Gesundheitsserie

Wie Patienten E-Rezepte mit dem Mobiltelefon einlösen können

Frank Deselaers, Inhaber der Einhäuser Ried-Apotheke, erklärte beim ersten „Smartphone-Café“ im Einhäuser Caritaszentrum St. Vinzenz, wie es funktioniert.

Von 
Tara Seipp
Lesedauer: 
Gemeinsam waren die Besucher der Veranstaltung und ihre jungen Helfer erfolgreich beim Installieren der App gesund.de (von links): Peter Ehrt, Leonie Wahlig, Apotheker Frank Deselaers, Charlotte Sartorius und Theresa Krampff. © Thomas Zelinger

Einhausen. Als Claudia Ebner vom Caritaszentrum Kaffee an die Senioren verteilte, bereiteten Theresa Krampff und Leonie Wahlig den anstehenden Vortrag zum Thema „E-Rezept mit Hilfe eines Mobiltelefons einlösen“ vor. Die meisten älteren Menschen besäßen wohl Mobiltelefone der Marke Samsung, die helfenden Experten aber Apple-Geräte. Deshalb würden sie die Ausführung nicht vorne mit ihrem Gerät verdeutlichen, sondern nach Ende des Vortrags individuell auf die Senioren eingehen.

„Das heute ist ein bisschen Neuland für uns und sozusagen der Testlauf“, erklärte Ebner in einer kurzen Ansprache. Das Caritaszentrum biete bereits eine Smartphone-Sprechstunde an, diese sei aber mehr für individuelle Fragen und Probleme gedacht.

Das neue Format bietet kleine, praktische Lerneinheiten

„Das Smartphone-Café dient dazu, zusätzlichen Input zu verschiedenen Themen zu erhalten“, fuhr sie fort. Das neue Format sei nicht als riesiger Kurs gedacht, sondern als kleine, praktische Einheiten. Bei der Premiere des Angebots drehe sich alles um das Thema Gesundheitsapps, und wie man mit Hilfe dieser E-Rezepte einlösen könne.

Im Anschluss seien die Anwesenden dazu eingeladen, das Gelernte selbst einmal auszuprobieren. Unterstützt wurden sie hierbei von den Referenten Frank Deselaers, Inhaber der Einhäuser Ried-Apotheke, sowie den „Expertinnen“ Theresa Krampff und Leonie Wahlig. In unregelmäßigen Abständen würden weiterhin verschiedene digitale Themen aufgegriffen werden.

„Jeder von Ihnen ist ja schon so fit, dass er mit einem Smartphone umgehen kann“, lobte Deselaers zunächst die Älteren. Ärzte seien mittlerweile dazu angehalten, E-Rezepte auszustellen. Einige Rezepte könnten derzeit noch nicht digital verschrieben werden. Davon ausgeschlossen seien starke Schmerzmittel, Betäubungsmittel sowie Teststreifen für das Blutzuckermessgerät. Rezepte für diese müssten wie bisher ausgedruckt werden.

Erleichterung für Arztpraxen und Patienten

Die Einführung des E-Rezeptes solle neben den Arztpraxen auch für Patienten eine Erleichterung sein, da Rezepte telefonisch oder per E-Mail bestellt werden können, ohne dass man diese in einer Praxis abholen müsse. Der Arzt druckt das Rezept nicht mehr, sondern speichert einen QR-Code, auf dem alle Daten verschlüsselt sind. Das E-Rezept könne aber nicht direkt an die ausgewählte Apotheke des Patienten geschickt werden, sondern befinde sich in einer sogenannten Cloud, also auf externen Speichern. „Wenn Ihr also in die Apotheke geht, könnte es sein, dass diese das Rezept noch nicht auf Eurer Gesundheitskarte einsehen kann“, erläuterte er. Dies sorge immer wieder für Verwirrung.

Der Grund dafür: Ein Arzt müsse das ausgestellte Rezept elektronisch signieren, anschließend wird es von der Praxis per Datenübertragung auf einen Server geschickt. Dies erfolge manchmal erst am Abend, weshalb das Rezept am selben Tag häufig noch nicht auf die Gesundheitskarte des Patienten geladen ist, meist erst am Folgetag.

Deselaers stellte aus diesem Grund die App gesund.de vor, die es ermögliche, einzusehen, ob sich Rezepte bereits auf der Karte befinden. Somit könne man es Patienten ersparen, umsonst die Apotheke aufgesucht zu haben. Für Privatversicherte sei dieses Vorgehen noch nicht gedacht. Bei sehr dringenden Rezepten oder einem Antibiotikum könne der Arzt zudem noch immer das E-Rezept auf herkömmliche Weise in Papierform ausdrucken.

Mit der App gesund.de sehen, ob E-Rezept schon auf Karte ist

Die im Vortrag verwendete Beispiel-App gesund.de könne, je nachdem, welches Gerät man besitze, im App- oder Playstore heruntergeladen werden. Man kann eine Stammapotheke auswählen, die dem Patienten am nächsten ist. Anschließend müsse man in der App das Fenster „Rezept einreichen“ anklicken und seine Gesundheitskarte verbinden. Dies erfolgt über eine Abfrage von einer Nummer der Karte, die man eingeben soll. Die Karte hält man schließlich hinten an das Handy an, damit diese gescannt werden kann.

Wurde die Karte erfolgreich in der App hinterlegt, könne man sehen, ob auf dieser bereits ein Medikament hinterlegt ist. Dieses könne man in den Warenkorb legen. Das Rezept beziehungsweise ausgewählte Produkt werde dann an die ausgewählte Apotheke geschickt. Man könne die Produkte abholen oder liefern lassen mit eventueller Zuzahlung. E-Rezepte seien insgesamt 28 Tage einlösbar.

Nach dem Vortrag probierten sich einige Senioren selbst daran, die App herunterzuladen und einzurichten. Dabei halfen Theresa Krampff und Leonie Wahlig als Digitalexpertinnen. Andere verließen das Caritaszentrum direkt nach dem Vortrag. „Ich habe eigentlich seit Jahren meine eigene Art, wie ich Rezepte einlöse, und fahre damit gut. Aber ich wollte mir dieses Angebot trotzdem unvoreingenommen anhören“, verriet eine Anwesende. „Normalerweise rufe ich in der Praxis an und bestelle ein Rezept telefonisch. Ich frage, wann ich es abholen kann, und gehe mit meiner Karte in eine Apotheke. Darf ich das auch weiterhin so tun?“, fragte eine ältere Besucherin den Referenten während des Vortrags. „Natürlich“, antwortete er. „Das kann jeder so handhaben, wie er es möchte. Das Einlösen per App soll lediglich eine Erleichterung sein, ist aber keine Pflicht“.

„Das Ausprobieren und offen sein für etwas Neues und damit in Kontakt zu kommen, ist wahrscheinlich der erste Schritt, der vielen schwerfällt. Aber wenn man dran bleibt, dann geht es auch“, merkte Claudia Ebner an. Sie selbst hatte sich vor der Veranstaltung ebenfalls den Prozess erklären lassen.

Volontariat

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke