Wirtschafts-Vereinigung

Business-Treff: Wie man Mitarbeitern Bock auf Montag macht

Lisa Kittel betonte beim Business-Treff in Bensheim, warum Unternehmen einen guten Coach und ein klares Ziel brauchen. Das sind die Gründe.

Von 
Thomas Tritsch
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Lisa Kittel (2.v.l.) referierte beim Business-Treff der Wirtschafts-Vereinigung. Aus ihrem Team von „Thank God it’s Monday“ hatte sie Tanja Heusinger (l.) und Sabine Kupka mitgebracht. Rechts WVB-Vorsitzender Jan Siefert. © Thomas Zeliner

Bensheim. Der Montag hat kein gutes Image. Kaum ein Mitarbeiter, der sich nach einem entspannten Wochenende so richtig auf den Beginn der Arbeitswoche freut. Doch man stelle sich vor, dass alle Kollegen motiviert und voller Leidenschaft in die Woche starten und gemeinsam den Erfolg ihres Unternehmens vorantreiben. Was wie eine volkswirtschaftliche Utopie klingt, ist in Zeiten eines immer dynamischeren Arbeitsmarktes pure Notwendigkeit. Denn um qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und ein Umfeld zu schaffen, das Top-Talente nicht nur bindet, sondern auch langfristig begeistert, kommt es auf ein positives Arbeitsklima an.

„Die Führungskraft muss auch ein guter Coach sein“, so Lisa Kittel, die mit ihrem Team angetreten ist, um Arbeitnehmern „Bock auf Montag“ zu machen. Beim Business-Treff der Wirtschafts-Vereinigung Bensheim (WVB) erläuterte die Volkswirtin und Unternehmensgründerin, wie es funktionieren kann. Ihre 2019 gegründete Agentur hießt TGIM: „Thank God it’s Monday“. Also „Gott sei Dank, es ist Montag“. Zielgruppe sind kleine und mittlere Unternehmen, die auch in der Wirtschafts-Vereinigung zahlreich vertreten sind. WVB-Vorsitzender Jan Siefert begrüßte die Gäste in der Villa Lacus zu einem interaktiven Workshop über die Unternehmenskultur von Morgen, die man bereits heute etablieren sollte.

Lisa Kittel unterstrich, dass sich das Bild einer erfolgreichen Führung in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt habe. Vorgesetzte seien heute auch in der Rolle eines Coaches gefragt. Wer seine guten Leute halten und neue gewinnen wolle, der müsse für sie da sein und zuhören können – auch bei privaten Themen. Denn auch häusliche Probleme können sich in die Arbeit verschleppen und für ein trübes Mikroklima sorgen.

Eine gute Führungskraft erkenne beispielsweise die Stärken eines Mitarbeiters und könne sie entwickeln. Fußballtrainer Klaus Schlappner, mit dem die Agentur bereits zusammengearbeitet hatte, habe bei Sorgen seiner Spieler immer die Themen Geld, Gesundheit und Frauen abgeklopft – immer mit Erfolg. „Zuhören schafft Vertrauen“, so Lisa Kittel in Bensheim.

Ein Chef sollte zugleich Vorbild und Visionär sein

Ein Chef sollte ein starkes Team erzeugen und zugleich Vorbild und Visionär sein. Sein Verhalten werde von Mitarbeitern stärker wahrgenommen, als das viele glauben mögen. Er muss aktiv zuhören und wahrhaftiges Interesse an seinem Team zeigen. Die Wertschätzung der Mitarbeiter sei daher Thema Nummer eins. Man muss Führung neu denken, wenn man an einem immer heißer umkämpften Markt erfolgreich sein wolle. Denn die demografische Entwicklung führt zu einer „ungemütlichen“ Situation: Die Baby-Boomer verabschieden sich so langsam Richtung Ruhestand, und es kommt relativ wenig nach. Zudem die „Generation Z“ oftmals völlig andere Vorstellungen von einer Work-Life-Balance habe als die Alten.

Hinzu komme ein auffällig hoher Krankenstand in den vergangenen Jahren, vor allem die Fälle psychischer Erkrankungen sind erheblich angestiegen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssten Unternehmen eine emotionale Bindung zu ihren Mitarbeitern aufbauen, so dass sich diese stark mit dem Arbeitgeber identifizieren und die Hürden höher werden, nicht im Job zu erscheinen.

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Ebenso wichtig sei es, Sinn zu stiften, so die Agenturchefin. Ein Chef muss als Vorreiter agieren und Ziele klar definieren, um alle anderen auf dem Kurs mitnehmen zu können. Fakt ist aber, dass rund 37 Prozent der Mitarbeiter die Zielsetzung ihres Unternehmens überhaupt nicht kennen. Kommunikation und Vertrauen sind zwei elementare Komponenten in der Unternehmenswelt. Wer nicht weiß, wohin es geht, der rennt orientierungslos über den Platz. Im Fußball sei es undenkbar, dass Spieler nicht wissen, auf welches Tor sie spielen sollen, so Lisa Kittel. Es würde nicht toleriert, wenn sie nicht für den Sieg brennen oder bei dauerhaft schlechter Leistung nicht ausgewechselt werden. In vielen Unternehmen aber fehle es Mitarbeitern an der klaren Vision für den Unternehmenszweck. Dieser werde ihnen oft nicht vermittelt. Zudem müsse die Führungskraft erläutern, warum diese oder jene Entscheidung getroffen wird.

Bei TGIM werden Mitarbeiter unter anderem in Lego-Workshops angeleitet, wie sie kreativ und kollektiv ein Ziel verfolgen können. Und vielleicht bald am Wochenende in ihrer Wohnung sitzen und sich auf den Montag freuen.

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