Zell. Zwei Jahre Zwangspause hatten bei der Zeller Bachregatta am Montag durchaus Spuren hinterlassen. Wenige Monate vor dem eigentlichen Start der Wassergaudi lag gerade mal eine Anmeldung vor. Auch die dunkleren Wolken am Himmel am Veranstaltungstag könnten zur Zurückhaltung beigetragen haben.
Doch die Kerweborsch und Moderator Heinz Walter blieben gelassen und gaben den möglichen Regatta-Teilnehmern noch etwas Zeit. Am Ende waren es sieben angemeldete Teams und zwei nachgemeldete Mitstreiter, die sich im Laufe des Rennens entschieden hatten, mit der mehrfach genutzten Blechwanne den Meerbach, Brücken und Aufgaben zu bewältigen.
Als Heinz Walter mit knapp einer halben Stunde Verspätung das Startkommando für das erste Boot gab, hatten sich die dunklen Wolken verzogen und der „Ritt“ durch den gestauten Meerbach war eine willkommene Erfrischung.
Neuer Moderator Heinz Walter
Nachdem der langjährige Moderator der Bachregatta bei der letzten Veranstaltung 2019 seinen Rückzug angemeldet hatte, war mit Heinz Walter ein ausgesprochen würdiger Nachfolger auserkoren worden. Denn Walter hatte zusammen mit Hans-Peter Ott 1976 die erste Bachregatta gestartet, die damals noch Backmulderennen hieß, denn zu Wasser gelassen wurden die Holztröge, in denen ursprünglich der Teig zum Backen vorbereitet wurde.
Es startete am Montag somit die „43. Bachregatta minus zwei“, so Heinz Walter, der sich die Moderation zusammen mit Tanja Marquardt teilte. Wie immer gab es zwei Bewertungen und zwei Wanderpokale für die Sieger des schnellsten und des schönsten Bootes. In der Kreativ-Kategorie fiel die Entscheidung am Montag allerdings sehr leicht, denn es gab mit der Kerwejugend nur einen Teilnehmer.
Sie hatte ihren Kerwewagen inklusive Musikbox im kleineren Format nachgebaut und mit vereinten Kräften von insgesamt zwölf Kerweborsch über die Brücken und durch die Fluten getragen, geschoben und gezogen. Dafür brauchten sie allerdings auch über sieben Minuten, brachten dafür ihr Bauwerk aber auch in einem Stück unbeschadet ans Ziel.
Die größte Hürde – übrigens für alle Teilnehmer – war die Aufgabe auf der dritten und letzten Brücke. Zwei Teilnehmer mussten jeweils zwei Schaumküsse verspeisen, ohne dabei die Hände zu Hilfe zu nehmen. Die fehlenden Hände waren dabei nicht das Problem. Schwer zu kämpfen hatten alle mit der fehlenden Luft, denn auf der letzten Brücke war allen die Anstrengung anzumerken und dann mit vollem Mund zu atmen, brachte die meisten fast an ihre Grenzen. Geschafft haben es am Ende alle und wer mit den Händen nachgeholfen hatte, musste das mit Strafminuten zahlen.
Die Aufgaben auf den beiden ersten Brücken waren deutlich einfacher zu lösen, insbesondere wenn die Teilnehmer – wie übrigens die meisten – Feuerwehrerfahrung haben. Auf der ersten Brücke mussten die hinter einer Lohwand befestigten Plastikflaschen mit der Feuerwehrspritze „abgeschossen“ werden und auf der zweiten Brücke ging es darum, mit dem Wasserstrahl aus dem Strahlrohr einen Ball durch eine Gitterstrecke nach oben zu befördern.
Bei den schnellsten Booten hatten einmal mehr Marcel Eckert und Silas Herborn die Nase vorn, nachdem Marcel Eckert mit einem Hechtsprung die Zielglocke nach zwei Minuten und 9 Sekunden anschlug. Auch 2019 und 2018 waren sie die Schnellsten, allerdings damals mit drei Minuten und 8 Sekunden beziehungsweise 3 Minuten und 17 Sekunden.
Über die Brücken, durch die Fluten
Für den zweiten Platz reichten die zwei Minuten 36 Sekunden des nachgemeldeten Teams von Stefan Steinbach und André Nees, die es eigentlich in zwei Minuten und 31 Sekunden geschafft hatten, aber fünf Strafsekunden wegen des Handeinsatzes bei den Schaumküssen in Kauf nehmen mussten.
Mit zwei Minuten und 47 Sekunden schaffte es Kerweparre Marvin Mößinger mit Jonas Hiesinger auf den dritten Platz. Neben den Wanderpokalen für die jeweiligen Sieger gab es am Ende für alle Teilnehmer eine Flasche Sekt sowie Sachpreise, die größtenteils von der Sparkasse gespendet worden waren.
Am Ende der von zahlreichen Schaulustigen entlang der Strecke verfolgten Bachregatta dankte Moderator Starthelfer Sepp Herpel auf der ersten Brücke, dem technischen Betreuer Thomas Weiß und Co-Moderatorin Tanja Marquardt, die insbesondere mit der Zeitabnahme beschäftigt war.
Der Wiedereinstieg als Moderator war für Heinz Walter eher moderat geblieben, denn bei der letzten von Hans-Peter Ott moderierten Regatta 2019 hatten sich immerhin 13 Teams angemeldet.
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