Musiktage

Zwei Musiker auf Zeitreise

Kammerchor Cantemus mit schillernden Werken des 20. Jahrhunderts

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red
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Am 5. November wird der Kammerchor Cantemus mittelalterliche Werke im neuen Klanggewand in Sankt Georg vorstellen. © Cantemus/Karl-Heinz Köppner

Bensheim. Ziemlich genau 100 Jahre alt sind die beiden Hauptwerke dieses Konzerts – doch es ist das Mittelalter, das die Zuhörer in neuerem Klanggewand umfängt. Das Requiem des Italieners Ildebrando Pizzetti und die Messe des Schweizers Frank Martin werden am Sonntag, 5. November, ab 18 Uhr in der Bensheimer Pfarrkirche Sankt Georg vorgestellt.

Christoph Siebert führt den Kammerchor Cantemus Bensheim und das Offenbacher Vokalensemble Prophet durch die musikalische Zeitreise, die alten Wohlklang und viel jüngeren Ausdruck verspricht.

Frank Martin ließ 40 Jahre verstreichen, ehe er seine für zwei Chöre geschriebene Messe aufführen ließ. Seine Begründung: Das Werk sei zunächst einmal eine Sache zwischen Gott und ihm. Für diese persönliche Aussprache mit dem Schöpfer griff der Schweizer auf Techniken der Renaissance zurück und verband sie mit impressionistischen Farben und modernen Einsprengseln wie der Ballung von Tönen zu sogenannten Clustern.

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Das wäre Ildebrando Pizzetti nicht in den Sinn gekommen. Er lehnte zeitlebens die neue Musik ab und ließ lieber die alte Musik wiederaufleben. 1926 war der Komponist so weit abgedriftet, ein faschistisches Manifest zu unterschreiben. Vier Jahre zuvor hatte ihm eher Nostalgie als radikaler Eifer beim Schreiben seines Requiems die Hand geführt. Wie Frank Martin zitierte er gregorianische Gesänge und imitierte Techniken der Stimmverknüpfung aus der Zeit der Renaissance. Mit starken Effekten bei Tempo und Lautstärke verankerte er sein Meisterwerk aber auch in der Zeit der Spätromantik. Für ihn war es offenbar eine Bewältigung des Weltkriegstraumas und einer persönlichen Krise, die Pizzetti selbst als Begleiter seiner Schöpfung nannte.

Von anderem Holz war sein Landsmann Giacomo Puccini, von dem in Bensheim ein bemerkenswert kurzes Requiem zu hören ist. Obendrein gibt es ein älteres Stück voller Frömmigkeit, aber ganz ohne Worte: Camille Saint-Saëns’ Prière, gespielt von Bratschist Dmitry Hahalin und Organist Gregor Knop.

Karten im Vorverkauf (16 Euro, fünf Euro für Schüler und Auszubildende) gibt es über die Homepage des Kammerchors Cantemus Bensheim (https://kammerchor-bensheim.de) sowie bei der Buchhandlung Nuss in Auerbach, der Bensheimer Tourist-Info und der Heppenheimer Buchhandlung May.

An der Abendkasse kosten die Tickets für das Konzert am 5. November 18 Euro. red

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