Einhausen. „Auf diesem Gelände gibt es wahrscheinlich die größte Population von Zauneidechsen auf Einhäuser Gemarkung“, sagt Bernd Reif, einer der beiden Ortsbeauftragten für Vogelschutz und Vorstandsmitglied im Vogelschutz- und -liebhaberverein. 71 Exemplare hat er im vergangenen Jahr auf dem rund 2500 Quadratmeter großen Areal am nördlichen Ortsrand von Einhausen gezählt. Wie das möglich ist? „Ich erkenne die Tiere an der Farbe und fotografiere sie auch“, sagt Bernd Reif.
Am letzten Januar-Samstag beteiligte er sich zusammen mit weiteren 13 Helfern aus den Reihen des Vogelschutzvereins am ersten größeren Arbeitseinsatz des Jahres. Es galt, die durch den Verein von der Gemeinde gepachtete Streuobstwiese an der verlängerten Carl-Benz-Straße für den beginnenden Frühling vorzubereiten. Denn um die Artenvielfalt auf diesem Naturschutzgrundstück zu fördern, bedarf es durchaus die Hilfe durch den Menschen. Einmal im Jahr, vor Beginn der Vegetationsperiode ist eine komplette Mahd notwendig.
Geräte durch Spende finanziert
Kooperation mit neuer Kita geplant
Das Gelände des Vogelschutzvereins an der verlängerten Carl-Benz-Straße befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem neuen kommunalen Kindergarten, der gerade gebaut wird. Der designierte neue Vorsitzende Alexander Hedderich sieht darin kein Problem. Im Gegenteil: „Wir würden gerne mit der Kita kooperieren und den Kindern zeigen, was wir hier tun“, sagt er. Vorstellen kann er sich Führungen durchs Gelände, aber auch gemeinsame Aktionen.“ Dass die Tiere durch die vielleicht manchmal auch laut herumtobenden künftigen Nachbarn vertrieben oder gestört werden, kann er sich nicht vorstellen. „Die meisten Vögel sind tagsüber nicht sehr sensibel gegenüber Lärm. Wichtiger ist es, dass es nachts ruhig ist.“
Und andersrum: Stellen Hornissen und Schlangen keine Gefahr dar für die Kinder? Alexander Hedderich sieht eher eine Chance. Natürlich könne eine Hornisse Respekt einflößen. Er bewertet es jedoch als positiv, wenn Kinder schon in jungen Jahren den richtigen Umgang mit den grundsätzlich friedvollen Insekten lernen, die es anders als Wespen nicht auf die Nahrungsmittel der Menschen abgesehen haben. Der Hornissenkasten stehe auch weit genug entfernt, als dass sich die Tiere bedroht fühlen könnten. „Das ist gar kein Problem“, beteuert auch Bernd Reif. Und die auf dem Areal heimische Ringelnatter ist ungiftig und für Menschen vollkommen ungefährlich.
Gefahr droht eher den Tieren, wenn sich Besucher auf eigene Faust auf Erkundungstour begeben. Zweiter Vorsitzender Volker Knaup bittet Passanten und Hundehalter daher, das ohnehin durch einen Zaun abgesperrte Gelände nicht zu betreten. Einen besseren Eindruck können Interessierte erhalten, wenn der Verein wieder zu fachkundigen Führungen einlädt, sobald es die Coronalage wieder zulässt. kel
Zum Einsatz kamen dabei neben einem großen Rasenmäher auch zwei akkubetriebene Freischneider, die es ermöglichten, hochstehendes Gras und Gebüsch zu stutzen. „Die Freischneider wurden von der im vergangenen Jahr eingegangenen Spende der Sparkassenstiftung finanziert“, sagt Vereinsrechner Alexander Hedderich, der voraussichtlich bei der kommenden Mitgliederversammlung der Vogelschützer Hermann Heinbach in der Position als Vorsitzender ablösen wird. In den kommenden Monaten werden das Gras und die zahlreichen weiteren Bodendecker dann nur noch auf Teilstücken des auf einer Sanddüne gelegenen Geländes gestutzt. In anderen Bereichen bleibt es stehen – als Versteck und Rückzugsort für Tiere. Wann und wo welche Pflegemaßnahmen notwendig sind, das entscheidet Günter Weickert. Er hat als Vereinsmitglied die Betreuung des Gebiets übernommen. Es handelt sich um nur eines von insgesamt 32 Grundstücken, die die Einhäuser Vogelschützer nutzen, um im Umfeld der Weschnitzgemeinde natürliche Lebensräume für Flora und Fauna zu schaffen.
„Auf einer Streuobstwiese wie dieser kann man bis zu 5000 verschiedene Pflanzen- und Tierarten finden“, erklärt Günter Weichert. Am vergangenen Samstag war jedoch angesichts der kalten Temperaturen noch wenig zu sehen, was kreucht und fleucht.
Gottesanbeterin und Eidechsen
Das wird sich aber schnell ändern, sobald die Tage wärmer werden. Neben den Zauneidechsen fühlen sich hier auch Ringelnattern wohl. Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist hier Zuhause. Und im vergangenen Jahr sichtete Bernd Reif hier erstmals auch eine Gottesanbeterin.
„Aktuell halten die Zauneidechsen Winterruhe, gut versteckt unter Totholz oder in Mausehöhlen im Boden“, erklärt Bernd Reif. Insekten schlüpfen im Frühjahr wieder aus abgelegten Eiern. Und auch die Hornissen kehren zurück. Für die großen, aber friedliebenden Wespen hat der Verein auf dem Gelände einen speziellen Kasten aufgestellt. Bis zu 5000 Hornissen fliegen hier in den Sommermonaten ein und aus. Direkt nebenan gibt es auch einen Unterstand mit verschiedenen Behausungen für Wildbienen oder für Hummeln.
Über das Gelände verteilt sind 25 Nistkästen, in denen sich unter anderem Feldsperlinge wohlfühlen. Aber auch der Wiedehopf ist hier Zuhause. Ein großer Steinhaufen bietet Eidechsen und Schlangen Schutz und im Sommer eine Möglichkeit, sich in der Sonne aufzuwärmen. „Wir nennen uns zwar Vogelschutz- und -liebhaberverein, stecken mittlerweile aber genauso viel Energie in den Schutz von Amphibien und Insekten“, sagt Alexander Hedderich. Ziel sei es, die Artenvielfalt zu bewahren.
Unterdessen machen sich einige Helfer mit der Astschere nützlich. Auch die Bäume auf der Streuobstwiese müssen um diese Jahreszeit leicht gestutzt und verjüngt werden. Zwetschgen, Äpfel und Birnen gedeihen hier. Ein Teil der Früchte bleibt als Nahrung für die Insekten an den Bäumen oder fällt später auf die Erde. Im vergangenen Jahr habe man aber erstmals auch Apfelwein für die Vereinsmitglieder hergestellt, war zu erfahren. Und selbst alte, abgestorbene Obstbäume haben noch eine Zukunft. Diese dürfen auf dem Gelände als Lebensraum und Unterschlupf für Vögel stehenbleiben.
Bernd Reif freut sich schon darauf, wenn sich auf dem Areal wieder die Tierwelt tummelt. Die jahreszeitliche Entwicklung der Natur wie auch das große Engagement der Vereinsmitglieder dokumentiert er mit Fotos und mit Videos. „Ich habe meine Kamera immer dabei“, sagt er. Regelmäßig fertigt er daraus einen filmischen Jahresbericht.
Jetzt steht 2022 jedoch erst einmal am Anfang. Gut fünf Stunden lang waren die Helfer bei ihrem ersten Arbeitseinsatz des Jahres fleißig. Einige werden jetzt noch vor dem Frühjahr folgen. Bis zum Beginn der Brut- und Setzzeit im März müssen die Bäume und Hecken geschnitten sein.
"Hornissen und Schlangen in der Nachbarschaft sind für die Kinder keine Gefahr"
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