Bensheim. Bereits zum 17. Mal fand am Sonntagnachmittag in der Bensheimer Innenstadt das Weltkindertagsfest anlässlich des 1954 ins Leben gerufenen Weltkindertags statt. Die Veranstaltung stand in diesem Jahr unter dem Motto „Kinderrechte – Bausteine für Demokratie“. Die Rechte von Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren stehen in der UN-Kinderrechtskonvention. Der Vertrag besteht aus über 50 Artikeln und wurde am 20. November 1989 von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen beschlossen. Die Karl-Kübel-Stiftung und die Stadt Bensheim hatten die rund vierstündige Veranstaltung wieder mit vielen Programmpunkten gefüllt.
Das Geschehen erstreckte sich vom Hospitalbrunnen bis hin zur großen Bühne am Ende der unteren Fußgängerzone. In diesem Bereich waren viele Stände aufgebaut, an denen Malaktionen stattfanden sowie sportliche Aktivitäten ausgeübt werden konnten. Etwa beim Karate oder im Innenhof des alten Hospitalgebäudes. Hier hatte die Hockey-Abteilung der DJK/SSG Bensheim insgesamt sechs Stationen aufgebaut.
Am Stand konnten sich die interessierten Kinder eine kleine Karte abholen, auf der die verschiedenen Parcours ausgewiesen waren. Bei den meisten von ihnen konnten die Kids ihre Geschicklichkeit und ihr Talent im Umgang mit dem Hockeyschläger testen, etwa beim „Autorennen“ oder der „Drachenhöhle“, wo der Ball eine Schnur entlanggeführt werden musste. Jede Station wurde von einem Mitglied des Vereins angeleitet, die dann auch das Bestehen der Aufgabe auf der Checkkarte vermerkten. Es gab auch Stationen ohne Schläger, wo das Ballgefühl im Vordergrund stand.
Rollenrutsche erfreute sich großer Beliebtheit
Etwas weiter in der Mitte des Hofes konnten Pfadfinderzelte gebastelt werden. Der Pfadfinderstamm Hagen von Tronje machte hier Werbung für das große 40-jährige Jubiläum, das am kommenden Samstag auf der großen Wiese des Weiherhauses zelebriert wird. Weiter links ging es bunt zu. Das Spielmobil Darmstadt hatte vielfältige Spielangebote mitgebracht, die Kinderherzen höherschlagen ließen. Ganz besonders beliebt war die große Rollenrutsche, bei der die Kinder in eine rote Kiste stiegen und eine circa 15 Meter lange Rutsche runtersausten.
Zurück in der Fußgängerzone konnten am Stand der GGEW, die wieder gemeinsam mit der Sparkasse Bensheim und Edeka Jakobi das Fest unterstützte, Turnbeutel gestaltet werden. Die Aktion erfreute sich großer Beliebtheit, viele Kinder gingen eifrig ans Werk. Die ersten beiden Preise erhalten freien Eintritt ins Bensheimer Basinus-Bad, der dritte Preis bekommt ein GGEW-Überraschungspaket. Etwas gewinnen konnten die Kinder auch am Glücksrad der Karl-Kübel Stiftung, die wieder mehrere Stände in der Nähe der Bühne aufgebaut hatte. Am Stand der Stiftung stand eine Tafel, die verschiedene Kinderrechte aufführte.
„Kinderrechte, dazu gehört auch das Recht zu spielen“, erläuterte Karin Klostermann, Leiterin der Abteilung Kommunikation und Strategische Partnerschaften der Stiftung. An einem Stand konnten sich die Kinder auf spielerische Weise erschließen, welche Rechte sie haben. Die Aktion hatte den Zweck, das Bewusstsein für weniger bekannte Rechte zu schaffen.
Das Recht auf Mitbestimmung
Dazu zählt exemplarisch das Recht auf aktive Mitbestimmung bei Dingen, die Kinder akut betreffen. Kinder und Jugendliche befinden sich im Zeitraum ihres Aufwachsens in einem besonderen Zustand, der in der Jugendforschung als „Moratorium“ bezeichnet wird. Damit ist gemeint, dass Kinder und junge Menschen von Pflichten und Erwartungen des Erwachsenenlebens entbunden sind. In diesem Zeitraum, so die Erwartung, sollen sie sich ausprobieren und ihre Identität entwickeln. Da dies nicht überall auf der Welt gegeben ist und Kinder an anderen Orten immer noch mit Repressionen zu kämpfen haben, erfordert einmal mehr den nachdrücklichen Appell, dass auch Kinder und Jugendliche Rechtsträger sind.
Um dem Motto gerecht zu werden, hatten sich die Veranstalter in diesem Jahr eine besondere Aktion einfallen lassen. Im Frühjahr wurden alle 4. Grundschulklassen eingeladen, sich an einem Malwettbewerb zu beteiligen. Das Motto lautete: „Was würdest du für Kinder tun, wenn du einen Tag Bürgermeister oder Bürgermeisterin von Bensheim wärst?“ Klostermann zeichnete gemeinsam mit Stadtrat Oliver Röder die vier besten Bilder aus, darunter auch eine Einsendung aus einer dritten Klasse. „Es ist geplant, dass die Bilder im Rathaus ausgestellt werden“, erläuterte die Abteilungsleiterin. Ein Termin hierfür soll demnächst bekannt gegeben werden.
Nacheinander wurden die Kinder auf die Bühne gebeten und gaben Auskunft über die gemalten Motive. Diese reichten vom Schwimmbad, dem beleuchteten Kirchberghäuschen bis hin zur Begegnung in der Schule. Alle Kinder bekamen einen Preis, der der gesamten Familie zugutekommt. Den ersten Platz machte Mia Geistaller. Ihr Bild brachte den Wunsch zum Ausdruck, dass alle Menschen, die aus anderen Ländern kommen, ein Zuhause finden und dass die Kinder in der Schule gut aufgenommen werden.
„Mit dem Wetter haben wir ein bisschen Pech, aber davon lassen wir uns die Stimmung nicht vermiesen“, so Stadtrat Röder. Gegen die Regenschauer, die zwischenzeitlich immer stärker einsetzten, waren Kinder und Eltern mit Regenschirmen und -jacken aber gut gerüstet.
Im Anschluss an die Preisverleihung wurde die Bühne wieder für eine Tanzeinlage der Tanzfabrik genutzt. Auch die Tanzgruppe Soleil der DJK-SSG Bensheim, die Kinderchöre der Stephanusgemeinde und der Evangelischen Gemeinde Auerbach sorgten für künstlerische und musikalische Beiträge an dem wieder mal gelungenen, wenn auch verregneten Sonntagnachmittag in der Bensheimer Innenstadt.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim_artikel,-bensheim-weltkindertag-fest-innenstadt-_arid,2330005.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html