Ortsmitte

Platz für Neubürger und Ärzte in Einhausen

Am Marktplatz 10 fand jetzt das Richtfest statt. Die Wohnungen innerhalb des Neubaus sind bereits alle verkauft.

Von 
Nina Schmelzing
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Zu den Richtfest-Besuchern gehörten unter anderem die Handwerker, die künftigen Bewohner, Vertreter der ausführenden Firmen und die Nachbarn. © Neu

Einhausen. Ist denn schon Kerb? Natürlich nicht. Jeder weiß, dass Einhausen das wichtigste Fest erst im Herbst feiert. Nicht nur Bürgermeister Helmut Glanzner aber kam es am Freitagnachmittag einen Moment lang so vor, als wäre es schon so weit. Denn im Ortsmittelpunkt schaukelte in der Höhe ein mit langen bunten Bändern geschmückter Kranz, alle Menschen darunter hatten ausnehmend gute Laune und als am Marktplatz Nummer 10 der erste Redner das Wort ergriff, prosteten sich viele Zuhörer freundlich zu. Gefeiert wurde im Zentrum der Weschnitzgemeinde ein besonderes Richtfest: der Rohbau für das Wohn- und Ärztehaus ist fertig.

Kran und Ampel verschwinden

Nicht jeder in Einhausen wird sich die Bebauung gewünscht haben. Mancher beurteilt sie als mächtig. Zwölf Meter hoch ist das Mehrfamilienhaus. Es entstand zudem auf einer Fläche, die zuletzt sehr gern als öffentlicher Parkplatz genutzt wurde. Die Verkehrsbehinderung mitten im Ort nervt Einhäuser überdies, seit Monaten. Wegen des 20 Meter hohen Krans in der beengten Umgebung der Großbaustelle wurde eine Ampelregelung an der Waldstraße nötig. Aber deren Ende ist jetzt absehbar. „Am 6. Juli kommt der Kran weg“, berichtet Erik Berg vom Bauleiter-Team auf Nachfrage. Dann kann der Verkehr wieder ungehindert fließen und die meisten Einhäuser werden sich an den schicken Neubau schnell gewöhnen.

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Dass das künftige Wohn- und Geschäftshaus – Bauträger ist die EBG Wohnbau GmbH Einhausen, die Bauleitung hat Hollenbach und Wehmeyer – von sehr vielen Menschen als überaus attraktive Adresse beurteilt wird, beweist allein schon die Tatsache, dass der Wohnraum sofort nachgefragt wurde. Bereits deutlich vor der Bezugsfertigkeit war er vergeben. Die elf Wohnungen sind alle verkauft. „Schon lange“, wie man beim Richtfest erfahren konnte. Insgesamt werden rund 1300 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen, in unterschiedlichen Größen: angefangen vom knapp 75 Quadratmeter bis zum mehr als 120 Quadratmeter umfassenden Appartement beziehungsweise Penthouse. Neubürger sowie auch Einhäuser, die innerorts die Adresse wechseln, ziehen ein, voraussichtlich im Frühjahr 2025.

„Über Einhausen lacht die Sonne“, stellte Bürgermeister Glanzner in seiner Rede erfreut fest, die er vom ersten Stock des Rohbaus an die vielen Gäste hielt. Damit war nicht nur das Sommerwetter gemeint. Der Verwaltungschef erinnerte zwar daran, dass der erste Spatenstich bei regnerischer Witterung stattgefunden hatte. Vor allem aber wollte er damit die „positiven“ Aspekte der Baugeschichte hervorheben. Die kurze Zeit bis zum Richtfest etwa.

Der Rohbau des Wohn- und Ärztehauses ist fertig. In der Einhäuser Ortsmitte wurde jetzt Richtfest gefeiert. © Thomas Neu

Knapp zehn Monate nur hat es vom ersten Spatenstich bis zum Rohbau gedauert. Glanzner dankte unter dem Beifall der Zuhörer den Mitarbeitern des Kreisbau- sowie des Einhäuser Bauamts ebenso wie den Nachbarn und allen am zentralen Verkehrsknotenpunkt von Behinderungen Betroffenen für Unterstützung und Verständnis – und der EBG Wohnbau und den Handwerkern für „hervorragende“ Arbeit.

Er werde Handtücher mit dem „Giggel“-Wappen als Dankeschön an diejenigen verteilen, die auf dem Bau schwitzen mussten. Dass das Projekt so problemfrei und zügig voranschreiten werde, hätte er vor zehn Monaten kaum zu hoffen gewagt, räumte Glanzner ein. Der erste Investor für das Wohn- und Ärztehaus war damals gerade abgesprungen.

„Da freut sich der Finanzminister“

Hanns-Werner Beckert fügte der Liste an guten Argumenten für das Bauprojekt einen Punkt hinzu, der selten benannt wird: Auch der hessische Finanzminister werde sich über das neue Gebäude in Einhausen freuen. Bei rund sechs Prozent Grunderwerbssteuer flössen nun schließlich rund 300 000 Euro ans Land Hessen, hatte Beckert – gemeinsam mit seiner Ehefrau einer der neuen Wohnungseigentümer am Marktplatz – ausgerechnet. „Herr Bürgermeister, bitte holen Sie sich hiervon an Fördergeldern möglichst viel zurück“, appellierte der zugezogene Einhäuser in seiner unterhaltsamen Rede.

Hans-Werner Beckert (l.), einer der Wohnungseigentümer, beschenkte Polier Simon Vachtanidis mit einem goldenen Maurer-Hammer. © Schmelzing

Beckert schwärmte vom Flachdach-Bau ohne schräge Wände und mit Gelegenheit zur Begrünung und der Aufstellung von Solarthermie. Er erwähnte dicke Außenisolierung, Wärmepumpe, Personenaufzug bis zur Tiefgarage und kurze Fließwege des warmen Wassers, die Legionellenbildung nahezu unmöglich machten. Vom Plan weg habe er als einer der ersten Eigentümer seine Wohnung gekauft. Von der „guten Qualität“ der Ausführung sei er sofort begeistert gewesen. Als Handwerksmeister, der selbst sein gesamtes Berufsleben lang auf dem Bau arbeitete, kann der 75-Jährige das fachkundiger als manch anderer beurteilen.

Auf das nachhaltige Bauen weist auch Architektin Christina Syroth hin und erinnert an geplante Fassadenbegrünung. Besonderheit der bisherigen Bauarbeit war die Bodenplatte, sagt Erik Berg auf Nachfrage. Sie ist fast 70 Zentimeter dick. Für die Fertigung auf Stahl und Beton waren 69 Betonmischer-Fuhren nötig. Zwölf Stunden lang wurde betoniert. „Berliner Verbau“ heißt die Technik, nach der in der Baugrube gearbeitet wurde.

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Essen und Trinken wurden beim Richtfest im Bereich der künftigen Parkplätze für die Zero-Praxen serviert. Im Ärztehaus werden eine Internistin, Allgemeinmediziner, ein Physician Assistant sowie ein Physiotherapeut zu finden sein. Ein weiterer Facharzt wird noch gesucht. Unter den zehn Stellplätzen sind in der Tiefgarage die 21 Parkplätze für die Bewohner angeordnet. Es gibt auch einen breiteren Behinderten-Stellplatz und Fahrrad-Stellplätze.

Kevin Kehl verlas den Richtspruch und zerschmetterte sein Trinkglas. Und auch Simon Vachtanidis freute sich sehr. Nachdem sein Maurer-Hammer auf der Einhäuser Baustelle den letzten Einsatz erlebte, überreichte ihm Hans-Werner Beckert jetzt nämlich „Ersatz“ – einen golden Hammer als Andenken. So ein Geschenk habe er in 30 Jahren noch nie erhalten, zeigte sich der Polier gerührt. Der Neubau am Marktplatz sei „die Perle“ in Einhausen, sagte Beckert unter dem Beifall der Richtfest-Besucher.

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