Bensheim. Trauerflor statt Narrenkappe: Die Kampagneneröffnung in Bensheim wurde am Samstag von den Terroranschlägen in Paris überschattet. Beim traditionellen Treffen in der Innenstadt haben die Fastnachter geschlossen auf Musik und humoristische Beiträge verzichtet. Vereine und Gäste waren noch immer bewegt von den Ereignissen, die am Vorabend die französische Hauptstadt erschüttert hatten.
Es herrschte gedämpfte Stimmung am Lammertsbrunnen, wo die Bensheimer Karneval-Gesellschaft (BKG) alljährlich die symbolische Übergabe des Rathausschlüssels inszeniert. Im Vorfeld hatte man überlegt, die Veranstaltung komplett abzusagen, sich dann aber für eine minimalistische Variante entschieden. Tenor unter den Karnevalisten: Der internationale Terrorismus darf die kulturellen Traditionen in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft nicht gefährden.
"Wir werden uns vom Terror nicht einschüchtern lassen", sagte Bürgermeister Rolf Richter: "Unsere Solidarität und unser Mitgefühl gilt den Opfern, ihren Angehörigen und der gesamten französischen Bevölkerung."
Zeichen der Verbundenheit
Den Fastnachtern ist es gelungen, den Termin würdevoll über die Bühne zu bringen. Viele, die vor Ort dabei waren, lobten die abgespeckte und leise Form als richtige Entscheidung. Beim Zug durch die Hauptstraße trug man - allen voran - als Zeichen der Verbundenheit die französische Flagge mit Trauerflor. Sämtliche Fahnen waren mit einem schwarzen Band versehen. Die Narrenkappen blieben ab.
Neben den Karnevalsvereinen aus der Region war auch die Stadt- und Kreispolitik großflächig vertreten. Landrat Christian Engelhardt kommentierte die Anschläge in Frankreich als Angriff auf die demokratischen Grundwerte in ganz Europa. Es sei erschreckend mitanzusehen, wie nah der Terror mittlerweile an die deutschen Grenzen heranreiche. "Paris ist der Bergstraße geografisch sogar näher als Berlin."
Motto der Schlüsselübergabe war "Die BKG trifft närrische Freunde". Aus Heppenheim kamen Mitglieder der Straßenfastnacht. Frau Zugmarschall Barbara Schaab und Schirmherr Siegfried Eibner gedachten den Opfern von Paris ebenso wie Markus Wilfer von der Fasnachtsgesellschaft Bottschlorum: "Wir lassen uns vom Terror nicht erpressen."
Sitzungspräsident Guido Grünhag von den Grieseler Rote Funken betone die Natur der Fastnacht als Fest der Menschen und der friedlichen Gemeinschaft. Ziele der Terroristen seien aber Angst und Abschottung. "Wir stehen für das genaue Gegenteil. Eijo - jetzt erst recht." Die Bensheimer Frauenfastnacht war unter anderem mit Astrid Dochtermann vertreten, von der Kolpingfastnacht grüßte Sitzungspräsident Jürgen Schröder.
BKG-Vorsitzende Renate Schütz dankte den Gästen für ihr Verständnis. Gleich zu Beginn des Treffens erläuterte Sitzungspräsident Hans Bang, dass man angesichts der aktuellen Ereignisse keine gute Laune verbreiten könne.
Bang rief die Anwesenden zu einer Schweigeminute auf. Die Bergsträßer Fastnachter gedachten auch dem jüngst verstorbenen Herbert Wöhnl vom Karnevalverein Narrhalla Zwingenberg.
Die BKG-Elferratssitzungen finden am 23., 29. und 30 Januar im Bürgerhaus statt. Karten sind ab Anfang Januar bei der Parfümerie Scheid oder unter der Telefonnummer 06251/76147 erhältlich.
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