TSV Auerbach

„Wellen, Wogen, Weggefährten“

Projektchor gestaltet einen Theaterabend voller Poesie, Musik und bewegender Geschichten.

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Der Projektchor der TSV Auerbach führte in der Halle A das Musiktheater „Wellen, Wogen, Weggefährten" auf. © Jürgen Strieder

Bensheim. Mit einem poetischen Bild beginnt der Abend: „Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen gleitet wie Schwäne der wankende Kahn.“ Diese Zeile aus Brechts Gedicht „Auf dem Wasser zu singen“, neu vertont von Wolfgang Vetter, eröffnet das Theaterstück „Wellen, Wogen, Weggefährten“, das am Sonntagabend die Halle A der TSV Auerbach in eine Bühne für Erinnerungen, Emotionen und Fantasie verwandelte.

Zu sanften Klavierklängen schreiten die Sängerinnen und Sänger des Projektchors der TSV Auerbach auf die Bühne. Ihre Stimmen tragen die Zuschauer hinaus aufs imaginäre Wasser, wo sich das Theaterensemble Theater der Erinnerungen dazugesellt. Gemeinsam entfalten sie ein bewegendes Panorama aus Geschichten und Anekdoten rund um das Element Wasser – mal nachdenklich, mal humorvoll, mal tief berührend.

Die Reise beginnt mit der Schöpfung allen Lebens – denn ohne Wasser gäbe es uns nicht. Doch das lebensspendende Element zeigt auch seine zerstörerische Seite. In einer Szene, die leise unter die Haut geht, wird von der Flut in Koblenz Anfang der 1990er-Jahre, erzählt. Als der Rhein über die Ufer trat und alles unwiederbringlich verloren war, blieb in der Verzweiflung nur ein Ausweg: mit der Gitarre in der Hand das Fenster zu öffnen, sich auf die Fensterbank zu setzen und zu singen. Was dann geschah, war magisch: Die Nachbarn öffneten ebenfalls ihre Fenster und stimmten in den Gesang mit ein. Ein Moment voller Menschlichkeit und Hoffnung – Gänsehaut garantiert.

Auch das Gedicht „Seepferdchen“ von Ringelnatz, liebevoll vertont von Wolfgang Vetter, berührt das Publikum. Die Schauspieler tanzen verspielt zwischen den Wellen, doch am Ende wird klar: Es sind Erinnerungen, denn eines der Seepferde wurde am Strand von einem Menschen zertrampelt. Ein stiller, trauriger Moment, der zum Nachdenken anregt.

Die Gletscherschmelze im Vallée Blanche bei Chamonix zeigt die dramatischen Folgen des Klimawandels. Wo einst mächtige Eismassen lagen, klafft heute eine leere Schlucht aus Kies – eindrucksvoll erzählt und visuell stark inszeniert.

Doch das Stück kennt auch die leichten Seiten des Wassers: Urlaub am Bodensee, verträumte Momente auf einer Insel an der Küste der Bretagne, und eine urkomische Szene mit einem übereifrigen Schwimmer auf Korsika, sorgen für herzhaftes Lachen.

Im großen Finale wird es wild: Piraten treffen auf Abenteurer an der Küste der Cinque Terre, ein Schwertkampf entbrennt, und eine übermütige Badewanne hält sich für das Mittelmeer. Ein turbulenter, fantasievoller Abschluss, bei dem das Ensemble noch einmal alles gibt – mitreißend, überraschend und voller Spielfreude.

Das Publikum war begeistert und belohnte die Darbietung mit frenetischem Applaus. Ein Jahr lang haben die Mitglieder des Projektchors der TSV Auerbach und des Theaters der Erinnerungen intensiv geprobt. Initiiert wurde das Projekt vom Nachbarschaftsheim Darmstadt e.V. unter der Leitung von Björn Lehn.

Die musikalische Gestaltung lag bei Wolfgang Vetter, der sämtliche Stücke komponierte, arrangierte und einstudierte. Die Aufführung in Auerbach wurde ermöglicht durch den Kultursommer Südhessen sowie die TSV Rot-Weiß Auerbach, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte.

Wer diesen außergewöhnlichen Abend verpasst hat, bekommt eine letzte Chance: Am 16. September um 20 Uhr wird das Stück ein letztes Mal im Theater Mollerhaus Darmstadt aufgeführt. Karten gibt es online über die website des Theater Mollerhaus oder an der Abendkasse. „Wellen, Wogen, Weggefährten“ ist ein besonderes Theater Erlebnis, das berührt, überrascht – und lange nachklingt. red

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