Einhausen. „Das ist jetzt richtig hell hier. Da musste man sich erst einmal daran gewöhnen“, sagt Andrea Philipp augenzwinkernd. Denn natürlich freut sich die Leiterin der Öffentlichen Bücherei in Einhausen ungemein über die neue Beleuchtung, die jetzt in den Räumlichkeiten installiert wurde. Die zuvor vorhandenen Glühbirnen seien teilweise seit Jahrzehnten im Gebrauch gewesen, schätzt sie. „Das waren richtig kleine Heizstrahler, und dennoch war es hier dunkel“, sagt Andrea Philipp. Jetzt tauchen helle LED-Lampen, Regale und Arbeitsplätze in helles Licht.
Abholservice kommt gut an
Für Lesefreunde dürfte es künftig durchaus angenehmer und leichter sein, den neuesten Lieblingskrimi oder -roman in dem großen Angebot an Literatur zu finden. Vorausgesetzt, die Räumlichkeiten können irgendwann einmal wieder für den Publikumsverkehr geöffnet werden. Aufgrund der Corona-Pandemie ist es seit Monaten nicht möglich, persönlich in den Regalen zu stöbern. Betreten werden darf die Bücherei in der Regel nur von den ehrenamtlichen Team-Mitarbeitern.
Was ausgeliehen wird
Literatur für Erwachsene: Vivenca Sten „Tödlicher Mittsommer“ und Vivenca Sten „Tödliche Nachbarschaft“ (jeweils 27 Ausleihen.
Neuerscheinungen für Erwachsene: Jojo Moyes „Der Klang des Herzens“, Jenny Colgan „Wo das Glück zu Hause ist“ (je 12 Ausleihen).
Sachbücher: Hape Kerkeling „Der Junge muss an die frische Luft“ (23 Ausleihen).
Kinderbücher: Tiptoi „Entdecke die Piraten“ (37 Ausleihen). Jugendbücher: Jason Fry „Star Wars in 100 Szenen“ (29 Ausleihen).
Damit niemand ohne Lesespaß im Lockdown zuhause sitzen muss, bieten sie den Büchereimitgliedern seit Monaten einen Abholservice an, suchen online oder per Telefon bestellte Bücher heraus, legen sie im Foyer bereit und desinfizieren die in der Abgabekiste zurückgebrachten Medien, bevor sie sie wieder in die Regale zurückstellen. Andrea Philipp schätzt, dass das noch eine Weile so weitergehen wird, selbst wenn die Inzidenz bei den Corona-Infektionen weiter zurückgehen sollte. Es geht um den Schutz der Nutzer, aber auch um die Sicherheit der Helfer.
Aus 17 Mitarbeiterinnen besteht das Büchereiteam nominell. Einige haben sich aus Alters- oder Gesundheitsgründen in der Pandemie jedoch aus dem Vor-Ort-Dienst in der Bücherei ausgeklinkt. Und so kümmern sich aktuell zehn Aktive darum, die Ausleihe auch in Coronazeiten am Laufen zu halten. Eingeteilt in feste kleinere Teams werden auch die Kontakte untereinander so weit wie irgendwie möglich minimiert. „Viele unserer Helfer sind noch berufstätig. Da wäre es nicht vermittelbar, wenn sie in ihrer Freizeit ein Risiko eingehen, während am Arbeitsplatz starke Einschränkungen gelten“, sagt Andrea Philipp. Bislang habe es innerhalb des Büchereiteams zum Glück noch keine Corona-Infektion gegeben.
Um das Gefährdungspotenzial noch weiter zu minimieren, wurde umgebaut. Statt der bisherigen langen Empfangstheke, hinter der die Büchereimitarbeiterinnen bislang gemeinsam saßen, gibt es jetzt zwei voneinander getrennte Arbeitsplätze, so dass man sich nicht zu nahe kommt. Nach vorne sind die Schreibtische mit einer Glaswand abgetrennt, die einen zusätzlichen Schutz bieten soll, sollten irgendwann wieder einmal Besucher die Räumlichkeiten betreten können.
Investiert wurde auch in neue Technik. Zwei aktuelle PC’s und ein neuer Laptop ersetzen die alten Geräte, auf denen noch „Windows 7“ installiert war. Die Arbeit erleichtern sollen zudem neue Barcodescanner, über die die Bücher zur Erfassung nur vorgehalten werden müssen.
Finanziert wurden die Neuanschaffungen und Renovierungen nach Angaben von Andrea Philipp von der Gemeinde Einhausen, die neben den beiden Kirchengemeinden Träger der Einrichtung und dabei insbesondere für das Gebäude verantwortlich ist.
Von der Relevanz einer Leihbücherei auch in Zeiten von E-Book-Readern und Hörbuch-Streaming-Diensten ist Andrea Philipp überzeugt. Und die Zahlen belegen das. Trotz der Schließung für den Publikumsverkehr habe man in diesem Jahr 15 neue Leser gewinnen können, sagt sie. Zudem wurden seit Jahresbeginn rund 1800 Besucher gezählt, also Nutzer, die Medien bestellt haben.
Besonders beliebt ist die Bücherei bei Kindern im Alter bis neun Jahren. Diese jüngsten Bücherfreunde machen nach Angaben von Andrea Philipp 40 Prozent der Mitglieder aus. „Hier sind gerade die Tiptoi-Bücher der absolute Renner“, sagt Andrea Philipp. 55 Prozent der Nutzer seien Erwachsene, bei denen Krimis immer gut ankämen. Seit einiger Zeit insbesondere Regionalkrimis, die an der Nord- oder Ostsee spielen. Am wenigsten erreiche man ältere Kinder und Jugendliche.
Um die Leser bei der Stange zu halten, wird der Medienbestand ständig aktualisiert. In diesem Jahr habe man schon 230 neue Bücher und Hörspiele besorgt, sagt die Büchereileiterin. Derzeit gibt es an vier Tagen in der Wochen einen Abholservice: dienstags von 10 bis 12 Uhr, mittwochs von 16 bis 18 Uhr, donnerstags von 17 bis 19 Uhr und sonntags von 10.30 bis 12 Uhr. Online oder telefonisch bestellte Bücher können während dieser Zeiten im Eingangsbereich der Bücherei kontaktlos abgeholt und nach dem Lesen wieder abgegeben werden. Die Medien können im Internet über www.bibkat.de/einhausen ausgesucht und bestellt werden.
Puzzle statt Schmökerpass
Mit dem „Schmökerpass“ hatte die Bücherei 2019 einen zusätzlichen Anreiz für Kinder geschaffen, das Fachwerkhaus im Ortskern regelmäßig zu besuchen. Kinder konnten sich jeden Monat, wenn sie mindestens ein Buch ausgeliehen haben, einen Stempel abholen. Für einen Pass mit mindestens zehn Stempeln wurden im Januar kleine Belohnungen ausgegeben. Doch das ist wegen Corona derzeit nicht möglich.
Stefanie Seitz vom Büchereiteam hat sich deshalb eine neue Aktion ausgedacht. „Wir haben ein Puzzle erstellt, das ein besonderes Bücherregal zeigt“, erläutert sie. Gemalt wurde das Bild von ihrer Tochter Jule. Jeder Online-Bestellung von Kindermedien wird nun eines der insgesamt neun Teile beigelegt. Die Nachwuchsleser können die Puzzlestücke sammeln, auf eine A4-Seite aufkleben und ausmalen, die Buchrücken mit den Lieblingstiteln beschriften oder etwas dazu zeichnen. Im Januar soll es eine kleine Ausstellung der Kunstwerke geben. kel
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