Bensheim. Ines Vorreiter weiß schon lang, wohin sie ihre berufliche Laufbahn führen soll. Sie will Tonmeisterin werden. Jetzt hat sie die wohl größte Hürde geschafft: Sie zählt zu den handverlesenen Auserwählten, die die Prüfung am Wiener Konservatorium bestanden haben. Unter den Bewerbungen werden lediglich zehn Studenten und Studentinnen zugelassen.
Die Auerbacherin kann es noch kaum fassen. Lediglich drei Universitäten - Wien, Berlin und Detmold - bieten in den Fachbereichen Musik und Darstellende Künste ein entsprechendes Studium an, das sie zu ihrem Berufsziel führen würde.
Wien - die Welthaupt der Musik - stand bei ihr ganz oben auf der Liste. Die renommierte Staatsoper hat nicht nur einen weltweit guten Klang mit Produktionen auf höchstem Niveau und wechselndem Programm. Damals wie heute treten hier die Koryphäen im Genre Oper, Operette und Ballett auf, was den Interessen und Vorlieben von Ines Vorreiter sehr entgegenkommt.
Zumal sie als Studentin im Konservatorium für lediglich drei Euro Zugang zu den Inszenierungen im weltberühmten Haus der Muse hat. Wobei das nur eine - wenn auch ausgesprochen angenehme Seite der Medaille ist.
Die Auerbacherin hat sich mit dem Berufsziel Tontechnik ein schwieriges Metier ausgesucht. An der Schnittstelle zwischen Technik und Musik müssen hohe physikalische sowie musikalische Anforderungen erfüllt werden. Darauf arbeitete sie seit einigen Jahren konsequent hin. Seit der fünften Klasse erhält sie Klavierunterricht am Konservatorium Bergstraße.
Ihr Lehrer Matthias Kapitzka wusste das Talent zu fördern und ein breites Wissen in der Musikliteratur zu vermitteln. Er kennt das hohe Niveau der Zugangsvoraussetzungen. In der dreitägigen Prüfung musste Ines Vorreiter nicht nur die von ihr ausgewählten Stücke auf dem Klavier vorspielen, sondern auch etwa komplexe Kompositionen von Klassikern wie Bach und Beethoven nach Gehör in Noten umsetzen. Matthias Kapitzka war von ihrem Können überzeugt. Doch gerade angesichts der Auslese von Bewerbern freute er sich umso mehr über den "riesigen" Erfolg seiner Schülerin.
Die Hürde zum Studiengang würden nur ein Prozent schaffen können. Letztlich werden fünf bis sechs Hochschüler pro Jahrgang angenommen. Der Zugang sei bereits eine gute Garantie auf eine hochkarätige berufliche Karriere.
Nach der zehnten Klasse wechselte Ines Vorreiter von der Liebfrauenschule zum Alten Kurfürstlichen Gymnasium mit der Absicht, Musik als Leistungsfach wählen zu können. Vor einem Jahr legte sie das Abitur ab.
Dass sie jetzt bereits einen hohen Profit ernten konnte, hält sie vor allem ihrem Lehrer Manfred Hein zugute. Er habe auf eine "Gehörbildung" hohen Wert gelegt, die eine Grundvoraussetzung in ihrem angestrebten Beruf als Tonmeisterin ist. Sie muss wahrnehmen können, wenn die Klarinette im Konzert der Instrumente nur einen halben Ton zu hoch anschlägt.
Das letzte Jahr nutzte die junge Frau als Vorbereitung für die Aufnahme an einer der drei Konservatorien im deutschsprachigen Raum. Sie studierte ein Semester Musikwissenschaft in Mainz und wechselte dann zum Studium der Medienwissenschaften nach Rüsselsheim. In den beiden Ausbildungsgängen verschaffte sie sich gute Voraussetzungen für die Aufnahmeprüfung. Mit diversen Praktika an der Frankfurter Oper, beim Rundfunk und Fernsehen bewegte sie sich zudem zielstrebig hin zu ihrem eigentlichen Berufswunsch. Im September zieht sie nun nach Wien um. Eine Unterkunft im Studentenwohnheim hat sie bereits sicher. moni
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