Vernissage

Ausstellung von Enkelin und Großvater in Heppenheim

Nela und Manfred Diel aus Einhausen zeigen noch bis 28. Februar jüngere Arbeiten im Landratsamt. Sie zeigen Bildwelten zwischen Natur und Kosmos.

Von 
Thomas Tritsch
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Nela und Manfred Diel stellen gemeinsam in der Rhein-Main-Neckar-Galerie im Heppenheimer Landratsamt aus. © Thomas Zelinger

Bergstraße. Wenn die Enkelin die kreative Ader der Familie weiter am Pulsieren hält, dann freut das einen Großvater. Doch es ist nicht nur ein offenbar recht vitales Gen für die Malerei, das Nela und Manfred Diel in ihren Zellen tragen.

Auch die Sujets sind eng miteinander verwandt, wenngleich sehr unterschiedlich fokussiert und artikuliert: Während sich Manfred Diehl kritisch bis provokant mit dem Einfluss des Menschen auf die Kreisläufe der Natur auseinandersetzt, ist es bei der 15-jährigen Schülerin ein wissenschaftlich-faszinierter Blick auf die kosmischen Zusammenhänge in einem abstrakten Wirbel aus Raum und Zeit, in dem der Mensch als Häufchen Sternenstaub lediglich als staunender Beobachter vorkommt.

Die Kunstausstellung "Diel und Diel"

Die Kunstausstellung "Diel und Diel" in der Rhein-Main-Neckar- Galerie des Landratsamtes Hep penheim, Gräffstraße kannt noch bis zum 28. Februar besichtigt werden. Geöffnet ist von Montags bis Mitt woch von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis

Der ökologisch-moralische Zeigefinger des Seniors auf die äußeren Begleiterscheinungen der modernen Zivilisation trifft auf eine jugendliche Begeisterung für astronomische Materie und interstellare Phänomene, der zwar weit hinaus auf das große Ganze gerichtet ist, dabei aber auch eine innere Auseinandersetzung mit dem Universum spiegelt.

Die aktuelle Ausstellung in der Rhein-Main-Neckar-Galerie des Landratsamts in Heppenheim vereint jüngere Arbeiten ab 2020 und knüpft damit an die Werkschau im Naturschutzzentrum vom Sommer 2021 an.

Die abstrakten „kosmischen Identitäten“ von Nela Diel treten dabei in eine stille Korrespondenz mit den gegenständlichen bis fotorealistischen Motiven des 70-jährigen Grafik-Designers, der sein Engagement für den Umweltschutz auch auf der Leinwand auslebt: Seine motivischen Kollisionen und teils surrealen Inszenierungen werfen einen gesellschaftskritischen Blick auf die Schönheit einer Natur und Tierwelt im Schwitzkasten des Menschen unter dem Titel „(Un)-natürliche Realitäten“.

Persönlich

Manfred Diel wurde 1952 geboren und ist studierter Grafik-Designer. Bekannt ist er in Einhausen unter anderem als Fachmann für die örtliche Mundart. 2018 hat er sein erstes Mundartlexikon“Vunn Hussaij un Gaggelschinn“ veröffentlicht. Im Dezember 2020 folgte dann mit „Gäbb koa Wärrebadd!“ eine Fortsetzung mit Sprüchen und Redewendungen.

Nela Diel besucht das Starkenburg Gymnasium in Heppenheim und ist besonders an Naturwissenschaften interessiert. Berufswunsch: Physikerin. tr

Trotz sinkender Artenvielfalt und einem Verlust an Lebensräumen resigniert Manfred Diel nicht vor einer vermeintlich unaufhaltsamen Entwicklung. Immer wieder keimt auch im lebensfeindlichsten Betonwinkel ein Pflänzchen der Hoffnung und Zuversicht auf. Statt in dokumentarischem Fatalismus anklagend den Niedergang der irdischen Schöpfung zu kommentieren, will er seine Artgenossen sensibilisieren und zu einem Umdenken (und anderem Handeln) anregen.

Die Tiere, die der Maler dem Betrachter sehr plastisch und detailgetreu präsentiert, sehen sich mit räumlicher Enge und Verdrängung konfrontiert: „Risse im Paradies“ oder „Düstere Perspektiven“ lauten die Titel. Ein obdachloser Specht, ein Polarfuchs im abtauenden Eis oder ein vermülltes Vogelnest ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. In seinen unwirklich anmutenden Szenen entwirft er Situationen, die den Kampf der Kreatur gegen eine unnatürlich gewordene Umgebung zeigen.

Symbolisch stark aufgeladen

Die Bildkompositionen sind symbolisch stark aufgeladen. Ein Koala mit „Platzangst“ oder ein Fisch in einer Flasche („Neue Überlebensstrategie!?) artikulieren unmissverständlich die Pervertierung der natürlichen Ordnung durch die ignorante Dominanz einer einzigen Spezies, die – in höheren Dimensionen – doch auch nur eine ebenso wehrlose wie vorübergehende Zeiterscheinung ist.

In Nele Diels Acrylbildern (auch in der Farbe sind sich beide einig) offenbaren sich wiederholende Formen und Farbexplosionen im Raum. Der Mensch ist hier auf die Rolle des forschenden Beobachters reduziert, die Erhabenheit des Kosmos ist von seinem Einflussbereich abgekoppelt. Die Motive titeln „Thrymr“, Io, „Methone“ oder „Tarvos“ und bezeichnen Monde des Saturn oder des Jupiters.

Nela Diel begann vor drei Jahren, die Malerei mit Acrylfarben für sich zu entdecken. Dies bietet ihr nach eigenen Aussagen die Chance, Gedanken zu bündeln und künstlerisch umzusetzen. In den geometrischen Strukturen, wilden Farbexplosionen und dynamischen Spiralnebeln verliert sich das Auge des Betrachters in der Unendlichkeit von Tiefe und Raum und der Synchronizität von Chaos und Ordnung – eine kontemplative Qualität ist hier durchaus nicht zu verneinen.

Die Ausstellung im Landratsamt präsentiert die generationenübergreifende Kunst beider Familienmitglieder („Diel und Diel“) an prominentem Ort mit hoher flüchtiger Frequenz. Dennoch verlangen die Bilder ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, um ihre Wirkung entfalten zu können. Bei der Vernissage begrüßte Landrat Christian Engelhardt auch die weitere Familie der beiden Maler. Sohn Christian Diel, Nelas Vater, sprach die einführenden Worte.

Freier Autor

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