Menschen

Applaus für einen, der nie nur Manager, sondern Hirte war

Pfarrer Klaus Rein und die ehemalige Pfarrsekretärin Annette Enders in feierlichem Dankgottesdienst in St. Michael verabschiedet

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Janine Ak
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Der Personalbeauftragte des Bistums Mainz Pater Joshy George Pottackal, der Lorscher Pfarrer Michael Bartmann, der Einhausen mit übernimmt, und ein strahlender Klaus Rein mit Urkunde im Altarraum von St. Michael. © Thomas Neu

Einhausen. Ein volles Gotteshaus, zwei kurzweilige Stunden Gottesdienst, eine tolle, feinfühlig ausgearbeitete musikalische Begleitung durch den Taizé-Chor, sechs von der Gemeinde gesungene Kirchenlieder, eine Acht-Minuten-Predigt und zahlreiche kurze Redebeiträge ehemaliger Wegbegleiter: Das waren die Bausteine des offiziellen Abschieds des Einhäuser Pfarrers Klaus Josef Rein St. Michael, der die katholischen Einhäuser in den vergangenen 29 Jahren begleitet hat.

Dass er ihnen als Seelsorger mit Tiefsinn, aber auch als zupackender Realist viel bedeutet hat, ist in den Dankesreden deutlich geworden. „Ich könnte abendfüllend reden“, sagte Maria Schelshorn, die ehemalige Vorsitzende des Pfarrgemeinderats. Gewährt habe man ihr aber nur zwei Minuten. Sie charakterisierte Rein als „Pfarrer, der nicht viele Worte macht, sondern schafft“ und erinnerte an die Renovierung der Kirche mit dem Einbau einer neuen Heizungsanlage und einer neuen Orgel, die vor zehn Jahren eingeweiht worden sei. Rein habe dabei die Finanzen immer im Griff und im Blick gehabt, was wichtig sei. Aber auch gemeinsame Fahrten, etwa nach Lourdes, erwähnte sie. Kranke und Ältere hätten Rein immer besonders am Herzen gelegten. Und, das dürfe an einem solchen Abend auch gesagt werden: „Wir vermissen Sie sehr!“

Pfadfinder-Leiter Felix Krampff hatte Rein einen Apfel mitgebracht und sagte, er sei „die Frucht Ihres Vorbilds“: „Sie haben Menschen berührt und bewegt.“

„Ich bin froh, dass Du da bist und mit Deiner gewaltigen Stimme diesen Raum erfüllt hast“, hatte zuvor sein Nachfolger, Pfarrer für Lorsch und Einhausen Michael Bartmann von der neuen fusionierten Pfarrgemeinde „Heilige Edith Stein Lorsch-Einhausen“ gesagt und als Zeichen der Zustimmung einen donnernden Applaus hervorgerufen. Und tatsächlich wirkte der seit dem Jahr 2018 gesundheitlich angeschlagene Klaus Rein bei Kräften und guten Mutes. Er selbst hatte zu Beginn des Gottesdiensts an seine Krankengeschichte erinnert, die in der Abnahme seines rechten Beins am 9. Januar gemündet hatte. Seine Predigt richtete er am Bild „Rose und Labyrinth“ des 2015 verstorbenen schwäbischen Maler-Pfarrers Sieger Köder aus, der zu seinen Freunden zählte. Das Labyrinth deutete er als die „Irrungen und Wirrungen“ des menschlichen Lebens. „Der Herr ist in der Mitte und offenbart sich immer wieder neu.“ Das zu erkennen, brauche es kein Studium, nur ein offenes Herz. Gott stehe „in Treue“ zu den Menschen, „auch, wenn es ihnen schwerfällt, das anzunehmen, was auferlegt ist“.

Schon auf dem Weg liegen Blütenblätter der Rose. Sie deutete Pfarrer Rein als tiefe Freundschaften, wie er sie etwa in der Klinik geschlossen habe, als die Mitpatienten merkten, dass da „ein echter Pfarrer“ neben ihnen liegt.

Kreuz aus dem Esszimmer wird nach Prag transportiert

Mittlerweile lebt Rein in einer barrierefreien Zweizimmerwohnung in Alsbach, wie er gestern in einem Telefongespräch auf Nachfrage berichtet. Das Einhäuser Pfarrhaus sei ausgeräumt. Dort, im Esszimmer, habe ein weiteres Kunstwerk von Sieger Köder gestanden: das zwei Meter hohe „Auferstehungskreuz“, an dem dieser zehn Jahre gearbeitet hatte. Da das Kreuz in Reins neuer Wohnung keinen Platz mehr findet, hat er sich entschlossen, es den Karmeliterinnen in Prag zu schenken. Die haben in den vergangenen Jahren einen alten Bauernhof und ein angrenzendes Fabrikgelände zu ihrem neuen Kloster umgebaut, da das alte im Stadtzentrum zu laut zur inneren Einkehr geworden war. Anfang Juni hat der Bischof von Budweis das neue Kloster eingeweiht. Rein hatte ihre Geschichte kurz vor Ostern 2023 auf Radio Vatikan gehört und per E-Mail Kontakt mit einer dort lebenden Schwester Marie aufgenommen. Anfang November werden drei Einhäuser das Kreuz ehrenamtlich nach Prag transportieren. Auch die Kollekte vom Samstagabend, rund 1300 Euro, war für die fleißigen tschechischen Ordensschwestern bestimmt und wird dann mitgenommen.

Pfarrer Rein, der sich seit bereits seit April im vorzeitigen Ruhestand befindet, hat damit auch ein neues Reiseziel: Gemeinsam mit Kirchenmusikerin Renate Spieß, der er seit Jahrzehnten verbunden ist, will er die Ordensschwestern im kommenden Jahr besuchen und im dortigen Gästehaus übernachten.

Ein weiterer Mensch, der Rein „auf den Weg gestellt wurde“, wie er es sagt, ist die ehemalige Pfarrsekretärin Annette Enders, die mit Reins Abschied und der Fusion der Kirchengemeinden gekündigt hat und nun ein behindertes Kind in der Schule begleitet. Sie wurde an diesem Abend mit verabschiedet. Sie sagte, ihre Tätigkeit sei für sie nie nur ein Job gewesen, sondern ein Dienst am Menschen, den sie elf Jahre habe tun dürfen. Sie dankte besonders ihrem Mann und den beiden Söhnen, die sie immer unterstützt hätten, „wenn das Privattelefon zur Hauptzentrale des Pfarrbüros wurde“. Die Zusammenarbeit mit Rein sei „unkompliziert, ehrlich und offen gewesen – und denken Sie nicht, dass wir immer einer Meinung waren“.

Der Bischöfliche Beauftragte für Priester aus dem Personaldezernat in Mainz, Pater Joshy, hatte eine Urkunde und einen Brief von Bischof Peter Kohlgraf mitgebracht. Er dankt darin Pfarrer Rein für sein „Wirken im Weinberg des Herrn, hier, im Bistum Mainz“. „Sie waren nie nur Pastoralmanager, sondern ein Hirte, der in der Nähe der Menschen war“, heißt es darin.

Zwei weitere Pfarrer im Ruhestand, die Klaus Rein während seiner Krankheitsphasen in Einhausen vertreten haben, gestalteten den Gottesdienst mit: der gebürtige Einhäuser Josef Herd und Klaus-Dieter Wessel aus Heppenheim. Auch Rein sagt, er werde sicher wieder einmal einen Gottesdienst in Einhausen gestalten.

Im Anschluss waren die Besucher in die Begegnungsstätte des Caritaszentrums St. Vinzenz zu einem kalten Buffet eingeladen, um mit einem Glas Sekt oder Orangensaft auf Pfarrer Rein und seinen neuen Lebensabschnitt anzustoßen.

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