Bensheim. Die Beatles-Mania ist da – ausgelöst von der Tribute-Band „Help!“. Nach der Gründung 2012 gaben die Slowenen eines ihrer ersten Deutschland-Konzerte überhaupt mit den Songs von John, Paul, Ringo und George in der Live-Music-Hall Weiher. Jetzt sind sie ins größere Musiktheater Rex gewechselt. Die treue Fangemeinde dankt ihnen für ihre Ausdauer und sorgt für wieder ein gut gefülltes Haus. Die Stimmung ist klasse: Kein Wunder, denn die Band liefert eine super Show ab.
Die Illusion ist perfekt: Vorn auf der Bühne stehen vier Pilzköpfe der frühen 60er Jahre mit schwarzem Anzug, weißem Hemd und schwarzen Krawatten. Die Instrumentierung ist schlicht, aber wirkungsvoll. Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug ohne großen Schnickschnack. So könnte es 1960 im Hamburger „Indra“-Club ausgesehen haben, als sich die vier hier ihre ersten musikalischen Sporen verdienten.
Gründungsmitglied Ernie Mendillo als Paul McCartney, Ziga Stanonik (George Harrison), Alen Kovse (John Lennon) und Anze Semrov als Ringo Starr treten als Kollektiv an. Wie auch bei den Originalen kommt es auf alle an, damit die Musik ihre Magie entfaltet. Denn die Beatles-Songs beziehen ihre Eingängigkeit auch durch den mehrstimmigen, wechselnden Gesang. 40 davon haben die vier mitgebracht, einer bekannter als der andere.
Die Fans sind an diesem Abend oft jünger als die Songs selbst
Dass die Beatles knapp 60 Jahre nach ihrer Hoch-Zeit und fast 55 Jahre nach ihrer Auflösung immer noch nichts von ihrer Faszination verloren haben, zeigt nicht nur die Anzahl des Publikums, sondern auch dessen Alter. Denn der überwiegende Teil war überhaupt noch nicht auf der Welt, als die vier ihre größten Erfolge feierten.
Die sind aber selbst den später Geborenen längst in Fleisch und Blut übergegangen, wie sich beim Konzert zeigt. Kaum ein Song, den man nicht schon einmal gehört hat. Die große Bandbreite zeigt auch, dass die Pilzköpfe damals nicht nur für hitparadentaugliche Stücke standen, sondern durchaus ihre Rock’n’Roll- und Beat-Kanten hatten. Manchmal meint man Elvis um die Ecke schauen zu sehen, so kräftig ging’s ab. „Rock and Roll-Music“ ist nicht nur ein Titel, sondern auch Programm.
Wo anfangen und wo aufhören? Die Hit-Maschine der Beatles produzierte von 1962 bis 1969 Hits am Fließband. So „Love me do“ als erste offizielle Single der Band in ihrem Heimatland. „Please please me“ und „I saw her standing there“ sind ebensolche Erfolge aus den frühen Jahren, mit denen die Gruppe ihren Ruhm begründete.
„Roll over Beethoven“ von Chuck Berry, „All My Loving“ oder „I wanna be your man“ durften natürlich ebenso wenig fehlen wie „I want to hold your hand“, der erste Hit in den USA.
Ohrwurm reiht sich an Ohrwurm
Die gute Stimmung steckt an. Die flotten kurzen Zwei-Minuten-Stücke werden wie an einer Perlenkette aneinander gereiht. Kaum hat eines mit einer eingängigen Melodie begonnen, ist es leider schon wieder fertig. Den Fans wird kaum Zeit zum Luftholen gewährt, da folgt bereits der nächste Ohrwurm.
Die Tribute-Band konzentriert sich dabei zwar auf die bekannten Lieder, bringt aber auch neben den Nummer-Eins-Hits einige unbekanntere Perlen aus den LPs zu Gehör. „Yellow Submarine“ ist ein „Singalong“-Stück. Begeistert stimmen die Besucher in den Refrain mit ein. „Can‘t buy me love“ wiederum ist ein typisches Beat-Stück.
„Twist and shout“ oder „Johnny B. Goode“ haben sich zwar nicht Lennon und Mc Cartney ausgedacht, werden aber fetzig gespielt. „Long, tall Sally“ lässt die vier kräftig abrocken, sodass auch der Mann am Schlagzeug mal seinen normalen Rhythmus vergessen darf und voll abgeht. Die Saiten glühen, die Drumstöcke fliegen, die Anzüge wehen.
Das war natürlich noch lange nicht alles. Fürs zweite Set hat sich Tribute-Band noch bekanntere Stücke aufgehoben, wenn es die bei den Beatles überhaupt gibt. Mit „Help“ starten die vier, um dann in „Sgt. Pepper’s Lonely Heart Club“ Station zu machen, wo es „With a little help from my friends“ ein großes „Come together“ gibt. Dann noch „Let it be“, „Hey Jude“ oder „Yesterday“ – Fan, was willst du mehr. Aber auch ein Ausflug in Sternstunden der Musikgeschichte muss irgendwann zu Ende gehen.
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