, um mit Christiane Hiemenz ins Gespräch zu kommen – über die Entwicklung des Handwerks, über Zusammenhalt in schwierigen Zeiten und über die Rolle der Familie im Betrieb. Dabei wurde spürbar, wie stark das Vertrauen und die gegenseitige Wertschätzung in diesem Unternehmen gewachsen sind. „Wir sind gut aufgestellt“, fasste Hiemenz zum Abschluss zusammen. Sie selbst bleibt weiterhin im Unternehmen aktiv, vor allem in der Bestattungssparte, die sie gemeinsam mit Tochter Judith führt. Gleichzeitig bleibe nun wieder etwas mehr Zeit für Reisen – natürlich immer gemeinsam mit der Familie.

Am Samstagabend wurde das Jubiläum dann im Gasthaus „Zum Engel“ fortgesetzt – mit rund 40 Gästen, darunter Architekten, langjährige Partner und Beatrix Schmidt, Obermeisterin der Schreiner-Innung Bergstraße. Dort wurde bis in den Abend gefeiert – mit vielen Gesprächen, Erinnerungen und dem gemeinsamen Gefühl, Teil einer besonderen 100-jährigen Schreinerei-Geschichte zu sein.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke