Auerbach. Durchaus zwiespältig war bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Deutsch-Südafrikanischen Fördervereins für benachteiligte Kinder die Stimmung bei den elf anwesenden Mitgliedern. Auf der einen Seite standen sehr positive Berichte zu den 2023 durchgeführten Fördermaßnahmen und Finanzen, auf der anderen Seite dominierte aber der Punkt „Mögliche Weiterführung des Vereins“ mit offener Perspektive ab 2025 die Versammlung. Gastgeber war Familie Nelles in Auerbach.
In ihrem Bericht zur Entwicklung des Vereins im letzten Jahr führte die Vorsitzende Rosie Wennemer aus, dass der Mitgliederstand aktuell 37 Personen betrage, darunter zwei neue Mitglieder. Ein Mitglied sei leider im letzten Jahr verstorben. Sie würdigte das 13 500 Euro betragende Spendenaufkommen und die Sondereinnahmen von 3000 Euro durch ein Sommerfest. Im Rahmen ihrer Projekt-Betreuung besuchte sie 2023 im April und November Südafrika.
Bericht über vier Projekte
Breiten Raum nahm der Bericht der Vorsitzenden zu den unterstützten Projekten in Kapstadt und Stellenbosch ein. Schwierig sei weiterhin die Situation im Kinderheim Christine Revell in Stellenbosch. Hier hat sich die Zahl der Kinder um zwei auf 50 erhöht. Aber gerade die beiden Neuaufnahmen hatten einen erhöhten Verbrauch an Medikamenten zur Folge, vor allem gegen HIV. Personelle Belastungen brachten auch die häufigen und in einem Fall mehrtägigen Krankenhausaufenthalte dieser Kinder mit sich. Daher denkt man jetzt über die Einstellung einer Halbtagskinderkranken-schwester nach, die über ein Fundraising finanziert werden soll. Weitere Finanzmittel erhofft man sich vom Lotto, die dringend für ein neues Dach und ein neues Auto benötigt werden. Dank eines weiteren Sponsorings konnte an das Personal ein Bonus gezahlt werden.
Erfreulicher Kontrast zu Christine Revell ist das ebenfalls in Stellenbosch ansässige Legacy Center. Seine Stärke ist die verlässliche Unterstützung durch die Eltern, die als Kinder selbst Hilfe durch das Center erfahren hatten. Damit ist gewährleistet, dass die Kinder regelmäßig jeden Tag bis 17 Uhr am Nachschulprogramm teilnehmen. Nach den Hausaufgaben gibt es sportliche, kreative sowie akademische Betätigung oder auch Kurse für die Begabteren. Auch die gezielte Förderung von Englisch und Afrikaans trägt zu einer aktiveren Teilnahme der Kinder am Unterricht in den weiterführenden Schulen bei.
Im Heim CTMSC in Kapstadt werden 23 Jungen zwischen neun und 17 Jahren betreut, die alle in verschiedene Schulen gehen. Die Jungen werden von Leiterin Alicia und zwei weiteren Vertrauenspersonen angeleitet, Verantwortung zu übernehmen, was zunehmend gelingt. Dadurch können jetzt auch vermehrt jünger Jungen aufgenommen werden. Der Verein hat zum Ende des Jahres 10.000 Rand für die Anschaffung und Reparatur von Betten gesponsert.
Eine bedeutend größere Hausnummer ist Usiko in Kapstadt. Hier werden nachmittags 120 Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren von fünf Lehrern bei den Hausaufgaben und beim Lernen betreut. Usiko betreut zwölf Schulen und hat im letzten Jahr 39 Feriencamps angeboten. Ferner bekommen täglich bis zu 250 Personen ein Mittagessen. Hier werden Gartenboxen zur Selbstversorgung als Alternative angeboten, um damit die Menschen zu einer regelmäßigen Arbeit zu bringen. Weitere Maßnahmen dienen der Berufsfindung und Stellenvermittlung auf dem Jobmarkt. Um die 200 Menschen nehmen an diesen Förderprogrammen teil.
Positiver Kassenbericht
Dunkelschwarze Zahlen konnte im Bericht für das Rechnungsjahr 2023 Schatzmeisterin Irmgard Wiegand präsentieren. Dafür unterhält sie Konten in Bensheim und in Südafrika. Obwohl knapp über 50 000 Euro für die Projekte ausgegeben wurden, weist die Summe aller Konten ein sattes Haben auf, womit die Förderung auch in 2024 gesichert ist. Die Revisoren bescheinigten Frau Wiegand eine saubere Kassenführung, womit der einstimmigen Entlastung von Schatzmeisterin und Vorstand nichts im Wege stand. Als neue Kassenprüferin wurde Brigitte Krüger gewählt.
Nach dem Umzug von Familie Wennemer an den Bodensee Anfang dieses Jahres und der Ankündigung, dass neben der Vorsitzenden auch ihre Stellvertreterin Sabine Nelles und die Schatzmeisterin nur noch ein Jahr für den Vorstand zur Verfügung stehen, kam es zu einer längeren Aussprache. In den Fokus rückten dabei für die Nachfolge ein junger, in Berlin lebender und mit einer Deutschen verheirateter Südafrikaner und ein neues Mitglied aus Altena in Westfalen. Beide waren anwesend und stellten sich und ihre Ambitionen vor. Probleme ergaben sich für die künftige Ausrichtung des Vereins, da von den Anwesenden niemand zur Übernahme der dann verwaisten Position bereit war.
Die Versammlung einigte sich darauf, mögliche Kandidaten in Bensheim anzusprechen. Die Diskussion wird in den kommenden zwölf Monaten intensiv fortgeführt werden mit dem Ziel, die Zukunft des Vereins zu sichern. kn
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