Parktheater - Musiktheater Mannheim zeigte eine moderne Version des Grimm'schen Märchenklassikers

Viele gute Ratschläge für Rotkäppchen

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Keine Angst vorm bösen Wolf: Das Musiktheater Mannheim brachte eine moderne Version des Märchens "Rotkäppchen" auf die Bühne des Parktheaters.

© Funck

Bensheim. Hey, was für eine coole Socke! Rotkäppchen ist längst nicht mehr nur das gutgläubige, naive Mädchen, das blindlings in die Falle tappt und vom Wolf als Nachspeise gefressen wird. Jenes Rotkäppchen, das die Musikbühne Mannheim auf die Parktheater-Bühne schickte, ist clever und gewitzt und lässt sich von niemandem etwas gefallen. Schon gar nicht von dem gefräßigen, aber ziemlich einfältigen Raubtier.

Rotkäppchen hingegen durchschaut den perfiden Plan von "Rolf, dem Wolf" und sinnt auf eine List. Als die Bratpfanne als Abschreckungsmittel allein nicht mehr genügt, reift in der kecken Göre Plan B. Mit einer Flasche Heidelbeerwein macht sie den tapsigen Kerl betrunken, müde und handlungsunfähig und zerrt die Oma nach gelungener OP aus dessen Bauch.

Nicht ohne sich allerdings vorher zu vergewissern, ob die Großmutter "noch in einem Stück ist". Sie ist es: "Ich bin fit." Und nur weil die resolute Seniorin mit der pinkfarbenen Haartracht eine "aktive Tierschützerin" ist, lässt sie mit ihrer Enkelin Gnade vor Recht walten und den Wolf mit hängenden Ohren laufen.

Menschen wie du und ich

Gut eine Stunde dauerte die musikalische Märchenstunde für Kindergarten- und Grundschulkinder. Alle vier Vorstellungen waren so gut wie ausverkauft. Wie aufmerksam die jungen Theaterbesucher das Geschehen im Rampenlicht verfolgten und wie sehr sie mit den Figuren auf der Bühne mitfieberten, zeigte sich auch daran, dass sie Rotkäppchen wiederholt mit Tipps und gut gemeinten Ratschlägen vor weiterem Ungemach warnten. Und es wurde viel und herzhaft gelacht.

Die Rahmenhandlung orientiert sich zwar an der Geschichte der Gebrüder Grimm, die Titelfiguren aber sind Menschen wie du und ich. Oder so ähnlich jedenfalls. Und sie reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Die kleinen Zuschauer verstehen die flotten Dialoge auf Anhieb, auch deshalb, weil es die gleiche Sprache wie die ihre ist.

Keine Lust, die Oma zu besuchen

Rotkäppchen beispielsweise hat null Bock, die kranke Oma zu besuchen. Viel lieber würde sie Musik hören, chillen und auf ihrem Handy herum hacken. Die gestresste Mama aber kennt kein Pardon. Und der Wolf stellt gleich von vornherein klar, dass niemand Angst vor ihm haben muss: "Ich bin der Rolf und spiel' den Wolf." Seine Lieblingsspeise allerdings erscheint dann doch sehr gewöhnungsbedürftig, nämlich "Försters Christel und Jäger-Schnitzel".

Selbst die Großmutter ist kein bisschen betulich und tüttelig, sondern ziemlich schräg und um keinen guten Spruch verlegen. Sie greift beherzt zu, als sie merkt, wen sie vor sich stehen hat und versucht den Hunger des Wolfs mit vegetarischen Bratkartoffeln zu stillen: "Zu viel Fleisch ist ungesund." Was ihn aber letztendlich doch nicht davon abhält, seine Gastgeberin in einer Minute der Unaufmerksamkeit zu verschlingen.

Das dreiköpfige Ensemble der Musikbühne Mannheim schaffte es mit einer Mischung aus lustigen Sprüchen, fetzigem Hip-Hop, Rap und poppigen Liedern ein modernes Musical nach dem Vorbild des Grimm'schen Klassikers auf die Bühne zu zaubern. Musikalisch begleitet wurden die Darsteller vom Komponisten Frank Steuerwald.

Dass den Schauspielern die Spielfreude buchstäblich aus allen Knopflöchern blitzte und sie in jeder Szene tüchtig Gas gaben - und dazu auch noch gut singen konnten - steigerte das Vergnügen des jungen Publikums um ein Beträchtliches.

Als der Vorhang nach etwas mehr als sechzig Minuten fiel, hatten die kleinen Zuschauer noch lange nicht genug und forderten vehement Zugaben. gs

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