Einhausen. Am Freitagabend hat der Turnverein Einhausen seine ehrenamtlichen Übungsleiter und weitere Vereinsmitglieder, die etwa bei den vier Arbeitseinsätzen im Jahr helfen, zu einem Helferfest eingeladen.
Bei dem Fest wurden auch 30 Vereinsmitglieder für ihre langjährige Zugehörigkeit zwischen 25 und 75 Jahren geehrt. 190 Einladungen hatte Schriftführerin Elly Hofmeyer, die das Fest organisiert hatte, insgesamt verschickt, 110 Personen waren dieser gefolgt. Auch die Partner der Übungsleiter und Helfer hatte sie eingeladen, denn „sie müssen ihre Partner während ihres ehrenamtlichen Einsatzes entbehren“, so Hofmeyer. Zwölf Kinder, für die sich kein Babysitter finden ließ, waren ebenfalls willkommen. Sie beschäftigten sich, obwohl es kein spezielles Programm für sie gab, in und um die Halle, wie Hofmeyer berichtet. Von den 30 zu Ehrenden waren zwölf in die vereinseigene Halle in der Jägersburger Straße gekommen.
Vereinsvorsitzender Torsten Hofmeyer, der Sohn des Cousins von Elly Hofmeyers Ehemann, begrüßte die Gäste, nachdem diese an den Bierzeltgarnituren Platz genommen hatten. „Der Vorstand macht die Rahmenbedingungen, aber ohne Ihre Tätigkeit wäre solch ein Verein nicht am Leben zu halten“, machte er deutlich. Auch Elly Hofmeyers Einsatz im Vorfeld des Abends ließ er nicht unerwähnt. Sie habe „in der Organisation nichts dem Zufall überlassen“, gemeinsam mit Helfern die Halle mit Teppichboden ausgelegt, die Tische aufgestellt und mit Sonnenblumen dekoriert.
Die Getränkepalette sei schon im Vorjahr erfolgreich erweitert worden, und man habe sich entschlossen, das in diesem Jahr fortzusetzen. So gab es an einer kleinen, bunt beleuchteten, karibisch anmutenden Basthütte Cocktails und Longdrinks, jeweils auch in einer alkoholfreien Version. Moritz Weber, der beim Turnverein dem Vorstand der Turnabteilung angehört und Übungsleiter ist, hatte sich die Rezepte aus dem Internet herausgesucht und angeeignet. Er mixte den ganzen Abend mit einer Kollegin für die sich vor der Bar bildende Menschenschlange.
Im Anschluss an die Ehrungen war auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Peter Gundolf, Leiter des Bauhofs der Gemeinde Einhausen – und damit ein ehemaliger Kollege von Elly Hofmeyer, die vor ihrem Ruhestand in der Finanzabteilung der Gemeinde gearbeitet hat – der bei der Kerwe alljährlich die Straußenwirtschaft „Moler“ betreibt und auch sonst Erfahrung im Catering hat, hatte Rinderbraten, Prager „Jägersburger“ Schinken und überbackenen Schafskäse zubereitet und angeliefert, ergänzt von einer breiten Palette an Salaten, darunter die Klassiker Nudel- und Kartoffelsalat, wie Elly Hofmeyer berichtet. Damit auch Vegetarier diese bedenkenlos genießen konnten, seien sie mit Gemüsebrühe zubereitet worden. Als Nachtisch standen ein Obst-Blechkuchen, eine Tiramisu-Schnitte und Obstsalat bereit, dazu Biere, Weine und alkoholfreie Getränke. Es war also vor allem ein großes kulinarisches Dankeschön des Vereins an seine Helfer. Und die nahmen das Fest am Freitagabend bei noch milden Temperaturen und geöffneten Hallentüren gerne an und genossen die Atmosphäre – die jüngeren von ihnen bis weit nach Mitternacht.
Elly Hofmeyer ist zufrieden, und wie sich das für eine ehemalige Finanz-Mitarbeiterin gehört, plant sie schon jetzt für das Helferfest 2025: „Ich habe anhand des Verbrauchs an Essen und Getränken beim diesjährigen Fest eine Liste angelegt und die Bestellungen für das kommende Jahr kalkuliert“, verrät sie.
Ehrenvorsitzenden Heinz Bauer hat der Sport fürs Leben geprägt
Für 70-jährige Vereinszugehörigkeit wurde der Ehrenvorsitzende Heinz Bauer geehrt. Der 77-Jährige war mit seiner Einschulung in den Verein eingetreten, so sei es damals üblich gewesen, berichtet er auf Nachfrage. Das Handballspiel im Turnverein gemeinsam mit den gleichaltrigen Schulkameraden sei das „Nonplusultra“ gewesen. Die Mannschaft habe auch Turniere bestritten, sei Kreis- und Bezirksmeister geworden und habe an der Hessenmeisterschaft teilgenommen.
Heinz Bauers Vater stammte aus Einhausen, hatte als Soldat im Zweiten Weltkrieg seine Mutter in der Nähe von Wien kennengelernt und 1947 mit nach Einhausen gebracht, wo Heinz Bauer 1948 zur Welt kam und gemeinsam mit drei Geschwistern aufwuchs. Sein Vater sei ein „Ur-TVler“ gewesen, berichtet er. Sein größter Wunsch sei eine eigene Vereinsfahne für den Turnverein gewesen, die er schließlich anfertigen ließ, nachdem er das Geld dafür beschafft hatte. Er sei der erste TVler gewesen, der diese Fahne kurz vor seinem Tod in der Hand gehabt habe und zugleich der erste, an dessen Grab sie gehisst wurde. Noch heute wird die Fahne auf Beerdigungen verdienter Mitglieder gehisst.
Heinz Bauer selbst war von 1972 bis 1999 Vorsitzender des Turnvereins Einhausen. Als prägendstes Erlebnis in dieser Zeit nennt er die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Vereins 1997. Während derer verstarb sein Vater Heinrich, nachdem er aus dem Krankenhaus zurückgekehrt war, um sich seinen letzten Wunsch zu erfüllen.
Zwei Jahre später gab Bauer den TV-Vorsitz ab, weil er durch seine Tätigkeit im Einkauf der Firma Siemens viel unterwegs war, unter anderem in den Dental-Depots in Linz, Paris, Straßburg, Hamburg und Düsseldorf, wie er berichtet. Aber: „Mein Lebensinhalt war immer Einhausen. Hier waren meine Gattin Anita und meine beiden Söhne.“ Einer von ihnen sei als Erwachsener in Manila an einer Blutvergiftung verstorben, wo er beruflich tätig gewesen war.
Trotz dieser Schicksalsschläge sagt Heinz Bauer heute: „Ich bin mit meinem Leben zufrieden.“ Ganz sicher hat seine durch den Sport geprägte positive Lebenseinstellung dabei geholfen. Bis heute lebt er mit seiner Frau in seinem Geburtshaus in der Einhäuser Hauptstraße 26.
Für die längste Vereinszugehörigkeit von 75 Jahren ist Ludwig Müller am Freitagabend geehrt worden. Auch ihn hatte seine Mutter mit acht Jahren angemeldet. „Anfangs bin ich zweigleisig im Handball und Turnen gefahren“, erzählt er. Beim Gau-Kinderturnfest in Zotzenbach und Rimbach im Odenwald habe er als 13- und 14-Jähriger zweimal den ersten Platz errungen. Bei den Handballern wurden ihm bald Sonderaufgaben zugewiesen: „Weil ich vom Naturell recht genau und sorgfältig bin und ich mich beschwert habe, wenn die Bälle nach dem Spiel voller Dreck waren, hieß es: Mach doch Du’s!“ So habe er fortan Bälle gepflegt, Plakate erstellt und die Busse für Fahrten zu Auswärtsspielen organisiert. Er sei eine Zeit lang auch Jugendwart und Vorstandsmitglied gewesen. Heute lebt er in Fahrenbach am Rand des Odenwalds und ist beim dortigen SV noch in der Wandergruppe aktiv.
Die Geehrten
Folgende Mitglieder wurden für ihre langjährige Vereinszugehörigkeit geehrt. Die Anwesenden von ihnen erhielten Urkunde, Ehrennadel und ein Handtuch mit dem Vereinsemblem.
Für 25 Jahre: Jennifer Böhm, Nils Bohrer, Sascha Frank, Susanne Gärtner, Alexander Koch, Beate Meyer, Norbert Meyer, Johanna Meyer, Jonas Nischwitz, Charlotte Sartorius, Gabriele Selzer, Susanne Wachtel.
Für 40 Jahre: Jürgen Gärtner, Sonja Golla, Philipp Hofmeyer, Thomas Hofmeyer, Edith Kehl, Julietta Notter, Dieter Schütz, Joachim Schwöbel.
Für 50 Jahre: Rosel Drackert, Hans Drackert, Hildegard Hauser, Dieter Jöger, Edeltraud Schwöbel, Richard Spreitzenbarth, Stephan Weber.
Für 70 Jahre: Heinz Bauer und Dieter Schwerdt.
Für 75 Jahre: Ludwig Müller.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/einhausen_artikel,-einhausen-ein-abend-fuer-die-menschen-die-den-einhaeuser-turnverein-mit-leben-fuellen-_arid,2241291.html