Einhausen. Der Vorsitzende des Einhäuser Vereins für Heimatgeschichte, Armin Rau, hat das Thema „Was ist Heimat?“ aufgegriffen und in einem persönlichen Beitrag niedergeschrieben. Über den Begriff „Heimat“ soll auch beim nächsten Babbelstammtisch am kommenden Donnerstag, 11. September, um 18 Uhr im Gasthaus Zum Engel diskutiert werden, wünscht er sich.
Die Grundsatzfrage „Was ist Heimat?“ beantwortet er so: Es ist der Ort, an dem man zuhause ist, also Herkunfts- oder Wohnort, auch der Ort, wo einem das Gefühl von Geborgenheit, Vertrautheit, Zugehörigkeit vermittelt wird.
Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff „Heimat“ in Deutschland zu einem zentralen kulturellen und politischen Begriff, eng verbunden mit Romantik, Landschaft, Natur und vor allem Tradition. Im 20. Jahrhundert wurde der Begriff „Heimat“ teils ideologisch deformiert, zum Beispiel im Nationalsozialismus, was später zu einer problematischen Konnotation, nämlich einer Doppelmoral, geführt habe, so Armin Rau.
In der Nachkriegszeit der Bundesrepublik Deutschland war „Heimat“ einerseits positiv mit Heimatfilmen und regionaler Kultur verbunden, andererseits für viele Vertriebene und Flüchtlinge ein schmerzhafter Begriff.
Heute werde „Heimat“ pluraler verstanden, weniger exklusiv, mehr als ein Ort oder Raum der Identität, auch in migrantischen oder globalisierten Kontexten. Rau: „Heimat ist kein objektiv messbarer Ort, sondern eine soziale und emotionale Konstruktion. Man kann mehrere Heimaten haben, sowohl geografische als auch symbolische, wie Sprache, Gemeinschaft, digitale Räume.“
Der Wandel der Zeit habe auch in Einhausen Einzug gehalten. Rau: „Menschen aus anderen Städten, Landkreisen und fremden Ländern haben sich hier angesiedelt, teils freiwillig, teils als Immigranten und Flüchtlinge aus kriegsgebeutelten Krisengebieten dieser Erde. Vielen Menschen wiederum wurde die Heimat Einhausen und Deutschland entfremdet und sie suchten in anderen Regionen oder Ländern eine neue Heimat.“
Einhausen habe sich in vielfältiger Weise verändert und entwickelt. Ein Beitrag zur Integration funktioniere aber nur in einer Gemeinsamkeit, mit gemeinnützlichem Verständnis, Akzeptanz und Respekt. Rau: „Integration bedeutet, dass Menschen mit unterschiedlichen kulturellen, sprachlichen oder sozialen Hintergründen in einer Gesellschaft zusammenleben können, gleichberechtigt und mit gegenseitiger Achtung und Respekt. Dabei geht es um Teilnahme am Bildungssystem, Arbeitsmarkt, politischen Leben und Vereinsleben als Zugehörigkeitsgefühl und um ein Teil der Gesellschaft zu sein.“
Der Verein für Heimatgeschichte habe in der Vergangenheit vieles aufgearbeitet zur Geschichte Einhausens, umliegender Ortschaften und darüber hinaus. Rau: „Wir verstehen den Begriff Heimat als den Ort, an dem man sich wohl fühlt, sich integriert, sich angepasst und weiterentwickelt hat. Es gibt inzwischen viele Auswärtige, so bezeichnet man in Einhausen Menschen, die von anderen Städten in unser Dorf gekommen, Menschen aus fremden Kulturkreisen, die in Einhausen ansässig geworden sind, sich angepasst haben und Einhausen mit verändert haben. Teilweise kamen Menschen durch Heirat oder durch den Beruf hierher, die auch die Entwicklung miterleben konnten.“
Rau erklärt weiter: „Der Verein für Heimatgeschichte möchte in der Vortragsreihe Heimat mit genau diesen Menschen zusammentreffen, um zu erfahren, was der Anlass war, hierher zu kommen, was sie hier machen, welche Ziele sie haben und wie sie sich in die Gemeinschaft einbringen. Integration bedeutet für uns, dass man versuchen muss, auf eigenen Beinen zu stehen, im Beruf und in der Gemeinschaft.“
Weiter führt der neue Vorsitzende aus: „Einhausen hat ein breites Angebot an Vereinen und eine christliche Kultur, die sich gerade in dieser Zeit in einem großen Wandel befindet und Historie hat. Damit sind die Grundwerte der Gemeinschaft zu sehen, die Einhausen geprägt hat.“ Jedoch, so sagt Rau, müsse „der gegenseitige Respekt der Religionen und des Glaubens vorhanden sein. In anderen Ländern funktioniert das auch ohne Probleme gut. Einhausen ist durch die unterschiedlichen Religionen in Konflikte geraten, hat diese Konflikte aber überwunden“.
Dass Integration in Einhausen funktioniere, hätten viele Beispiele aus der Vergangenheit gezeigt, insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg, „wo viele sogenannte Vertriebene hier ansässig wurden, fleißig waren und zum Wohl der Gemeinschaft beigetragen haben“.
Der Wunsch von Armin Rau: „Wir als Verein für Heimatgeschichte würden uns freuen, wenn wir den Neubürgern die Hand reichen dürfen und uns selbst auch die Hand gereicht wird, um in Frieden miteinander zu leben und uns weiterzuentwickeln. Die Mitbürger sollen sich hier wohl fühlen und an ihrer neuen Heimat ein Gefühl von Heimat haben. Heimat ist da, wo Frieden ist, gegenseitiger Respekt, Gesetze beachtet werden, man sich in Arbeit einbringt, nicht auf Wohltätigkeit spekuliert.“ Auch in Einhausen gebe es schöne funktionierende Beispiele, auf die man stolz sein könne.
Ein Beispiel für Heimat und Heimatgeschichte von Einhausen sei der Tabak, der über viele Jahre die Geschicke der Gemeinde beeinflusst habe. „Zahlreiche alte Fotos zeugen davon.“
Rau schließt mit den Worten: „Der Vorstand würde es begrüßen, wenn sich interessierte Neubürger und auch längst ansässige Einwohner unserem vielseitigen Verein anschließen und ihm beitreten würden.“ Interessierte, die am Babbelstammtisch Heimat teilnehmen wollen, melden sich bitte an bei Armin Rau, Tel: 0173 8316592, E-Mail: vfh.einhausen@gmx.de.
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