Einst in Einhausen

Als in Einhausen gerodelt und Schlittschuh gelaufen wurde

Der Einhäuser Verein für Heimatgeschichte zeigt historische Winterbilder.

Von 
Jörg Keller
Lesedauer: 

Einhausen. Frühlingshafte Temperaturen erlebten auch die Einhäuser zum aktuellen Jahreswechsel. Der Deutsche Wetterdienst hat bundesweit den wärmsten Silvestertag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verzeichnet.

Einen richtigen Winter erlebt man auch in der Weschnitzgemeinde kaum noch. Der kurzfristige Kälteeinbruch rund um den dritten Advent weckte zumindest beim Weihnachtsmarkt auf dem Juxplatz ein wenig Erinnerungen an frostige Zeiten, als Eis und Schnee in Einhausen noch halbwegs regelmäßig zu Wintersport und -spaß einluden.

Rodelspaß am Wasserwerk

Dass es diese tatsächlich gab, belegen historische Fotografien, die der Verein für Heimatgeschichte (VfH) zur Verfügung gestellt hat. Ausgewählt hat die Motive für den Artikel in dieser Zeitung der stellvertretende VfH-Vorsitzende Kurt Müller.

Zu sehen sind auf den winterlichen Bildern unter anderem Einhäuser beim Schlittschuhfahren, beim Rodelspaß am Wasserwerk Feuersteinberg, Treibeis auf der Weschnitz und die verschneite frühere Spielbrücke an der Grillhütte Wolfshecke.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Gut an diese Zeiten erinnern kann sich noch der frühere VfH-Vorsitzende und Ehrenbürgermeister Philipp Bohrer. „Ich selbst bin als Kind mehrfach mit Schlittschuhen auf der Weschnitz bis nach Biblis gefahren“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung.

Zunächst habe sich auf dem Flüsschen seinerzeit Treibeis verfangen. Um im Nachgang eine halbwegs glatte Oberfläche zu schaffen, habe man dann vereinzelt Löcher gehackt. Die Idee dahinter sei gewesen, dass das Weschnitzwasser dadurch nach oben schwappt und gefriert.

Eishockey auf den Gruben gespielt

Auch im Einhäuser Bruch seien die Kufenflitzer zu ihrem Vergnügen gekommen. In den dort durch den Abbau von Torferde entstandenen Gruben hätten sich früher einst ganz natürliche Schlittschuhbahnen gebildet, erinnert sich Philipp Bohrer: „Da hatten wir häufig Eishockey gespielt. Da ich richtige Schlittschuhe aus den USA besaß und nicht die damals üblichen an Schuhe montierbaren Kufen hatte ich immer einen großen Vorteil.“

Rodeln auf und an der „Fünf-Minuten-Bahn“ am Feuersteinberg. Das war nicht ungefährlich: Man musste den Schlitten zwischen den Bäumen hindurch durchsteuern (um 1955). © VfH

Während Bohrers Amtszeit als Bürgermeister versuchte man mit einfachen Mitteln, den Skaterplatz an der ehemaligen Kläranlage so zu gestalten, dass er von der Feuerwehr geflutet werden kann. So sollte in kalten Wintern ohne große Kosten eine attraktive Eisbahn entstehen. Doch das Experiment scheiterte. Die entstandene Eisfläche war auf der einen Seite des Platzes zu dünn, auf der anderen Seite zu brüchig. In den jüngsten Wintern wäre es wahrscheinlich ohnehin zu warm dafür gewesen.

Die berüchtigte "Todesbahn"

Auch Schlitten wurden in früheren Zeiten selbst im flachen Einhausen regelmäßig ausgepackt. Die bekannteste Bahn ist sicherlich der Erlenbuckel hinter der Kläranlage. Von dem kleinen Hügel geht es im Schuss schnurstacks nach unten. Für längeren oder gewagteren Fahrspaß mussten sich die Flachlandrodler auf den Weg Richtung Wasserwerk Feuersteinberg machen.

„Dort gab es die sogenannte Fünf-Minuten-Bahn und die sogenannte Todesbahn, die mitten durch Bäume und über Steine führte“, erinnert sich Bohrer an das winterliche Freizeitvergnügen seiner Kindheit.

Mehr zum Thema

Mensch vor Verkehr

„Ein langer Tunnel würde allen dienen“

Veröffentlicht
Von
Norbert Weinbach
Mehr erfahren

Später war er dann eher dem Skilaufen zugetan. Gut erinnert er sich, dass der Einhäuser Skiclub „in mehreren Wintern der 70er oder 80er Jahre“ Langlaufloipen gezogen hatte. „Da gab es dann sogar eine Ortsmeisterschaft mit geselligem Abschluss am TVE-Sportplatz“.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger