Fürstenlager

Überraschende Einsichten und ästhetische Erlebnisse

Im Damenbau stellen sieben Künstlerinnen und Künstler unter dem Motto „Altgold & Rohdiamanten“ ihre Werke aus.

Von 
Eva Bambach
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Vernissage für die neue Ausstellung im Damenbau. Unser Bild zeigt (v.li.) Ingrid Edith Zobel, Carola Müller (Galeristin), Nora Noé in Vertretung des verstorbenen Künstlers Theo Schneickert, Oskar Lux, Nadine Feindura und Elena Tews. © Thomas Neu

Bensheim. Es funkelt und blitzt – doch manches bleibt noch kantig und ungeschliffen, zugleich verheißungsvoll. Bewusst hast Galeristin Carola Müller den Namen „Altgold & Rohdiamanten“ für die aktuelle Gruppenausstellung im Fürstenlager gewählt. Wie schon mehrfach in der Vergangenheit hat sie den von der Gruppe „Kunst im Fürstenlager“ des Auerbacher Kur- und Verkehrsvereins verwalteten Damenbau für ihre Galerie „artmea – International Gallery of Fine Arts“ gemietet.

Konzentrierte sie sich in den vorangegangen Ausstellungen eher auf ein bis zwei Kunstschaffende, so spielt sie bei der Präsentation mit der Vielfalt, mit der Neugier auf künstlerisches Potenzial und Aufbruch aber ebenso mit Assoziationen an Kostbarkeit und Geschichte.

Sieben Künstlerinnen und Künstler treten in den Räumen des Damenbaus in einen offenen Dialog: Dimitri Vojnov, Theo Schneickert, Ingrid Edith Zobel, Nadine Feindura, Christoph Heiser (alias BZR), Elena Tews und Oskar Lux. Gemeinsam bilden sie ein facettenreiches Ensemble, das von klassischer Malerei über Grafik und Fotografie bis hin zu Skulptur und experimentellen Ansätzen reicht. Wer die Ausstellung besucht, erlebt kein geschlossenes Narrativ, sondern eine Collage aus künstlerischen Positionen, die in ihrer Heterogenität eine gewisse Spannung erzeugt. Es sind Malende ebenso wie Fotoschaffende vertreten, doch bildet der Bezug zur Fotografie einen zarten roten Faden zwischen allen.

Das Publikum ist gefordert, den Faden selbst zu verknüpfen – und hat Aussicht auf überraschende Einsichten und ästhetische Erlebnisse. Dimitri Vojnov, Theo Schneickert und Ingrid Edith Zobel stellen als arrivierte und der Galerie schon länger verbundene Kreative das „Altgold“ dar, während Nadine Feindura, Christoph Heiser (BZR), Elena Tews und Oskar Lux Neuentdeckungen sind.

Dimitri Vojnov, bulgarisch-deutscher Maler mit akademischer Kunstausbildung, verbindet altmeisterliche Techniken in eine surreale Bildsprache, in der Figuren, Symbole und Traumfragmente mit ironischem Unterton ineinanderfließen. Häufig versieht er seine Kompositionen glatter, statuarisch dargestellter Frauengestalten mit kunsthistorischen Anspielungen

Der vor zwei Jahren verstorbene Maler Theo Schneickert war als gelernter Klischeeätzer in der druckgrafischen Tradition verwurzelt. Seit den 1980er Jahren als freier Künstler in Mannheim lebend, entwickelte er in seiner Malerei eine ganz eigene, stark abstrahierte und betont malerische Ausdrucksweise. In der Ausstellung sind großformatige Aquarelle in warmen Farben zu sehen, ein Spiel von Formen und Räumlichkeit, das nur sehr dezent, wie in dem Bild „Der Schöne Roboter“, Ausflüge in die Gegenständlichkeit enthält.

Die gebürtige Saarländerin Ingrid Edith Zobel studierte Bildhauerei. Im Erdgeschoss des Damenbaus zeigt sie neben plakativen Porträts von historischen Figuren eine Reihe von völlig anders aufgefassten „Fotogemälden“, bei denen sie Naturdarstellungen als fraktale Gebilde präsentiert – eine faszinierende Verbindung der darstellerischen Möglichkeiten von Malerei, Fotografie, Natur und Mathematik.

Die in Hemsbach lebende Nadine Feindura, die zur Zeit im dortigen Schloss auch eine eigene Einzelausstellung hat, bewegt sich zwischen Fotografie und Objektkunst. Ihre Bilder sind von einer klaren, fast kühlen Ästhetik geprägt. Mit viel Lust am Experiment integriert sie unter anderem echte Glasobjekte in ihre Malerei. Auch bestimmte kompositorische Elemente verweisen auf die Tiffany-Kunst, über die sie nach einer ganz anderen beruflichen Laufbahn schließlich zur Malerei fand.

Christoph Heiser aus Bürstadt kommt von der Street-Art, wofür auch sein getaggter Künstlername BZR ein Indiz ist. Seine Arbeiten haben einen deutlichen Hang zum gesellschaftlichen Kommentar und zur Ironie. Doch sind seine Bilder keine Statements, sondern offene Angebote – frei für Interpretation und Kommunikation.

Die russische Fotografin Elena Tews schlug in der Jugend eine Empfehlung an eine renommierte Moskauer Kunst-Akademie aus, um Physik zu studieren. Neben ihrer Arbeit als IT-Managerin in einem internationalen Konzern, heute in Frankfurt lebend, fotografiert sie mit viel Gefühl für die ästhetischen Auswirkungen eines guten Bokehs und einem Auge, das – wie bei „Waterdrop Crown“ – blitzschnell den Reiz bestimmter Konstellationen erfasst.

Auch der studierte Psychologe Oskar Lux ist Fotograf. Seine bewusst reduzierten, schwarz-weißen Porträts konzentrieren sich ganz auf die dargestellte Person. Sie inszenieren unter weitgehendem Verzicht auf Requisiten bestimmte Merkmale der Persönlichkeit und vertrauen dabei auf die Aussagekraft von Licht- und Schattenwirkung.

Bei der Vernissage am Samstagnachmittag führte Galeristin Müller mit einer Vorstellung der Künstlerinnen und Künstler in die Ausstellung ein. Es ergaben sich intensive Gespräche der mehrheitlich anwesenden Künstler mit den zahlreichen Gästen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. September zu sehen, immer samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung (info@artmea.de).

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