Sicherheit

Polizist warnte Ältere vor Betrug an Telefon und Haustür

Michael Fix vom Polizeipräsidium Südhessen zeigte den Besuchern des Ökumenischen Seniorennachmittags viele Beispiele anhand von Filmen. Welche Tipps er hatte.

Von 
Anneliese Parzinger
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Erstaunte Gesichter über die Dreistigkeit und Gewieftheit der Kriminellen riefen die gespielten Szenen hervor, die Kriminalhauptkommissar Michael Fix den Besuchern im Katholischen Pfarrzentrum vorspielte. © Anneliese Parzinger

Einhausen. Regelmäßig treffen sich die Senioren der beiden Einhäuser Kirchengemeinden abwechselnd im Evangelischen Gemeindehaus oder im Katholischen Pfarrzentrum. Am Dienstag hatte Renate Becker von der Katholischen Gemeinde den Kriminalhauptkommissar Michael Fix vom Polizeipräsidium Südhessen als Referenten eingeladen. Er berichtete im Laufe des Nachmittags über die vielen rücksichtslosen und gemeinen Tricks, mit denen vor allem ältere Menschen immer wieder um ihr Erspartes gebracht werden. Zuvor konnten sich die Teilnehmer aber an dem reichhaltigen Kuchenbüfett mit selbstgebackenen Kuchen und Torten stärken.

Wer kennt sie nicht, die wiederkehrenden Mitteilungen auf dem Smartphone, bei denen um Rückanruf gebeten wird, die am Ende sehr teuer werden. Oder Anrufe am Tag, bei denen ein angebliches Familienmitglied nach einem Unfall sofort Geld braucht – der sogenannte Enkeltrick. Michael Fix warnte davor, auf diese Bitten und Forderungen einzugehen, denn dahinter stehen Banden, die vom Ausland aus agieren. Diese Bandenmitglieder suchen systematisch Telefonnummern älterer Menschen in den Telefonbüchern. Dass es Ältere sind, erkennen sie zum einen an nicht mehr modernen Vornamen oder an den älteren drei- bis fünfstelligen Telefonnummern.

Bei Anrufen nach „Unfällen“ von Familienmitgliedern sofort auflegen

Das Beste sei es, bei solchen Anrufen sofort aufzulegen, denn auch bei den schwersten selbstverschuldeten Unfällen komme niemand in Untersuchungshaft und ohne richterlichen Beschluss auch nicht ins Gefängnis. Es werde von behördlicher Seite niemals Geld vor Ort verlangt, und auch kaputte Autos müssten erst nach der Reparatur bezahlt werden, verdeutlichte Michael Fix. Zum besseren Verständnis solcher Situationen zeigte er in kurzen Filmen Fallbeispiele.

Der Kriminalhauptkommissar warnte auch vor den Tricks, die telefonisch bei Paypal-Banking mit Anrufen über Whats App angewendet werden. Diese Masche werde von den Banden zur Geldwäsche genutzt, so Fix.

Keine Unbekannten ins Haus oder in die Wohnung lassen

Weiterhin gab er Tipps, um sich vor Hausierern, Drückerbanden oder Trickbetrügern an der Haustür zu schützen. Grundsätzlich gilt, dass man niemanden in sein Haus oder die Wohnung hineinlassen muss, außer vorher schriftlich angekündigte Personen, wie Schornsteinfeger oder Stromableser. Auch nach Aufträgen suchenden Handwerkern, die eine Gefälligkeit anbieten, sollte man nicht trauen. Die Gefälligkeit ende meistens in einer dicken Rechnung. Sie werben oft mit ihren Kenntnissen aus der Nachbarschaft und erklären Häuser und das Umfeld. Diese Kenntnisse haben sie sich jedoch über Google Maps angeeignet, um Vertrauen zu erwerben. Außerdem könne man Verträge an der Haustür innerhalb von 14 Tagen widerrufen, berichtete Fix weiter.

Geld und Wertgegenstände niemals der „Polizei“ übergeben

Zahlreiche Tricks lassen sich Kriminelle einfallen, um an das Geld ehrlicher Leute zu kommen. So werden Personen von falschen Polizisten angerufen, die einen Raubüberfall in der Nachbarschaft ankündigen und davor warnen, Wertgegenstände im Haus oder der Wohnung aufzubewahren. Diese sollen möglichst schnell der „Polizei“ übergeben werden, da auch die örtliche Bank nicht mehr sicher sei. Dort werde gegen einen Mitarbeiter ermittelt, der nachts die Tresore ausräumt. Auch diese Anrufe sind professionell auf Lügen aufgebaut, und man sollte keinesfalls darauf reagieren. Der Kriminalhauptkommissar bat die Anwesenden, bei betrügerischen Vorfällen unbedingt die Polizei zu informieren, auch wenn man nicht geschädigt wurde. Dann sei die Polizei gewarnt und könne mit Zivilfahndern reagieren.

Bei Verlust der Geldbörse die Sperrnummer 116 116 wählen

Ein weiterer Gesprächspunkt waren Diebstähle von Handtaschen in Einkaufs- oder Fahrradkörben, wie sie täglich immer wieder passieren. Anhand eines Films zeigte Michael Fix die Geschicklichkeit der Diebe, die im Gedränge mit schnellen Griffen auch aus tiefen Mantel- oder Jackentaschen Geldbörsen entwenden und sofort an einen Komplizen weitergeben, damit sie nicht belangt werden können. Geld sollte immer sicher und nah am Körper aufbewahrt werden, heißt die Devise. Das betrifft auch die EC- und Kreditkarten. Bei Verlust sollte man nach dem Anruf bei seiner Bank oder unter der Sperrnummer 116116 unbedingt auch die Polizei anrufen. Diese kann zusätzlich zu den durch die Bank gesperrten Karten auch Sepa-Überweisungen stoppen. Das sind Zahlungen an Kassen mit Kreditkarten-Unterschriften ohne Pin-Nummern.

Aber das war noch nicht alles an Schlechtigkeiten, mit denen sich die Bevölkerung beschäftigen sollte. Ein weites Feld an betrügerischen Aktivitäten bieten auch die Online-Gewinnspiele, Werbefahrten und Werbeveranstaltungen, zu denen die Teilnehmer mit Geschenken gelockt werden. „Jeder erhält als Geschenk ein Fahrrad“, heißt es möglicherweise in der Einladung. Am Ende hat jeder ein Fahrrad bekommen, allerdings nur vier Zentimeter groß.

„Niemand hat etwas zu verschenken.“ Mit dieser Aussage beendete Michael Fix seinen informativen und interessanten Vortrag mit vielen Fallbeispielen. Er verteilte an alle ein Informationsheft der Polizei und ermutigte die Teilnehmer, stets wachsame Nachbarn zu sein und bei komischem Benehmen Fremder in der Nachbarschaft die Polizei unter der Telefonnummer 06252 / 7060 zu informieren. Renate Becker und Reinhold Rau dankten Michael Fix für den informativen Vortrag.

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