Kommunalpolitik

Warten auf das Fahrradparkhaus in Bensheim

Von 
Dirk Rosenberger
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Die Fahrradabstellanlagen am Bahnhof: Grüne und BfB wollten prüfen lassen, ob es Bedarf für eine Erweiterung und Sanierung gibt. Der Antrag wurde im Stadtparlament jedoch abgelehnt. © Neu

Bensheim. Der Bensheimer Bahnhof hat als neue Attraktion nicht nur eine öffentliche Toilette, für die man sich als Einheimischer nach den ersten Eindrücken nicht schämen muss. Er bekommt auch, sofern es nicht wieder zu Verzögerungen kommt, demnächst ein kleines Fahrradparkhaus mit 70 Plätzen.

Der Bedarf dürfte größer sein, aber in den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn konnte die Stadt die angedachte zusätzliche Fläche für eine Erweiterung nicht für sich beanspruchen. Die Grünen freuen sich nach eigenem Bekunden auf die Eröffnung des Parkhauses, kritisieren aber, „dass ein zukunftsorientiertes Angebot mit mehr Radabstellanlagen, die einladen, mit dem Rad zu fahren, nicht geschaffen wird“, so Fraktionschefin Doris Sterzelmaier in der Stadtverordnetenversammlung.

Bereits vor 2006 aufgestellt

Gemeinsam mit der BfB hatten die Grünen deshalb den Antrag gestellt, die bestehende Radabstellanlage mit den blauen Dächern in der Nähe der Taxis zu sanieren und zu erweitern. Wobei nicht gleich Nägel mit Köpfen gemacht werden sollten, sondern zunächst der Bedarf zu prüfen wäre.

Die blauen Anlagen seien teilweise vor 2006 aufgestellt worden, die Dächer in einem schlechten, verbeulten Zustand. „Als Entree von Bensheim unansehnlich“, kommentierte Sterzelmaier. Mit neuen Doppelstockparkanlagen könne sowohl ein größeres Angebot als auch eine optische Verbesserung erreicht werden. Bensheim könne sich als fahrradfreundliche Kommune weiterentwickeln. Ein Vorschlag der Verwaltung zu den Haushaltsberatungen stelle dann die Grundlage für den nächsten Schritt dar.

Norbert Koller betonte für die BfB, dass alle die Verkehrswende wollten. Die sei dringend erforderlich. „Der motorisierte Verkehr in Bensheim wird immer unerträglicher. Die Infrastruktur für Fahrräder, Bahn- und Busverkehr muss ausgebaut werden.“ Vor allem die in der Koalition aus CDU, SPD und FDP versammelten Parteien hätten jahrelang versucht, Bensheim autofreundlich zu gestalten, meinte Norbert Koller. Zu einer modernen Stadt, die klimaneutral sein wolle, gehöre eine ordentliche Infrastruktur, die nicht vor sich hingammele, spielte er auf die Abstellanlagen am Bahnhof an.

„Wir alle hatten den Traum von einem wunderschönen Fahrradparkhaus. Wir haben darum gekämpft, jetzt gibt es das nur in einem kleinen Bereich, obwohl Bedarf besteht“, bedauerte Feridun Bahadori. Es müsse nun halt irgendwie so gehen. Doppelstockparker als Ersatz für die überdachten Fahrradständer hielt er jedoch nicht für sinnvoll. „Ich möchte mal sehen, wie man die Räder dann dort hochhievt.“ Zudem wisse er nicht, wie die Verwaltung der Forderung im Antrag nachkommen soll, den Bedarf zu ermitteln.

Keinen akuten Handlungsbedarf sah Susanne Hannak (FWG). Das Parkhaus sei in Planung, es gebe bereits einen Antrag, zusätzliche Boxen aufzustellen und zu vermieten. Die von den beiden Fraktionen vorgeschlagene Prüfung sei nicht notwendig. Sie sehe in der Anlage außerdem keinen Gegensatz zum Anspruch, eine fahrradfreundliche Kommune sein zu wollen. Was die Optik angehe, könne man unter Umständen mit einem Glasreiniger für eine Aufwertung sorgen.

Rolf Kahnt, Fraktionsvorsitzender von „Vernunft und Augenmaß“, verwies ebenfalls auf das von allen gewollte Fahrradparkhaus. So lange könne man abwarten. Zumal auch er auf das Gewicht der Fahrräder aufmerksam machte, die seiner Meinung nach nur sehr schwierig, vor allem für ältere Menschen, in eine Doppelparkeranlage zu wuchten seien. „Das sollte man sich genau überlegen.“

Unterm Strich lief die abschließende Abstimmung wie die vorausgegangene Diskussion. Für ihren eigenen gemeinsamen Antrag stimmten erwartungsgemäß Grüne und BfB, die Mehrheit der Stadtverordneten lehnte ab.

So liegt das Augenmerk jetzt auf dem Fahrradparkhaus. Die Arbeiten laufen im Inneren des Bahnhofsgebäudes seit Wochen. Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung zeigte sich zuletzt im Spätsommer zuversichtlich, dass einer Eröffnung in diesem Jahr nichts mehr im Wege steht. Der Beschluss für eine solche Einrichtung datiert übrigens aus dem April 2014. Als Bremsklotz erwiesen sich in erster Linie die Verhandlung mit der Bahn.

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