Einhausen. Die alten Rheinübergänge bei Nordheim sind das Ziel einer Exkursion des Vereins für Heimatgeschichte und der Naturfreunde Einhausen gewesen. Diese machten sich mit dem Rad auf den Weg von Einhausen über Biblis und Wattenheim nach Nordheim zum Fährhaus am Rhein.
Dort erwartete sie Günter Mössinger, der die Teilnehmer durch das eingerichtete Museum des Vereins für Heimatgeschichte Nordheim führte. Alles, was der Rhein an interessanten Gegenständen angeschwemmt hatte, sowie durch Erdbewegungen zutage gekommene Artefakte werden in dem Fährturm - der einzige Hessens - präsentiert und beschrieben.
Mössinger erklärte das Prinzip der "Gierseilfähre" - eine sogenannte fliegende Brücke. Der Name kommt von "Gieren", das so viel wie "sich seitlich abweichend" beziehungsweise "sich in schräger Richtung bewegend" bedeutet. Sie trug Menschen und Güter seit 1894 über den Rhein von Nordheim zum gegenüberliegenden Ort Rheindürkheim. 1904 wurde die Fährpacht an Friedrich Fauti versteigert.
Nach verschiedenen Versuchen, den Fährbetrieb am Leben zu erhalten, wurde dieser jedoch 1972 endgültig eingestellt. 1939 war bereits von der Wehrmacht eine Behelfsbrücke errichtet worden. Reste der Fundamente sind am östlichen Rheinufer heute noch vorhanden.
Dann ging es auf den Weg zur Maulbeeraue: Diese Insel zwischen dem jetzigen Rheinverlauf und den Altrheinschlingen hat ihren Namen von den Maulbeerbäumen, die dort gepflanzt wurden. Mössinger machte auf die "Sternschanze" aufmerksam, die erst 1982 entdeckt wurde. Die Spuren dieses heute völlig eingeebneten Militärlagers aus dem Dreißigjährigen Krieg sind bei günstiger Witterung im Gelände zu sehen.
Brunnen besichtigt
Mössinger verwies zudem auf den "Myriameterstein" - einen der letzten, den es noch gibt - mit der Inschrift "450 km von Konstanz". Es dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass der frühere Rheinverlauf durch die heutigen Altrheinschlingen führe. Gültig seien daher die heute bekannten Kilometertafeln.
Besichtigt wurde auch der 3,50 Meter tiefe, mittelalterliche Brunnen, der vom Verein für Heimatgeschichte Nordheim freigelegt und in seiner ursprünglichen Form nachgebaut wurde. Besonders beeindruckend ist die mächtige Eiche. Sie wurde als Peil- und Orientierungspunkt für die Fährstelle im Nordheimer Bereich gepflanzt und gab ihr - alten Gerichtsprotokollen zufolge - seit 1734 den Namen "das Fahr am eicbaum". .Sie könnte also 450 bis 480 Jahre alt sein. Über den Fahrweg, der schon von den Kelten benutzt wurde, ging es zurück nach Einhausen. hn
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