Aktion

Ein Glücksfund bringt Zell und Gronau ein Wappen

Für die diesjährige Kerb werden die Zeller Fahnen neu aufgelegt. Bestellen kann man sie noch bis zum 30. April.

Von 
Anna Meister
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Ortsbeiratsmitglied Volker Rettig mit der Zeller Fahne. Sie wird für die Kerb neu aufgelegt und kann noch bis Ende April bestellt werden. © Thomas Neu

Zell. Es ist gar nicht mehr so lange hin, dann feiern die Zeller wieder ihre Kerb, mit allem was dazu gehört: Umzug, Bachregatta – und wehenden Fahnen, die das Ortswappen tragen. Damit sie an so vielen Stellen wie möglich gehisst werden können, organisiert der Zeller Ortsbeirat eine Bestellaktion. Bis zum 30. April läuft sie noch.

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„In letzter Zeit haben uns mehrere Bürger angesprochen und gefragt, ob sie eine dieser Fahnen bestellen können“, sagt Gremiumsmitglied Volker Rettig. Seit der vergangenen Auflage sind nun einige Jahre vergangen, manche Exemplare mittlerweile verschlissen.

„Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn am zweiten Wochenende im August die Häuser mit der Zeller Fahne geschmückt werden und Kerb gefeiert wird. Der Ortsbeirat freut sich, wenn in Zukunft noch mehr Zeller Familien an dieser Tradition teilnehmen.“

Dass dieses Wappen in seiner Form überhaupt noch existiert, haben nicht nur die Zeller, sondern auch die Gronauer einem Glücksfund aus dem Jahr 1969 „Im Weidengrund“ zu verdanken: In beiden Dörfern war es durchaus üblich, dass von Unwettern eingerissene Hangwege mit Bauschutt ausgefüllt wurden.

Wenn nun dieser Abfall aus einem Speicher stammt, dann ist es nicht ausgeschlossen, dass allerlei Altertümer, die dort herumliegen, mitverfrachtet werden. Und so fand Johann Gries aus Bensheim durch Zufall in einer mit Bauschutt ausgefüllten Rinne eines Zeller Feldweges einen Metallgegenstand, der sich beim näheren Betrachten als ein Siegel entpuppte.

Die historischen Informationen zu diesem Text hat die ...

Die historischen Informationen zu diesem Text hat die Stadtteildoku mentation von Zell und Gronau zur Verfügung gestellt.

Es handelt sich dabei um ein gemeinschaftliches Ortsgerichtssiegel der Dörfer Zell und Gronau aus dem Jahre 1766. Von Blatt- und Blumenranken umrahmt, zeigt das Siegel links das Zeller Ortswappen, eine stilisierte Rebe mit zwei Henkeln Trauben in Anlehnung an den in Zell betriebenen Weinbau, rechts das Gronauer Ortswappen mit einem stilisierten Baum, eine Anspielung auf die das Dorf umgebenden Wälder.

Diese beiden Ortssymbole ergaben historisch gesicherte Motive für ein Gronauer beziehungsweise Zeller Ortswappen. Über dem Zeller Wappenbild steht der Buchstabe Z über dem Gronauer Wappenbild steht ein G. Die Umschrift lautet: „Gronauer und Zeler Gerichtinsigil 1766“. Johann Gries überbrachte damals seinen Fund dem Bergsträßer Heimatmuseum, wo das Siegel dann ausgestellt wurde.

Zündende Idee für ein Ortswappen fehlte lange

Ein guter Heraldiker – das ist ein Wappenkünstler – könnte daraus schon etwas Ansprechendes machen. Den fanden die Zeller im Malermeister Willi Schmitt: Der hatte sich schon vor dem Fund gemeinsam mit Rudi Weiß, einem Sängerkollegen des Männergesangvereins Gronau, Gedanken darüber gemacht, wie ein Wappen für das Dorf aussehen könnte. Im Gespräch war damals eine grüne Aue oder ein Pflug im Ackerfeld, diese Ideen wurden aber wieder verworfen.

Als dann das Siegel auftauchte, wandte sich Schmitt gemeinsam mit Stadtarchivar Richard Matthes an das Heraldische Landesamt Darmstadt. Dort entstand zuerst das Zeller Wappen. Zum Dorfjubiläum wurden sie erstmals gehisst.

Und das gefiel auch so manchem Gronauer: Schnell wurden Kontakte geknüpft und kurze Zeit später konnten auch die Gronauer ihre Häuser mit einer Flagge schmücken. Welches der beiden Wappen schöner ist, liegt ganz im Auge des Betrachters – oder am Wohnort.

Keine Nachbestellung nach Fristende möglich

Die Fahne ist wie bisher 300 auf 80 Zentimeter groß und verfügt über einen Holzstab sowie die entsprechende Aufhängung. Der voraussichtliche Preis der Fahne wird bei 63 Euro liegen und kann sich gegebenenfalls, je nach Menge, noch etwas reduzieren. Sollte dies der Fall sein, werden mit dem Differenzbetrag die Zeller Ferienspiele und der Zeller Seniorentreff unterstützt.

Die Bestellung erfolgt direkt nach dem Ende der Bestellfrist. Eine Nachbestellung nach dem 30. April ist nicht möglich. Die Besteller werden bezüglich der Abholung informiert, sobald die Fahnen geliefert wurden.

„Leider ist Willi Schmitt vor zwei Jahren verstorben“, sagt Volker Rettig. Aber der Geist des Malermeisters wird an der Kerb im August sicher durch die Zeller Gassen wehen.

Redaktion

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