Bensheim. „Wir hätten auch ein Zelt auf die Straße gestellt und dort geimpft“, versichert Bianca Scholz, Mitglied im Verein „Wir sind Bergstraße“ kämpferisch und fährt fort: „Wir haben genügend Ehrenamtliche, Ärzte, Impfberechtigte und Apotheker, die alle helfen wollen, die impfen können und dürfen und zudem hoch motiviert sind. Das Problem ist die Impfstoff-Beschaffung, und die hat der Kreis jetzt für eine bestimmte Personengruppe übernommen.“
Das Ergebnis: Ein spontanes Impfangebot an alle Feuerwehrmänner und -frauen im Kreis, an Mitglieder des THW und Angehörige des Katastrophenschutzes. Am Nikolaustag ging die Sonderaktion im kurzzeitig wiederbelebten Impfzentrum am Berliner Ring an den Start. Bis Freitag haben 1500 Personen aus dem gesamten Landkreis von Abtsteinach bis Neckarsteinach und Zwingenberg für den ersten, zweiten oder dritten Piks einen Termin vereinbart. Neunzig Prozent davon erhalten ihre Booster-Impfung,
Gut zwei Monate ist es her, dass das zentrale Impfzentrum am 30. September offiziell geschlossen wurde und die Impfaktionen gegen Corona ähnlich einem Bummelzug vor sich hin dümpelten. Seit Montag nimmt der Impfexpress an der Bergstraße langsam Fahrt auf – auch wenn er noch ruckelt. In den Arztpraxen wird ebenfalls geimpft – sofern die bestellten Dosen geliefert werden können.
Es klappte wie am Schnürchen
Die Impfbereitschaft unter der Bevölkerung ist groß – bei den Impfrationen allerdings hapert es nach wie vor. Nicht alle, die derzeit ihrer Erst-, Zweit- oder Drittimpfung wollen, bekommen sie – oder sie müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Geduld heißt das Gebot der Stunde, und Wut und Enttäuschung über den Mangel machen sich breit.
Ganz anders war die Stimmung am Montagabend im ehemaligen Impfzentrum. Die „Nikolaus-Aktion“ lief wie am Schnürchen, die EDV-Nacherfassung klappte nach Einweisung der Ehrenamtlichen reibungslos. Der Verein „Wir sind Bergstraße“, der sich zu Beginn der Pandemie in einer Hau-ruck-Aktion gegründet und im Alleingang mit Hilfe seiner Mitglieder und zahlreicher Spenden 27 000 Masken hergestellt und verteilt hatte, hat innerhalb von nur fünf Tagen Nägel mit Köpfen gemacht.
27 Freiwillige im Einsatz
„1500 Impfdosen sind gesichert“, versprechen die Initiatorin Bianca Scholz und Landrat Christian Engelhardt übereinstimmend. Geimpft wird ausschließlich mit Biontech und Moderna. Auf den Weg gebracht wurde die vorbildliche Aktion auf einer Versammlung von „Wir sind Bergstraße“ in der vergangenen Woche. Per Whats-App-Chat wurden die Mitglieder informiert: „Wir haben alle hurra gerufen als feststand, dass der Impfstoff da ist und wir loslegen können“, so Bianca Scholz, die auf ihr Team und ein enggeflochtenes Netzwerk verweist.
Bis zum Freitag steht das abgespeckte Impfzentrum ausschließlich für die Ehrenamtlichen in Uniform, die immer dann zur Stelle sind, wenn es brennt – auch im übertragenen Sinne – abends offen. Insgesamt 27 Freiwillige vom Verein „Wir sind Bergstraße“ – unter ihnen der komplette Vorstand und der ehemalige Bürgermeister Rolf Richter – sind in unterschiedlicher Besetzung an fünf Tagen vor Ort und sorgen für einen geordneten Ablauf.
Medizinisches Personal aus dem Verein setzt in drei Impfkabinen den Piks in den Oberarm, eine Ärztin, beziehungsweise ein Arzt, sind immer zur Stelle. Am Nikolaustag war es Anna-Lena Homa. Ihr Ehemann Alexander und Tochter Zoe unterstützten die Aktion auf ihre Weise. Sie hatten, als Nikolaus und Christkind verkleidet, eine süße Überraschung für die Impflinge parat.
In den vergangenen Tagen haben Bianca Scholz, Motor und Antreiberin der Sonderimpfaktion, die sich selbst als Teamplayerin versteht, und mehrere impfberechtigte Mitglieder von „Wir sind Bergstraße“ an unterschiedlichen Stellen die Spritze herausgeholt und einzelne Personen geimpft: am Arbeitsplatz, in der Praxis, in der Kanzlei und an anderen Orten.
Ein „Herzenswunsch“, so formulieren es die Freiwilligen, ist eine Impf-Adventsaktion an den Wochenenden 11./12. Dezember und 18./19. Dezember im Bürgerhaus Kronepark in Auerbach.
„Organisatorisch ist das zu leisten“, ist sich Scholz sicher, „wir sind nicht unbedingt auf das Impfzentrum angewiesen. Wenn wir genügend Impfstoff haben, legen wir los. Das Personal ist da.“ Deshalb geht der Aufruf des Vereins auch an überlastete Arztpraxen und Mediziner, vorhandenen Impfstoff zur Verfügung zu stellen.
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