Woche junger Schauspieler

Woche junger Schauspieler: So vielfältig kann Theater sein

Vor der ersten Aufführung stellte die Auswahljury im Eysoldt-Foyer das diesjährige Programm vor. Fünf Stücke mit starken, jungen Perspektiven.

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Eva Bambach
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Die neue Auwahl-Jury der Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler hat im Foyer des Parktheaters das Programm des diesjährigen Bensheimer Theaterfestivals vorgestellt. © Thomas Zelinger

Bensheim. „Theater regt zum Nachdenken an, aber Theater kann auch glücklich machen“, sagte die Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung. Am frühen Mittwochabend eröffnete sie auch im Namen der Bürgermeisterin die Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler im Parktheater und schürte Vorfreude auf fünf Theaterstücke mit ganz unterschiedlichen Facetten.

Sie dankte dafür der in diesem Jahr neuen Auswahljury ebenso wie der Jury des mit 3.000 Euro dotierten Günther-Rühle-Preises, die einen oder mehrere Schauspieler aus den Aufführungen für ihre hervorragende schauspielerische Leistung auszeichnen wird. Großer Dank galt auch den Unterstützern des Theaterfestivals: Veranstalter ist der Eigenbetrieb Stadtkultur Bensheim gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Gefördert wird sie von der Sparkasse Bensheim, der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und vom Bergsträßer Anzeiger.

Professor Hans-Jürgen Drescher, Präsident der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, erinnerte in seinem Grußwort an ein schönes Jubiläum: In diesem Jahr findet die „Woche“ schon zum 30. Mal statt. „The time is out of joint“, wies Drescher unter anderem auf den gesellschaftlichen Auftrag des Theaters in einer Zeit der verdrehten Tatsachen hin. Drescher betonte auch die hohe Bedeutung der Förderung des Theaternachwuchses. Die Akademie für Darstellende Künste sehe dies als eine der wichtigsten Aufgaben an, die Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler in Bensheim sei dabei ein zentraler Bestandteil.

Als Mitglieder der diesjährigen Jury für den Günther-Rühle-Preis stellte Drescher Christiane Altenburg vom Verlag der Autoren, den Gymnasiallehrer und Leiter der Theater-AG am AKG Florian Krumb sowie den Dramaturgen am Theater Heidelberg Paul Berg vor.

Eine Schüler-Jury, betreut und begleitet vom Theaterpädagogen und Regisseur Raphael Kassner, wird die aus ihrer Sicht beste Inszenierung auszeichnen. Außerdem veranstaltet die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste zum 10. Mal das Schulprojekt „Theaterkritik“ und bindet unter Leitung von Raphael Kassner Schülerinnen und Schüler aktiv in das Festival ein, indem sie verschiedene Formen der Kulturkritik im Offline- und Online-Bereich erproben können. Zwei Deutschkurse des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums werden Kritiken zu den Aufführungen des Festivals verfassen. Der Bergsträßer Anzeiger veröffentlicht die Texte der Schülerinnen und Schüler auf seiner Homepage; außerdem werden alle auch auf der Website der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und in Auszügen auf deren Social-Media-Kanälen nachzulesen sein.

Theater-Festival: Neue Jury hat die Inszenierungen ausgewählt

„Ohne Publikum kein Theater“, sagte Drescher mit Blick auf den im Rahmen des Festivals ermittelten Publikums-Preis: Nach jeder Aufführung können die Zuschauer an den Ausgängen digital eine Wertung abgeben. Den Preis erhält das Gastspiel mit der größten Zustimmung. Die Bekanntgabe aller Preise 2025 erfolgt im Anschluss an das letzte Gastspiel am 27. März.

Die Auswahl der diesjährigen Inszenierungen hatte eine neue Jury mit Johanna Wehner (Vorsitz), Amina Eisner, Bernd Isele und Katrin Spira übernommen. Gemeinsam präsentierten sie das Festivalprogramm. In einer monatelangen Sichtung waren die Jurymitglieder bestrebt, die Vielfalt des Theaters zu erfassen. „Für das Theater muss man das Haus verlassen und sich der Tatsache aussetzen, dass man nicht allein ist“, sagte Johanna Wehner als Vorsitzende des Gremiums. Mit den fünf ausgewählten Stücken erhalte man starke, junge Perspektiven darauf, wie wir alle leben – als Individuum und als Gesellschaft. Die Jury dankte den ausgewählten Ensembles für ihre Bereitschaft, eine zum Teil lange Anreise auf sich zu nehmen und die Aufführungen an die Gastspielsituation anzupassen. So seien letztlich alle Stücke so etwas wie eine „Bensheim-Premiere“.

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Nach Lilly-Marie Voglers Solo-Performance für das Theater Regensburg „Iphigenies Rache“ noch am Abend der Festival-Eröffnung gastiert am Freitag (7.) ab 19.30 Uhr das Theater Bern mit der Produktion „Blutbuch“, einem Monolog nach einem Roman von Kim de l‘Horizon, in dem es um eine große, nicht abgeschlossene Suche einer genderfluiden Person geht. Am Sonntag, 16. März um 19.30 Uhr kommt das Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum Salzburg mit der Inszenierung „Das schweigende Mädchen“ von Elfriede Jelinek. Das Stück beschäftigt sich mit dem Schweigen der Beate Zschäpe, der Hauptangeklagten im NSU-Prozess. Am Samstag, 22. März ab 19.30 Uhr stellt das internationale Performancekollektiv BOYS* IN SYNC mit „Zapfenstreich – Mother Europe“ urkomisch die militärische Zeremonie beim Abschied von Angela Merkel nach. Das Festival endet am Donnerstag, 27. März ab 19.30 Uhr mit einer Aufführung des Stadttheaters Gießen: „Einsame Menschen“, eine Überschreibung des Klassikers von Gerhart Hauptmann, in der die Dramatikerin Felicia Zeller die Wehleidigkeit und Larmoyanz einer privilegierten akademischen Schicht zum Thema macht.

Zu allen Aufführungen gibt es eine halbe Stunde vor Beginn eine Einführung und im Anschluss noch ein Nachgespräch mit den Darstellern. Bei der Auftaktveranstaltung mit der Vorstellung aller Stücke herrschte großer Andrang – mancher nahm sogar auf den Treppenstufen Platz. Auch die Vorstellung „Iphigenies Rache“ im Anschluss, für die freier Eintritt galt, war ausgesprochen gut besucht.

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