Musiktheater Rex

Wärmende Countrysongs und ein kalter schwedischer Winter

Das schwedische Trio „Baskery“ bringt Gute-Laune-Musik nach Bensheim. Selbst produzierte Lieder mit rockigen Elementen.

Von 
Marvin Zubrod
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Die drei Schwestern Greta, Stella und Sunniva Bondesson aus Schweden sorgten als „Baskery“ für ausgelassene Stimmung im Musiktheater Rex in Bensheim. © Thomas Zelinger

Bensheim. Sich einfach mal treiben lassen: Wer würde das nicht mal gerne unter der Woche, wenn Schule, Arbeit oder Studium für zusätzlichen Stress sorgen. Wie gut, dass drei fröhliche Schwedinnen am Donnerstagabend genau das ermöglicht haben. Im Musiktheater Rex traten die drei Geschwister Greta, Stella und Sunniva Bondesson auf und brachten ausgelassene Countryklänge sowie das unbeschwerte Lebensgefühl des Nordens nach Bensheim.

Schon bevor es mit dem offiziellen Konzert losging, wurde mit dem Fuß gewippt. Da schallten die Lieder von „Boss Hoss“, darunter „Rodeo Radio“ und „Ring, Ring, Ring“ aus den Lautsprecherboxen und ließen erahnen, was die Zuschauer gleich erwarten würde. Denn als um kurz nach 20 Uhr das unter dem Namen „Baskery“ firmierende schwedische Trio die Bühne betrat, ging es nahtlos weiter mit fetzigen Countrysongs.

Allein das Bühnenbild hatte es in sich. Da stand auf der linken Seite Stella Bondesson an ihrem Kontrabass, der größer war als sie selbst. Daneben in der Mitte saß Greta am Banjo, einer Gitarre mit langem Hals. Davor stand das Schlagzeug, rechts daneben Sunniva an der Akustikgitarre. Die musikalische Bandbreite der Band spiegelte sich in der Songauswahl wider. Da war zum Beispiel „Heart of Gold“ von Neil Young, einer der bekanntesten Countrysongs überhaupt. Aufgenommen zu Beginn der Siebzigerjahre, hat sich das Lied zu einem Klassiker entwickelt, den das Trio aber keineswegs nur kopierte.

Als die drei Frauen gemeinsam die Textzeilen sangen und ihre Stimmen verschmolzen, klang das Lied geschliffener, gar etwas sanfter, aber nicht weniger ausdrucksstark als das Original. Deutlich wurde das, als sich Sunniva selbst auf der Mundharmonika begleitete, während sie weiter Gitarre spielte und so das Lied mit der typischen Klangfarbe eines Countrysongs betupfte.

Nicht nur musikalisch stach die jüngste der drei Künstlerinnen hervor. Sie beherrschte auch die Show, zum Beispiel zum eigenen Song „Throw a Bone“. Da stellte sie ihren linken Fuß auf die große Trommel des Schlagzeugs ihrer Schwester Greta, drehte sich zu ihr und ließ den rechten Arm lässig in der Luft kreisen, als würde sie ein Lasso schwingen. Und das alles, während Greta weiter am Banjo spielte. Vielleicht auch, weil die drei Schwedinnen mal einige Jahre in Amerika gelebt haben, beherrschten sie solche spielerischen Momente nahezu perfekt.

Doch das Besondere war: Es wirkte authentisch. Schon gleich zu Beginn hatte Sunniva auf Deutsch fröhlich in die Runde gefragt, mit dem Hinweis, dass man ja relativ zentral in Deutschland sei: „Es gibt keinen Dialekt hier?“ „Doch“, war die fast im Chor gesprochene Antwort aus dem Publikum, das ihr dann mit einem Wort weiterhalf, um sie in Hessen zu begrüßen: „Gude“.

So richtig gut war auch alles, was danach folgte. Es gab nur wenige Coversongs an diesem Abend, die meisten Lieder hatte „Baskery“ selbst produziert – und brachte damit durchweg gute Laune in den Saal. „Wir wollen, dass ihr shaked“, sagte das Trio auf Englisch, bevor es „Miss America“ spielte. Es sei eine Hommage an Amerika, das Land, das sie früher mal geliebt, wegen der politischen Entwicklung aber verlassen hätten.

Nun brachte „Baskery“ damit einen Hauch Nashville ins Rex. Also Musik aus der Stadt, die als Wegbereiter der Countrymusik gilt. Es war ein rasanter Song, der mit zunehmender Dauer fast immer schneller zu werden schien. Doch der ausfüllende, elegante Klang des Kontrabasses verlieh dem Ganzen eine wohltuende Balance.

Manchmal ging es ruhiger zu. So spielten die drei Künstlerinnen noch in der ersten Hälfte des Konzerts einen traditionell schwedischen Song mit dem Titel: „Bord allt vad oro gör“. Selbst wer des Schwedischen nicht mächtig war, konnte zumindest ein Gefühl dafür entwickeln, wie es in den skandinavischen Wintern zugegangen sein könnte. Es sei ein klassischer „Drinking Song“, den man früher vor allem gespielt habe, um die langen, kalten Monate zu überstehen, erzählte Sunniva. Dann sangen die drei Frauen die schwedischen Zeilen ohne musikalische Begleitung, also in einer A-Cappella-Version. So gefühlvoll, dass ihre wunderschönen und glockenklaren Stimmen den Saal mit Wärme erfüllten. Nicht mal jeder in Schweden kenne das Lied, sagte Sunniva nach dem Konzert. Sie und ihre Schwestern hätten es gewählt, um in Ausland schwedische Identität zu vermitteln.

Das Lied war zwar ein Kontrast zu dem sonstigen Konzertprogramm, das mit weiteren selbst produzierten Liedern wie „Haunt You“ auch rockige Elemente enthielt. Doch das Publikum schien alles zu genießen, was die drei Frauen an diesem Abend spielten. In den hinteren Reihen wippte sanft der Fuß, weiter vorn tanzten Männer und Frauen in ihren Fünfzigerjahren ausgelassen zu den Countryklängen. Sogar eine Kurzversion zu Abbas „Souper Trouper“ fügte sich da nahtlos ein. Gute Laune gab es auch mit dem Song „The Fall“.

Selbst wenn mal nicht gesungen wurde, fehlten die Stimmen nicht. Akustikgitarre, Banjo und Kontrabass waren so kraftvoll, dass man minutenlang dem Trio zuhören konnte, ohne etwas zu vermissen. Fast fühlte es sich an, als könne man sich von der Musik: einfach mal treiben lassen.

Freier Autor

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